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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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dieser Oberhauptmann in den Sinn gekommen war. Tibold würde ganz genau wissen, was Rokas plante … und wie er seine eigene Streitmacht, wie groß sie denn nun sein mochte, würde am besten nutzen können.
    Bei diesem Gedanken begann der Marschall, an seinem Schnurrbart zu kauen. Die letzte Herausforderung, der sich Mutter Kirche hatte stellen müssen, war die Eroberung des barbarischen Herdaana gewesen. Das war vor sechs Generationen gewesen, und selbst das war eine Kleinigkeit gegenüber dem, was aus diesem Problem hier erwachsen war. Wenn diese Ketzerei nicht bald eingedämmt würde, dann mochte diese zu einem albtraumhaften Flächenbrand werden wie seinerzeit die Schisma-Kriege, und im Zuge jener war die Hälfte von Nord-Hylar in Schutt und Asche gelegt worden. Wie Eis drang dieser Gedanke durch all seine Knochen.
     
     
    Sean MacIntyre stand auf der Stadtmauer von Yorstadt und starrte auf die Feuer seiner Männer hinab. Seiner Männer. Der Gedanke war zutiefst erschreckend, denn dort unten standen achtundfünfzigtausend Mann, und deren Leben hing ganz allein von ihm ab.
    Sean verschränkte die Hände hinter dem Rücken und dachte erneut darüber nach, wie das Kräfteverhältnis nun wirklich aussah. Schlimmer als zwei zu eins, und es hätte noch viel schlimmer aussehen können, wenn die Kirche sich dafür entschieden hätte, weitere Truppen in das Tal hineinzuzwängen. Sean hatte eigentlich gehofft, dass sie genau das tun würden, doch dieser Fürstmarschall Rokas war zu gut, um seinen Truppen selbst derart die eigene Manövrierfähigkeit zu beschneiden – bedauerlicherweise.
    Auf seiner Unterlippe kauend wünschte Sean sich, er wäre nicht ganz so weit von seiner eigenen Zeit entfernt, oder dass es in den Kursen in Militärgeschichte der Kadettenanstalt nicht vor allem um Strategien gegangen wäre, bei denen die praktischen Überlegungen aus früheren Zeiten völlig außer Acht gelassen werden konnten. Die Hälfte der technischen oder taktischen Neuerungen, die seine Freunde und er neu bei den Malagoranern eingeführt hatten, kannte er nur aus Gesprächen mit Onkel Hector. An diese erinnerte er sich allerdings nur noch halb. Den Rest hatten die Mädchen, Tamman und er in den äußerst eingeschränkten (und zum Verrücktwerden unspezifischen) militärhistorischen Aufzeichnungen der Israel gefunden oder von dort extrapoliert. Seither war Sean fest entschlossen, mit Tante Adrienne ein ernstes Wörtchen über die Lehrpläne zu reden.
    Langsam ging Sean auf und ab, brütete in dem Nachtwind vor sich hin. Die Pike war das eigentliche Mordinstrument auf Pardal, und die meisten Armeen führten für jede Muskete mindestens drei Piken mit sich. So jedenfalls gingen die Tempelgarden vor. Tibold hatte auch erklärt, wie diese in phalanxartigen Formationen den Gegner zur Schlacht stellten und daran hinderten, auszubrechen, ihn dann mit der Artillerie für den eigentlichen Angriff mürbe schossen und schließlich mit blankem Stahl auf diesen Gegner losgingen. Wie entsetzlich auf diesen Gegner diese massiven Pikeniergruppen aber auch immer wirkten: Sie waren äußerst schwerfällig. Sean ging davon aus, dass traditionelle Malagoraner-Taktiken Rokas auch ohne die ›Engel‹ und ihre Innovationen ernstliche Schwierigkeiten bereitet hätten.
    Die Stangenwaffen der Malagoraner erinnerten Sean zwar an die Pikeniere der Schweiz, aber eigentlich ähnelten sie mehr den Hellebarden, wobei diese kürzer und handlicher waren als ihre Gegenstücke auf der Erde. Sie wurden nämlich vor allem, da schwere Kavallerieeinheiten fehlten, als Nahkampfwaffen eingesetzt. Taktisch gesehen machte diese Art der Bewaffnung die Malagoraner sehr viel wendiger als die Garde: Sie beschränkten sich auf kleinere Pikenformationen, die den Gegner in Schach hielten, während Hellebardenträger zu den Flanken ausschwärmten, und Seans Modifikationen sollte dieses Vorgehen sogar noch verhängnisvoller für den Feind machen … vorausgesetzt, seine Männer waren bereit.
    Wenn er doch nur mehr Zeit hätte! Er hatte Tibold das Training überlassen, und gegen den zähen alten Hauptmann hätte Baron von Steuben sich wie ein Pfadfinderneuling ausgenommen. Dennoch hatten sie kaum zwei Monate Zeit gehabt. Ihre Armee besaß einen immensen Esprit und bestand aus einem harten Kern Milizionären (in Ermangelung feudaler Granden hatten die freien Städte und Dörfer von Malagor eigene Truppen ausgehoben). Zudem waren mehr als achttausend Gardisten zu den Rebellen

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