Cold Belt - Band 1 - Feuerblut (German Edition)
wir dann mal ins Kino?“ Sebastian versuchte, seine Enttäuschung zu vertuschen, indem er laut loslachte. Lilly hielt ihn an seinem Handgelenk fest.
„ Es ist okay, wenn du jetzt wütend und enttäuscht bist. Ich weiß, wie man sich fühlt, wenn Gefühle nicht erwidert werden.“ Beide schlenderten noch eine Weile schweigend durch die Straßen, bevor sie die Burger kauften und zurück zu den anderen gingen.
Die Tage vergingen leider viel zu schnell. Alle hatten sie mittlerweile ihre Referate geschrieben und verbrachten viel Zeit miteinander. Den Abend des zweiten Augusts wollte Lilly aber ruhig zu Hause verbringen. Es war Montag und bereits nächste Woche waren ihre ersten Sommerferien in Harts vorbei. Als sie auf ihrem Bett lag und mit Sam und Cathya chattete, vernahm sie eine leise Melodie. Die letzten Tage hatte sie zusammen mit Sam bei Cathya übernachtet und darum nicht mitbekommen, ob wieder etwas von Calebs Klavierspiel zu hören war.
Als sie ihr Fenster öffnete, hörte sie die Mondscheinsonate beinahe dermaßen deutlich, als stünde sie direkt neben Caleb. Sehnsüchtig blickte sie auf das leere Feld, das sie dank des Vollmondes gut erkennen konnte. Es war bereits nach 23 Uhr, aber sie konnte sich jetzt nicht schlafen legen. Am liebsten würde sie zu ihm gehen, doch die Nebelwand des Warm Shelter zeigte ihr nichts weiter als einen kahlen Acker.
Die dichten Wolken, die in dieser Nacht den Himmel bedeckten, ließen den Vollmond nur selten hindurchschauen. Dann wurde es beinahe so hell wie am Tag, dachte sich Lilly, die verträumt zu den Wolken schaute, sich vorstellte, wie sie neben Caleb saß, dabei zusah, wie seine Finger über die Tasten huschten. Wie er die Mondscheinsonate spielte, sich hingebungsvoll im Takt wiegte und ihm dabei seine schwarzen Haare ins Gesicht fielen. Unbemerkt neigte sie sich zur Seite, als würde Caleb neben ihr stehen, so dass sie sich an ihn lehnen konnte. Jedoch berührte sie dabei nur die Wand, was sie zurück in die Realität brachte.
Seufzend blickte sie auf das Cold Belt und das Haus mit der alten Veranda, auf der Caleb gesessen hatte, als sie sich getroffen hatten. Dort hatte er ihr die Taschenlampe weggenommen und sie dann in den ersten Stock des Hauses gezogen. Das flackernde Licht der Kerzen hatte das Zimmer erhellt und …
„ Mhh?“ Lilly blinzelte. Erschrocken weiteten sich ihre Augen und sie stellte sich aufrecht hin. Sie sah die sieben Häuser. Auch das, in dem Caleb lebte und sein Klavierspiel vernahm sie ebenfalls klar und deutlich.
„ Das gibt es doch nicht!“ Ihr Wunsch war in Erfüllung gegangen. Erneut schien der Warm Shelter einen Defekt zu haben, denn die Nebelwand, die das leere Feld zeigen sollte, war verschwunden. Es war ihre Chance, Caleb wiederzusehen!
Hastig zog sie sich ein paar Ballerinas an, nahm ihre Taschenlampe an sich und schlich die Treppen hinunter, da sie ihre Eltern und ihren kleinen Bruder keinesfalls wecken wollte.
Diese Nacht war es so angenehm warm draußen, dass sie nur ein enges Shirt mit dünnen Trägern und kurze Shorts trug. Kaum war sie durch die Terrassentür geschlüpft, schaute sie auch schon auf die Warnlichter des Warm Shelter. Sie reagierten nicht.
„ Genau so wie beim letzten Mal. Das ist ja irre!“
Lilly biss sich auf ihre Unterlippe, schaute sich nervös um, bevor sie über den Warm Shelter sprang und über das Feld lief. Ihr Herz schlug so wild, dass sie glaubte, gleich an einem Infarkt zu sterben. Ihr wurde schwindelig, so schnell war sie gerannt, bis sie an der Veranda stehenblieb und sich umsah.
Es war nichts geschehen. Lilly sah sich um und bemerkte, dass Caleb aufgehört hatte zu spielen. Würde er erneut zu ihr kommen? Sie wollte ihn sehen. Jetzt sofort!
„ Caleb?“, flüsterte sie durch die Dunkelheit, dachte nicht daran, ihre Taschenlampe anzumachen, so aufgeregt war sie.
„ Oh, wie erfreulich“, meinte eine junge Frauenstimme mit einem leicht ironischen Unterton, der Lilly erschauern ließ. Sie drehte sich um, erblickte aber niemanden. Calebs Stimme war es auf jeden Fall nicht gewesen. Sie machte ihre Taschenlampe an und fuchtelte damit durch die Dunkelheit.
„ Das hat ja beinahe Lieferservicequalitäten. Ich liebe frisches Menschenblut, besonders, wenn es noch Temperatur hat und frisch ist.“ Sie lachte und berührte Lillys Schultern, die panisch zusammenschreckte und sich nicht traute, auch nur zu blinzeln. Doch ihre Angst war plötzlich weg. Ihre körperliche Anspannung
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