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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. M. Goeglein
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Sidekick. Was Robin für Batman ist, Doktor Watson für Sherlock Holmes und Tom Hagen für Michael Corleone.«
    »Hey, jetzt warte mal«, sagte ich und setzte mich auf.
    »Verstehst du nicht?«, fragte Doug. »Mein ganzes Leben lang habe ich es immer falsch angefangen. Ich habe immer an die Heldenrolle gedacht, dabei bin ich prädestiniert für den treuen und fähigen Begleiter mit dem flinken Verstand und den großen intellektuellen Fähigkeiten, dem es beispielsweise gelingt, mit seinem lexikalischen Wissen über Filme knifflige Probleme zu lösen.«
    »Doug, das ist kein Film.«
    »Weiß ich doch. Es ist das wahre Leben. Endlich.«
    »Es ist zu gefährlich.«
    »Ich kann dir helfen. Ich muss dir helfen«, sagte er, und es klang wie ein Versprechen und eine Bitte zugleich.
    Die Vorstellung, dass mir jemand half, erschien mir so fremd, so völlig unerreichbar, dass ich schon völlig verdrängt hatte, wie sehr ich mich danach sehnte. Es war nichts Abenteuerliches an dem blutigen Netz, in dem ich mich verfangen hatte, nichts Aufregendes an der schwarzen Leere, in der meine Familie verschwunden war. Ich war ganz allein gefangen in meiner Realität, und ich hatte aufgehört zu hoffen, dass sich daran etwas ändern würde. Aber jetzt bot Doug mir an, dieses kranke Vakuum aufzustechen und zu mir zu stoßen. Zwar bezweifelte ich, dass er mir wirklich helfen konnte – dass überhaupt jemand außer mir selbst dazu in der Lage war –, aber ich wollte einfach nicht mehr allein sein. »Du darfst Max nichts verraten.«
    »Mach ich nicht, ich schwöre.«
    »Und wo ich gerade dabei bin, verrückte Sachen zu erzählen, ich … ich glaube, ich bin in ihn verliebt. Vielleicht.«
    »Ja«, seufzte Doug, »ich auch.«
    Eine Pause entstand zwischen uns, und ich warf Doug, der immer noch die Teufelsmaske inspizierte, einen Seitenblick zu. »Doug … bist du schwul?«
    »Weiß ich noch nicht. Könnte sein«, antwortete er. »Ein Alter wie sechzehn ist ziemlich scheiße, um sich festzulegen.«
    »Aber du hast gerade gesagt, dass du in Max verliebt bist. Das klang schon ziemlich festgelegt.«
    »Nein, mein ›ich auch‹ bezog sich auf dein ›vielleicht‹. Ich meinte eher, dass ich ihm ziemlich seltsame, aber noch unbestimmte Gefühle entgegenbringe.«
    »Aber du magst ihn doch auch als Freund, oder nicht?«
    »Natürlich! Du und Max, ihr seid meine …« Er unterbrach sich, bevor er »einzigen Freunde« sagte, und starrte auf den Boden. Als er den Blick wieder hob, lag Entschlossenheit in seinen Augen, und er sagte: »Wenn ich dein Sidekick wäre, weißt du, was ich dir dann raten würde?«
    »Nein?«
    »Dass es an der Zeit ist, dich deinen Feinden zu stellen. Du bist lange genug gejagt worden«, sagte er. »Erinnerst du dich, wie wir Mein großer Freund Shane geguckt haben? Wie Alan Ladd sich endlich den Revolver umschnallt und die üblen Kerle ins Visier nimmt, die diese unschuldige Farmerfamilie zwei Stunden lang drangsaliert haben? Oder an Der Pate von Greenwich Village mit Mickey Rourke?«
    »Und Eric Roberts«, sagte ich und ahnte, worauf er hinauswollte.
    »Am Schluss geht Mickey Rourke doch in den Privatclub von diesem Gangsterboss und sagt einfach nur ›leck mich‹, weil er keine andere Möglichkeit hat. Aber das ist zumindest etwas.«
    Ich dachte an Onkel Buddy, der in unserem Haus hockte, und an Detective Smelt im Twin Anchors.
    Sie wussten nicht, wo ich war, aber ich wusste, wo sie sich aufhielten.
    Damit hatte Doug mich ganz spontan auf eine Idee gebracht.
    Vielleicht hatte Batman mit dieser Sidekick-Nummer wirklich bessere Chancen.

20
    Als der eigentliche Morgen aufzog, das Sonnenlicht auf Zehenspitzen durch die vergitterten Fenster des alten Lagerhauses kroch und überkreuzte Schattenlinien auf den Zementboden zeichnete, war ich schon ein paar Stunden wach. Dass ich so früh aufwache, liegt daran, dass ich inzwischen aus Angst und Notwendigkeit anders geworden bin als früher. Mein Hirn klinkt sich nachts aus wie ein Gerät mit leerem Akku, schaltet aber sofort wieder auf Standby, sobald sich der Akku wieder aufgeladen hat, und ist vor allem ganz früh am Tag besonders aktiv. Während der Rest der Welt noch schläft, bin ich hellwach und fälle Entscheidungen, überprüfe Fakten und stähle meinen Mut für das, was vor mir liegt.
    Heute habe ich um vier Uhr früh angefangen.
    Erst habe ich hundert Liegestütze und hundert Rumpfbeugen auf dem kalten Boden gemacht.
    Dann blätterte ich durch das Notizbuch und hoffte,

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