Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Titel: Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Horus' Tochter war bei ihnen geblieben.
    Isis hatte nur gelegentlich etwas angemerkt, während sie sich vor allem bemüht hatte, dem halb gesprochenen, halb geschwiegenen ›Gespräch‹ zu folgen; doch Jiltanith war die ganze Zeit über ein schweigendes, düsteres Element in ihrer Neuralverbindung gewesen. Sie hatte nichts beigesteuert, sie hatte keine Frage gestellt; aber ihre kalte, bittere Verachtung hatte Colin regelrecht entsetzt.
    Er hatte bisher nicht gewusst, dass Emotionen eine Neuralverbindung derart ›färben‹ konnten, vielleicht weil er eine solche Verbindung bisher immer nur zu Dahak ausgeformt hatte – ohne all die Seitenband-Elemente, die sich immer ergaben, wenn zwei Menschen über einen elektronischen Vermittler miteinander in Kontakt traten. Oder vielleicht war ihre Verbitterung auch einfach so gewaltig. Colin war erstaunt darüber, dass Horus sie nicht einfach aufforderte, sich zurückzuziehen; andererseits jedoch hatte er selbst viele Fragen, was Jiltanith und ihre Stellung in dieser kleinen, sonderbaren Gemeinschaft betraf, deren Existenz er ja bisher nicht einmal vermutet hatte.
    Es war gut, dass Horus sich zusammen mit ihm in die Computer begeben hatte. Es waren zwar nur einige verbale Erläuterungen erforderlich, um die Daten in den richtigen Zusammenhang zu bringen; der alte Meuterer allerdings hatte ihn unfehlbar durch die Datenbanken gelotst, und nun tauchte er in die alten Erinnerungen ein, durchlebte noch einmal jenen ersten Nachmittag, als würde dieser sich gerade jetzt, in diesem Augenblick ereignen …
    »Also gut«, meinte Colin schließlich und rieb sich müde die Schläfen. »Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, Leute, aber ich brauche eine Pause, sonst brennt mir noch mein Hirn durch!«
    Horus nickte verständig, Jiltanith schnaubte nur verächtlich, und Colin musste sich zusammenreißen, um sie nicht anzufahren.
    »Ich muss sagen, dieser Anu ist sogar ein noch widerlicherer Zeitgenosse, als ich erwartet hatte«, fuhr er dann fort, und als er so das Thema wechselte, klang seine Stimme gleich sehr viel härter. »Ich hatte mich schon gefragt, wie der vorhatte, all seine getreuen Anhänger im Auge zu behalten, aber das hatte ich wirklich nicht erwartet.«
    »Ich weiß.« Horus blickte auf seine kräftigen, von Altersflecken übersäten Handrücken hinab. »Aber es ist durchaus sinnvoll – in sehr, sehr schrecklicher Art und Weise. Schließlich verfügt er, im Gegensatz zu uns, über eine vollständige, einsatzfähige Medi-Anlage.«
    »Aber sie so einzusetzen«, gab Colin zurück, und ein Schauer lief ihm über den Rücken, denn das Wort ›entsetzlich‹ war viel zu mild für das, was Anu getan hatte. Dahak hatte nicht darauf hingewiesen, dass Derartiges überhaupt möglich sei, doch Colin hatte das Gefühl, er hätte sich so etwas denken können müssen.
    Anu hatte zwei Probleme gehabt. Erstens: Wie sollten er und sein Innerer Zirkel – insgesamt kaum mehr als achthundert Personen – die fünftausend Imperialen im Griff behalten, die sicherlich zum größten Teil ebenso entsetzt gewesen waren wie Horus, sobald sie die Wahrheit über ihren Rädelsführer erfahren hatten? Und zweitens: Wie sollten selbst vollständig biomechanisch erweiterte Imperiale die Einflussnahme auf einen ganzen Planeten überwachen, ohne selbst an Altersschwäche zu sterben, bis sie endlich das Ausmaß an technischem Fortschritt erschaffen hätten, das sie brauchten, um von diesem Planeten wieder entkommen zu können?
    Die Medizintechnik des Imperiums hatte eine psychopathisch-elegante Lösung für beide Probleme auf einmal geliefert. Die ›unzuverlässigen‹ Elemente wurden einfach nie wieder erweckt, und auch wenn die Stasis es den Rädelsführern der Meuterei erlaubte, notfalls mehrere Jahrhunderte durchzuschlafen, waren Anu und seine obersten Lieutenants doch schon seit langer Zeit wach. Horus hatte ausgerechnet, Anu müsse jetzt etwa bei seinem zehnten Ersatzkörper angekommen sein.
    Den Medizinern des Imperiums war es gelungen, die Technik des Klonens so weit zu vervollkommnen, dass man Biotransplantate zur Verfügung hatte. Schließlich jedoch hatte man eine zuverlässige Geweberegeneration zur Verfügung gehabt, was bereits so lange her war, dass das Klonen inzwischen fast eine vergessene Kunst geworden war. Nur die besten Medi-Zentren verfügten dann noch über entsprechende Anlagen, in denen individuell lizensierte, in ihrer Leistungsfähigkeit sorgfältig begrenzte Experimentalprogramme

Weitere Kostenlose Bücher