Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
von Jefferson fallen.
»Jetzt, wo ihr da seid«, fuhr Colin fort, »möchte ich euch jemand Besonderen vorstellen. Horus, du kennst sie schon, aber es ist eine Weile her, dass du sie gesehen hast. Meine Herren, das ist Eva!«
Horus nickte dem schlanken Wesen zu, dass neben Brashieel auf einem Sitzpolster Platz genommen hatte. Sie war sehr viel zierlicher als Brashieel, und mehrere Zentimeter kleiner, doch ihr Kamm war atemberaubend. Brashieels Kamm war, wie der von allen männlichen Narhani, ebenso grau wie der Rest seiner Haut; Evas war anderthalb mal so hoch, und er glitzerte in den verschiedensten Farben. Jetzt war dieser Kamm in einer Geste aufgestellt, die zugleich eine Begrüßung ausdrückte und Dankbarkeit für Colins Höflichkeit, vermischt mit einem Hauch von peinlicher Berührtheit, dass ihretwegen so viele Umstände gemacht wurden. Es fiel Colin schwer, nicht zu vergessen, dass sie noch nicht einmal ganze sieben Jahre alt war.
Auch Jefferson verbeugte sich, und Brashieel neben ihr glomm regelrecht vor Stolz. Die Spezies der Narhani war hierarchisch organisiert, und es hatte nie allzu große Zweifel gegeben, dass das erste Narhani-Weibchen die Braut des ersten Narhani-Nestherrschers werden würde. Es war allerdings offensichtlich, dass zwischen Brashieel und Eva mehr als nur Pflichtgefühl und wechselseitige Erwartungen erblüht waren. Horus freute sich für die beiden – und das nicht nur, weil Eva die Krone sämtlicher wissenschaftlichen Errungenschaften seiner mittlerweile verstorbenen Tochter darstellte.
»Wir haben auf der heutigen Tagesordnung mehrere Punkte stehen«, verkündete Colin, »aber eins nach dem anderen. Horus, 'Tanni und ich wären dir sehr dankbar, wenn du die Nachrichtenkanäle auf der Erde auf unsere Übertragung vorbereiten würdest!«
»Ja, wahrlich!« Jiltaniths Lächeln war fast so lieblich wie in früheren Zeiten. Nicht ganz, aber es kam ihrem alten Strahlen immer näher, und das Wissen, dass sie wieder Mutter sein würde, zeigte sich allzu deutlich. »Zeichen von Güte ist's, mehr als je eine Mutter hat erwarten dürfen, sei sie nun Regentin oder nicht, dass ihren ungeborenen Kindern so überreich gute Wünsche zuteil werden, Vater! Unseren verwundeten Seelen wird's nun zur Heilung gereichen, all jenen zu berichten, wie sehr ihre Briefe uns halfen, Heilung für unsere Herzen zu finden.«
»Diese kleine Aufgabe für euch zu erledigen«, entgegnete Horus, »wird mir eine große Freude sein!«
»Ich danke dir«, sagte Colin herzlich, dann grinste er. »Ich weiß, dass der Rat damit beschäftigt ist, über diese belanglosen Kleinigkeiten wie ›Steuern‹, ›Budget‹ und ›Bauprojekte‹ zu beraten, aber zuerst gibt es da noch etwas wirklich Wichtiges. Eva?«
»Selbstverständlich, Euer Majestät.« Evas Sprachmodulator war so eingestellt worden, dass sie die Stimme einer Menschenfrau synthetisierte, und Horus verspürte einen Stich im Innersten seiner Seele, als er hörte, wie vertraut ihm diese Stimme war. Auf Evas eigene Bitte hin sprach sie mit der Stimme von Isis Tudor. Auf diese Weise hielt sie ihre menschliche ›Mutter‹ in Ehren, und eine Zeit lang hatte Horus befürchtet, die Stimme zu hören, würde ihn schmerzen. Doch da war kein Schmerz. Nur Stolz.
Das heranwachsende Narhani-Weibchen griff in die Tasche, die an ihrem Gürtel hing, und zog ein halbes Dutzend Holoplatten hervor. Mit einer schlanken, sechsfingrigen Hand legte sie diese vor sich aus, rückte sie mit nervöser Präzision zurecht und blickte dann zu den Menschen auf, die um den Tisch herum Platz genommen hatten.
»Wie Sie alle wissen«, begann sie mit einer Förmlichkeit, die ihre Jugend Lügen zu strafen schien, »plant das Nest der Narhani, der Belagerung der Erde mit einem Geschenk an unsere menschlichen Freunde zu gedenken. Wir tun dies aus mehrerlei Gründen. Besonders auch aus dem Bedürfnis unseres Nests heraus, das Bedauern über die zahllosen Todesopfer auszudrücken, die das Handeln der Narhani gefordert hat, und aus Dankbarkeit für alles, was die Menschheit uns hat zuteil werden lassen – wo wir doch womöglich nur unsere Vernichtung hätten erwarten dürfen. Denkmäler, wie Ihr eigener Denkmalkomplex im Shepherd Center, sind auch uns wichtig, und es ist unsere Hoffnung, dass dies den Anfang setzt für ein imperiales Denkmal. Eines, das unsere beiden Nester teilen und das vollendet werden soll, wenn das Nest der Aku'Ultan ebenfalls befreit ist.«
Sie hielt inne, offensichtlich
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