Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
sicherheitstechnischen Überlegungen grundlegend zu eigen ist, Dahak. Wir müssen ja schließlich irgendwo anfangen, um eine ›abgesicherte Zone‹ zu etablieren, und die haben wir jetzt – im tatsächlichen wie im übertragenen Sinn. Wir können ziemlich sicher sein, dass das gesamte Bia-System jetzt sauber ist, also können wir auch davon ausgehen, dass Colin und 'Tanni keine Gefahr von einem direkten, physischen Angriff droht. Und zu wissen, dass das Militär sauber ist – jetzt wenigstens, verschafft uns Ressourcen, mit denen wir eine Gegenoffensive starten können. Aber wenn unser Mister X ein Zivilist ist , vielleicht sogar irgendwo im Dienste der Regierung, dann ist unsere Chance, ihn aufzuspüren, deutlich geringer.«
Dahak stieß ein leises elektronisches Geräusch aus, mit dem er Zustimmung signalisierte. Der persönliche Hintergrund von Kandidaten für Einstiegsposten in die zivile Politik oder von Bürokraten allgemein wurde deutlich weniger gründlich unter die Lupe genommen, und zu zivilen Karrieren gehörten nur selten die routinemäßigen Sicherheitsüberprüfungen, die für Männer und Frauen des Militärs eine Selbstverständlichkeit waren. Auf ziviler Ebene fehlten Dahak und Ninhursag zentrale Datenbanken, die auch nur ansatzweise mit denen der Raumflotte vergleichbar gewesen wären, und ihre Möglichkeiten, auf diesem Sektor Verdächtige auf Herz und Nieren zu prüfen, waren deutlich eingeschränkt.
»Und was noch schlimmer ist«, setzte die Admiralin nach kurzem Nachdenken hinzu, »Mister X weiß, was er erreichen will, und damit hat er die Initiative. Solange wir nicht wissen, was seine Ziele sind, können wir nicht einmal prognostizieren, was er als Nächstes tun wird. Jeder Leiter einer Sicherheitsabteilung in der Geschichte der Menschheit hat sich immer gefragt, was er denn wohl übersehen haben könnte.«
»Zugegeben. Ich habe den Punkt auch nur angesprochen, weil ich das Gefühl habe, es sei wichtig, nach besten Kräften gegen sämtliche Möglichkeiten gerüstet zu sein.«
»Da ist was dran. Und daher kann ich mehr Gründe denn je dafür nennen, warum hier nur die Informationen weitergegeben werden sollen, die weiterzugeben unbedingt notwendig sind. Vor allem, da wir nicht wissen, wer von den Zivilkräften möglicherweise bereits bestochen wurde. Oder wer in gleicher Weise angreifbar ist wie Vincente Cruz.«
»Eine kluge Vorsichtsmaßnahme. Aber könnte das nicht zu Schwierigkeiten führen, sobald Ihre FND-Agenten ihren Einsatz auf der Erde beginnen? Sie werden unweigerlich als Eindringlinge angesehen werden, und die Entscheidung, nicht einmal die höchsten Kreise der zivilen Sicherheitskräfte zu informieren, warum deren Anwesenheit überhaupt erforderlich ist, wird dieses Gefühl nur noch steigern. Tatsächlich könnte es sogar zu einer gewissen Obstruktionspolitik der Institutionen führen – zu dem, was die Menschen wohl als ›Revierkämpfe‹ bezeichnen.«
»Falls es da zu irgendwelche Revierkämpfen kommen sollte , dann, das garantiere ich dir, werden diese sehr kurz sein! Die letztendliche Verantwortung für die Sicherheit des gesamten Imperiums liegt genau hier, in meinem Büro! Der FND ist die übergeordnete Behörde, und wenn irgendjemand das anders sehen sollte, dann werde ich demjenigen wohl einfach zeigen müssen, dass er da falsch liegt, nicht wahr?«
Admiralin MacMahans Lächeln war sehr kalt. Und das war Dahak nur recht.
Lawrence Jeffersons freundliche Miene verbarg seine äußerst schlechte Laune, als Horus und er gemeinsam zum Mat-Trans des Shepherd Centers gingen. Aufmerksame Leibwächter behielten den Gouverneur stets im Auge, und zu wissen, dass Lawrences eigenes Handeln das erforderlich gemacht hatte, verärgerte ihn zutiefst. Doch er hatte keine andere Wahl gehabt. Er hatte gewusst, dass der Mord an Gus van Gelder das Imperium zwingen musste, sämtliche Sicherheitsbedürfnisse von Grund auf neu zu überdenken. Aber es war unerlässlich gewesen, Gus' Maulwurf zu enttarnen. Und nachdem das erledigt war, hatte der einzige Mensch, der gewusst hatte, dass er, Lawrence Jefferson, Zugriff auf diese Instruktionen gehabt hatte, ebenfalls aus dem Weg geräumt werden müssen.
Dass auch Erika, Hans und Joachim van Gelder hatten sterben müssen, bedauerte er. Gus hätte natürlich früher oder später sowieso von der Bildfläche verschwinden müssen; aber es lief Jeffersons ureigenem Bedürfnis nach Sauberkeit immens zuwider, dass van Gelder mit einer
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