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Colin Cotterill

Titel: Colin Cotterill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Siri und seine Toten
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en?«
    »Oum?«
    »Haben Sie denn nicht davon gehört? Sie wurde kurz nach Ihrer Abreise verhaftet und zur Umerziehung nach Vieng Xai gebracht.«
    »Lehrerin Oum? Aber warum?«

    »Weil sie in Australien angeblich mit radikalem Gedankengut in Berührung gekommen und ihre Einstel ung dem Kampf gegen das individualistische Denken folglich in höchstem Maße abträglich ist.«
    »Unsinn. Und das Baby?«
    »Ist bei ihrer Mutter und mir.«

»Das darf ja wohl nicht wahr sein. Ich wil versuchen, meine Beziehungen spielen zu lassen. Schließlich ist sie quasi meine Assistentin. Und nicht zuletzt die einzige Chemikerin im ganzen Land. Al ein deshalb…«
    »Bitte tun Sie das. Wir sind schon ganz krank vor Sorge.«
    »Keine Angst, mein Freund. Wir holen sie zurück.«
    Als Mon gegangen war, stand Siri im Vorraum und fügte dem Puzzle ein weiteres Teil hinzu. Diese Geschichte war kein Zufal . Ganz und gar nicht.
    Umso mehr ärgerte es ihn, dass er Nguyen Hong nicht erreichen konnte.
    Ein bedauernswerter alter Herr suchte sich ausgerechnet diesen Vormittag aus, um im Operationssaal der Klinik sein Leben auszuhauchen, und wurde zur sofortigen Obduktion in die Pathologie gebracht. Siri sol te bestätigen, dass kein ärztlicher Kunstfehler vorlag. Es war zehn, und um zwölf war er mit Civilai verabredet. Er unterbrach die Arbeit nur ungern, aber da dieser Fal viel Zeit in Anspruch nehmen würde, machten sie vorerst lediglich ein paar Notizen und deponierten die Leiche bis zum Nachmittag in der Kühlkammer.
    Direktor Suk war außer sich vor Wut, aber das scherte Siri wenig.
    Er saß bereits seit zehn Minuten auf dem Baumstamm, als sich Civilai endlich zu ihm gesel te.
    »Wo ist denn der Dritte im Bunde?«, fragte Civilai.
    »Wer weiß, viel eicht ist er neulich ertrunken?«
    »Oder die Faschisten haben ihn erwischt. Ich wette, sie kriegen kein Wort aus ihm heraus. Diese thailändischen Zinnsoldaten trauen sich was, findest du nicht? Erst reißen sie per Staatsstreich die Herrschaft an sich, und dann erklären sie die hiesige Regierung für unrechtmäßig. Die haben viel eicht Nerven!«
    »Hast du was rausbekommen?«

    »Wie wär’s stattdessen mit Setz dich, Civilai. Entspann dich. Wie geht’s dir, Civilai?«, soufflierte er.
    »Civilai.«
    »Na schön. Schließlich steht dein Leben auf dem Spiel«, räumte Civilai ein.
    »Du wärst stolz auf mich. Ich war ein großartiger Spion. Leider musste ich ein paar Genossen einweihen, um an die nötigen Informationen zu kommen.«
    »Macht nichts. Ich finde, es wird langsam Zeit, den einen oder anderen verläßlichen Menschen ins Vertrauen zu ziehen. Je mehr Leute Bescheid wissen…«
    »… desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass jemand eure Haustür mit deinen grauen Zel en dekoriert.«
    »Sie haben Lehrerin Oum nach Vieng Xai gebracht.«
    »Die kleine Chemikerin? Hm.«
    »Da versucht doch jemand, seine Spuren zu verwischen.«
    »Ich wil sehen, ob ich herauskriege, wer den Befehl dazu gegeben hat.«
    Siri zog vier Blätter Papier aus seiner Tasche und faltete sie auseinander. Ihr Mittagessen war längst vergessen. »Ich habe sämtliche Anhaltspunkte zusammengetragen und daraus eine Theorie entwickelt.«
    Civilai warf einen Blick auf Siris chaotische Notizen. »Kleiner Bruder, um aus diesem wirren Gekrakel schlau zu werden, müsste ich Ägyptologe sein.
    Fangen wir lieber damit an, was ich herausbekommen habe, und schauen wir, inwieweit es zu deiner Theorie passt.
    Die vietnamesische Delegation war auf Einladung des Chefs der laotischen Staatssicherheit hier, um einen mutmaßlichen Verräter zu identifizieren. Es sol te al es sehr diskret vonstatten gehen. Einer deiner Vietnamesen hatte zuvor im Süden an einer verdeckten Militäroperation teilgenommen. Die Vietnamesen gerieten damals in einen Hinterhalt, und bis auf ihn wurden al e getötet. Dabei wurde er so übel zugerichtet, dass ihn al e für tot hielten.«
    »Das ist Hok, die letzte Leiche aus dem Stausee. Das Loch in seiner Brust war so groß wie die Pha-Bang-Höhle.«
    »Hok muss sich ziemlich erfolgreich tot gestel t haben, denn als die Hmong-Kommandanten den Schaden inspizierten, ahnten sie nicht, dass er sie sehen konnte. Hok zufolge war unter ihnen auch ein älterer Mann in Zivil, der als eine Art Berater fungierte. Hok hatte ihn zwei Wochen zuvor schon einmal gesehen, in einer Uniform der LPRA.«
    »Hok war schwer verwundet. Woher also wol te er wissen, dass es derselbe Mann war?«
    »Er war sich hundertprozentig sicher.

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