Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
derartigen Sauerei hatte eliminiert werden müssen. Andererseits hatte die Tatsache, dass Gus schon so früh aus dem Spiel war, dazu geführt, dass sich seine, Lawrence Jeffersons, Pläne sehr viel besser und erfolgreicher hatten umsetzen lassen. Selbstverständlich hätte kein Verschwörer, der Erfolg haben wollte, seine Langzeitstrategie auf einem Gottesgeschenk basieren lassen, dem Geschenk nämlich, selbst zu der Person zu werden, die den Auftrag hatte, den Kopf der Verschwörer, also sich selbst, zu enttarnen. Aber deswegen durfte man dieses Geschenk, wenn es einem denn in den Schoß fiel, doch durchaus dankbar für die eigenen Zwecke nutzen! Und auch wenn die Sicherheitsvorkehrungen zu Horus' Gunsten jetzt deutlich verbessert worden waren, so waren sie doch immer noch nicht unüberwindbar … vor allem nicht für Horus' eigenen Leiter der Sicherheitsabteilung.
Nein, der wahre Grund dafür, dass Jefferson so unzufrieden war, lag nicht in irgendwelchen Sicherheitsmaßnahmen, die letztendlich doch nicht von Bedeutung sein konnten, sondern fand sich vielmehr in den Neuigkeiten, die von Birhat zur Erde gelangt waren. Das Letzte, was Jefferson jetzt gebrauchen konnte, war, dass die Imperiale Familie einen neuen Erben hervorbrachte! Er war schon gezwungen gewesen, zwei Kinder aus dem Weg zu räumen, und jetzt würde er die gleiche Arbeit noch einmal machen müssen! Und dann hatte Jiltanith auch noch angekündigt, ihren Vater auf der Erde besuchen zu wollen. Das, dachte er angewidert, ist wieder mal typisch für sie, die Imperatorin! Ausgerechnet jetzt, wo ich Colin und sie genau da habe, wo ich sie haben will: im gleichen, sauber gezogenen Fadenkreuz auf Birhat!
Natürlich, rief er sich wieder ins Gedächtnis zurück, während Horus und er auf die Mat-Trans-Plattform traten, ist eine Schwangerschaft keine Sache, deren Verlauf selbst von imperialen Biowissenschaftlern zeitlich ganz genau vorhergesagt werden kann. Doch wenn die Ärzte Recht hätten, dann würde Jiltanith die Kinder nicht zur Welt bringen, denn sie – und ihre ungeborenen Kinder – würden zwei Wochen vor dem avisierten Termin den Tod finden.
Der Planetar-Herzog von Terra grinste, als er und sein Vizegouverneur den Konferenzraum betraten. Hector MacMahan – immer noch verbittert, aber kein Fremder mehr, der sich in einen Panzer aus Eis hüllte – hatte Tinkerbell mitgebracht, und Brashieel wurde von seinem eigenen Hund begleitet, Narkhana, einen von Tinkerbells eigenen genetisch veränderten Welpen.
Horus schaute zu, wie Narkhana sich zu Boden fallen ließ, als Tinkerbell sich auf ihn stürzte und mit ihrem Gewicht zu Boden presste. Er rollte sich genüsslich auf den Teppich, während er mit allen vier Pfoten nach der Hündin stieß und das zufriedene Knurren beider sich vermischte. Für eine Hündin, die schon weit ins dritte Jahrzehnt hineinlebte, war Tinkerbell bemerkenswert munter, was ihren geringfügigen biotechnischen Erweiterungen zu verdanken war. Doch sie hatte keine Ahnung, welche immense Kraft Narkhana im Zaum hielt, um sie diesen spielerischen Kampf gewinnen zu lassen, und auch nicht, um wie viel der Intellekt ihres Sohnes ihren eigenen überstieg. Und selbst wenn sie in der Lage gewesen wäre, zu begreifen, was vor sich gegangen war, hätte sie es niemals erfahren: Denn ihre Kinder hätten es ihr niemals gesagt. Und es hatte etwas zugleich sehr Belustigendes und sehr Bitteres, zu sehen, wie sie in Tinkerbells Gegenwart wieder völlig ›hündisch‹ wurden.
Hector blickte auf und sah die Spätankömmlinge, und ein Pfiff rief Tinkerbell sofort wieder an seine Seite. Zu seinen Füßen warf sie sich auf den Boden, hechelte fröhlich und bereitete sich darauf vor, eine weitere dieser Absonderlichkeiten über sich ergehen zu lassen, die ihr unverständliches Herrchen gerne tat. Sardonisch blickte Horus mit einer gehobenen Augenbraue seinen Enkel an, und Hector erwiderte den Blick mit einer ruhigen Unschuld, die er schon seit viel zu vielen Monaten nicht mehr an den Tag gelegt hatte – die er fast vergessen hatte. Bei all ihrer Ausgelassenheit wusste Tinkerbell sich sehr wohl zu benehmen, wenn Hector sich dafür entschied, sie daran zu erinnern.
»Horus, Lawrence. Schön, dass ihr es geschafft habt!«, begrüßte Colin die beiden und erhob sich, um ihnen die Hände zu schütteln. Horus erwiderte den Händedruck kräftig, dann breitete er die Arme aus, um seine Tochter zu umarmen, und ließ sich sodann in den Sessel neben dem
Weitere Kostenlose Bücher