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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. M. Goeglein
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ich bin nicht bescheuert! Du hörst drauf, was die anderen sagen, die sagen, dass ich dumm bin, und das bin ich nicht! Die sollen mich respektieren!«
    Die Szene in Der Pate II ist die Abrechnung zwischen dem jüngeren Bruder, der die Kontrolle über die Mafia übernommen hat, und dem älteren, der übergangen wurde – genau umgekehrt wie bei meinem Dad und Onkel Buddy. Es hatte einen komischen Beigeschmack – als hätte sich mein Onkel diese Stelle deswegen immer wieder angeguckt, weil sie genau das zeigte, was er sich so sehr wünschte. Ich schaltete die DVD aus, und der Bildschirm wurde schwarz; jetzt war es noch dunkler im Raum. Die Stille wurde von Besteckklappern unterbrochen. Nach einem prüfenden Blick auf die Pistole schlich ich zur Küchentür und schob sie geräuschlos auf. Am Tisch saß Onkel Buddy, unrasiert und allein, und kaute mit vollen Backen. Rechts von ihm stand eine Packung Froot Loops, links eine halbleere Wodkaflasche, und direkt vor ihm kokelte eine Zigarette in einer ascheverdreckten Tasse vor sich hin. Er nahm die Bewegung wahr, als ich die Pistole auf ihn richtete, hob den Kopf, sah mich übernächtigt an und sagte: »Greta hat mich verlassen.«
    Ich hielt die Waffe schussbereit, wie ich es in den Filmen gesehen hatte, und sprach das Erste aus, was mir durch den Kopf ging: »Greta ist klüger, als ich dachte.«
    Onkel Buddy nickte langsam. »Ich habe das verdient«, murmelte er mit einer Stimme, die ehrlich und bitter und völlig erledigt klang. »Ich habe es kaputtgemacht. Ich mache alles kaputt.«
    »Wo sind Lou und meine Eltern?«
    »Weißt du, was Greta gesagt hat, bevor sie abgehauen ist? Sie hat gesagt: ›Selbst wenn du dieses Notizbuch in die Hände bekommen hättest , hättest du versagt !‹ Sie hat mich angespuckt und geschrien: ›Dein Alter und dein Bruder hatten recht , Benito … du taugst zu nichts anderem, als Teig anzurühren!‹« Er nahm einen Schluck aus der Wodkaflasche und fuhr dann fort: »Na, was soll’s. Wenigstens hat sie mir den Ring zurückgegeben. Ich frag mich, wo ich den hingetan hab …«
    »Onkel Buddy«, sagte ich und fühlte, wie die blaue Flamme aufflackerte und mich von tief in meinem Bauch bis zu meinem Gehirn mit einer kalten Wut erfüllte, die mir sehr deutlich empfahl, ihm eine Kugel in den schnapsvernebelten Kopf zu jagen. Das ghiaccio furioso war so mächtig und lebendig, dass es mich ganz und gar zu verschlingen drohte und mir kleine, prickelnde Stromstöße durch den Körper schickte, um mich endlich zum Abdrücken zu bewegen. Vielleicht lag es daran, dass ich Onkel Buddy früher einmal so geliebt hatte und ihn jetzt so sehr hasste, aber dieses Mal stellte ich mich der kalten Wut, konzentrierte sie hinter meinen Augen und behielt sie unter Kontrolle, statt mich von ihr kontrollieren zu lassen. »Onkel Buddy«, sagte ich noch einmal, und als er mich ansah und entdeckte, was ihn aus meinen Augen anblickte, zog ein schrecklicher Ausdruck der Erkenntnis über seine aufgedunsenen Züge.
    »Oh nein, bitte nicht«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Du nicht auch noch.«
    »Wo sind sie?«, fragte ich und trat näher. Er wurde auf seinem Stuhl immer kleiner, bis ich von oben auf ihn herunterblickte. »Sieh mich an«, befahl ich. »Sieh mir in die Augen und sag mir die Wahrheit. Du hast keine Wahl.«
    »Ich weiß es nicht«, murmelte er zum Tisch gewandt. »Dieser Hund, wie heißt er noch …«
    »Harry?«
    »Der lief hier rum, als würde er auf Lou warten.«
    Oder auf mich, dachte ich, und ganz plötzlich hatte ich von Onkel Buddys Gemurmel die Nase voll. Ich packte ihn bei seinem fettigen Haar und riss ihm den Kopf zurück, bis seine Augen sich widerstrebend, geweitet und feucht auf meine richteten. »Wo sind sie?«, fragte ich so ruhig, dass es sich in meinen eigenen Ohren wie tot anhörte.
    Er starrte mich an, und ich sah, was er am meisten fürchtete.
    Ihn selbst, nicht alt und allein, sondern schlimmer noch, jung und allein.
    Es war Onkel Buddy, nicht gehasst, sondern vergessen.
    Er hielt inne, sein Unterkiefer zitterte, und dann sagte er: »Ich schwöre, ich habe keine Ahnung, wo sie sind! Ich schwöre bei Gott!«
    »Was ist mit den Behörden? Hat Dad irgendeinen Deal mit ihnen gemacht?« Mir war der Streit zwischen den beiden wieder eingefallen, bei dem Onkel Buddy angedeutet hatte, dass er die Mailbox meines Vaters abgehört und seine E-Mails gelesen hatte.
    Onkel Buddy zerfloss unter meinem Blick und sah mit jeder Sekunde blasser und

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