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Colin Cotterill

Titel: Colin Cotterill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Siri und seine Toten
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in Bujumbara in keiner anderen Hauptstadt der Welt so wenige Ampeln wie in Vientiane. Civilai hatte die absurde Diskussion durch den originel en Vorschlag bereichert, die Kosten zu halbieren; da von der alten Regierung noch jede Menge rote Laternen übrig seien, brauche man nur grüne anzuschaffen.
    »Du seniler Trottel. Setz dich hin und benimm dich, wie es sich für einen Mann in deinem Alter gehört. Vergiss, was ich gesagt habe.«
    Civilai, der vor lauter Lachen kaum noch Luft bekam, setzte sich wieder auf den Baumstamm und trank einen Schluck von dem Kaffee, den Siri ihm hinhielt.
    »Es kann dir wohl gar nicht schnel genug gehen, älterer Bruder?«
    »Was kann mir ›wohl gar nicht schnel genug gehen‹, kleiner Bruder?«
    »Du bist gestern erst zurückgekommen. Sprich, du kannst frühestens heute Vormittag bei Richter Haeng gewesen sein.«
    »Wie kommst du darauf, dass ich… ? Ah, welch gesunder Geist für einen so alten, kranken Körper. Stimmt, über die Elektroden hast du kein Wort verloren. Als Verbrecher wäre ich eine Niete, was?«
    »Du bist mit Geistesgrößen wie mir vermutlich schlicht und einfach überfordert.«

    »So sage mir, o großer Geist, wie du deine Ermittlungen fortzuführen gedenkst.«
    »Nguyen Hong und ich fahren mit dem Bus rauf nach Nam Ngum.«
    »Flitterwochen?«
    »Angelausflug.«
    »Die dritte Leiche?«
    »Es ist durchaus möglich, dass al e drei dort abgelegt wurden. Viel eicht hat Hok einfach nur noch keine Gelegenheit gehabt, seinem nassen Gefängnis zu entkommen. Wenn er sich noch unter Wasser befindet, müsste seine Leiche eigentlich besser erhalten sein als die beiden Trans. Er könnte uns neue Anhaltspunkte liefern.«
    »Nimmst du deinen Schnorchel mit?«
    »Ich kann nicht schwimmen.«
    »Ach, darum bist du noch in Laos!«
    Sie tranken ihren Kaffee aus und bemühten sich nach Kräften, Rajid zu ignorieren, der sich am Ufer mit sich selbst vergnügte.
    7
    DER EWIGE REBELL
    Dr. Siri,
    Sie müssen schnel stmöglich nach Khammouan.
    Alles Weitere persönlich.
    Haeng
    »Was?« Siri hob den Kopf und sah den Boten des Bösen fragend an. Geung machte ein verdutztes Gesicht. »Wo haben Sie das her, Herr Geung?«
    »Von einem Ma… Ma… Mann auf einem Motorrad.«

    »Was ist eigentlich los hier? Neun Monate geht al es seinen sozialistischen Gang: ein paar alte Damen, der eine oder andere Stromschlag, ein tödlicher Fahrradunfal . Keine Morde, keine Meucheleien und kein Blutvergießen. Und plötzlich platzt die Pathologie aus al en Nähten. Die Leichen kommen mir schon zu den Ohren raus.«
    Geung inspizierte Siris Ohren, konnte aber keine Leichen entdecken. Der Doktor trug sich kurz mit dem Gedanken, das Telefon zu benutzen, entschied sich dann aber doch dafür, rasch über die Straße zu gehen und das Justizministerium persönlich aufzusuchen. Er musste vierzig Minuten warten, bis Haeng ihn empfing.
    »Siri, kommen Sie rein. Die Armee hat… Nun setzen Sie sich doch, um Himmels wil en. Die Armee in Khammouan hat unsere dringende Unterstützung erbeten. Sie reisen morgen ab.«
    »Aber ich…«
    »Wie es scheint, hat es eine Reihe mysteriöser Todesfäl e gegeben. Betroffen sind ausschließlich ranghohe Militärs, die dort ein landwirtschaftliches…«
    »Ich…«
    »…ein landwirtschaftliches Entwicklungsprojekt durchführen. Weder Armee noch Polizei konnten die genaue Todesursache ermitteln. Solange kein offiziel es pathologisches Gutachten vorliegt, steht noch nicht einmal fest, ob es sich überhaupt um ein Verbrechen handelt.«
    Siri hatte sich noch immer nicht gesetzt. Er wartete darauf, dass Haeng ihn ansah, aber der Richter las einen Bericht oder tat zumindest so. »Das wär’s.
    Al es Weitere erfahren Sie von meiner Sekretärin.«
    »Sol das heißen, Sie ziehen mich von dem Vietnam-Fal ab und schicken mich in den Süden?«
    »Fal ? Fal ? Fal ?« Siri fragte sich, ob die Platte hängengeblieben war. »Siri, Sie sind Pathologe, und zwar kein besonders guter. Sie kriegen Leichen auf den Tisch. Sie untersuchen sie. Und übermitteln mir die Ergebnisse Ihrer Bemühungen.
    Pathologen bearbeiten keine Fäl e. Richter bearbeiten Fäl e. Polizisten bearbeiten Fäl e. Sie, Siri, bearbeiten Leichen. Zwei davon warten in Khammouan auf Sie. Ich bin Ihre Anwandlungen von Größenwahn al mählich leid. Ihre alten braunen Sandalen sind Ihnen wohl zu klein geworden?« Er lächelte verschmitzt über seine geistreiche Bemerkung, hatte Siri aber noch immer nicht in die Augen gesehen. »Und jetzt

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