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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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übergelaufen. Aber sie zu einer gemeinsam handelnden Einheit zusammenzuschweißen und ihnen innerhalb von zwei Monaten eine völlig neue Taktik-Doktrin nahezubringen, war ein einziger Albtraum gewesen.
    Besonders schwer allerdings wog, dass nichts in Seans eigener Ausbildung ihn darauf vorbereitet hatte, mit einer derart schwach ausgeprägten Kommandostruktur und so wenig Eingriffsmöglichkeiten Truppen zu führen. Er war zeitverlustlose High-Tech-Kommunikation gewohnt. Daher vermutetet er, dass selbst seine pessimistischsten Einschätzungen darüber, wie schlimm dieser Krieg werden würde, der Wahrheit nicht einmal nahe kamen. Während des Drills machten seine Leute ja einen guten Eindruck, aber würden sie auch im Kampf selbst dann noch so gut zusammenarbeiten, wenn rings um sie die Hölle losbräche? Er wusste es nicht, aber er wusste sehr wohl, dass es in der Geschichte der Erde viel zu viele Schlachten gegeben hatte, die verloren wurden, weil die eine Seite jeglichen Zusammenhalt verloren hatte und im Chaos des Kampfes einfach auseinandergebrochen war.
    Trotzdem, so sagte er sich selbst: Gelänge es seinen Männern, gegen alle Wahrscheinlichkeit dennoch zusammenzuhalten, blieben ihre Reihen trotz allem geschlossen, geriete die Garde wirklich in Schwierigkeiten. Normalerweise wären deren Phalangen in Yorstadt im Vorteil gewesen. Denn dort wurden Flanken durch das Terrain geschützt, und die Faktoren, die wirklich zählten, waren Masse und Impuls. Doch genau an diesem Punkt kam der Beitrag ins Spiel, den die Mannschaft der Israel hatte leisten können. Die Feuerkraft ihrer Truppen auf ein ihnen bekannteres Niveau der Moderne anzuheben, war ihnen selbstverständlich nicht gelungen. Aber was ihnen jetzt an Feuerkraft zur Verfügung stand, war immer noch viel, viel gewaltiger als alles, was Pardal jemals erlebt hatte … und Pikenformationen waren ziemlich große Ziele. Wenn es Sean und seinen Männern gelänge, die Garde irgendwo festzunageln, dann würden alle Gardisten am eigenen Leib erfahren, was eine Harke ist, und er glaubte – hoffte, den Platz gefunden zu haben, an dem man sie würde aufhalten können. Das Keldark-Tal verjüngte sich bei Yorstadt auf nur wenig mehr als sechs Kilometer offenen Geländes, und wenn Fürstmarschall Rokas die Militärgeschichte wirklich so gut studiert hatte, wie Tibold das behauptete …
    Sean seufzte und schüttelte den Gedanken ab, der sich in seinem Kopf regelrecht einzunisten drohte. Dann streckte er sich, blickte zu dem fremdartigen Himmel auf und schleppte sich zu seinem Bett. Auf dem Weg dorthin fragte er sich, ob es ihm wohl überhaupt gelingen würde, auch nur ein Auge zuzumachen.

 
    Kapitel Achtundzwanzig
     
    Fürstmarschall Rokas kletterte den Hügel hinauf und öffnete mit einem Klicken sein Fernglas. Der Morgennebel hatte sich verzogen, auch wenn immer noch vereinzelte Nebelschwaden am Ufer des Mortan lagen. Rokas' Mund wirkte sehr verkniffen, als er das Gelände studierte. Er hatte von Anfang an erwartet – befürchtet, dass Tibold die Schlacht hier würde schlagen wollen, denn schon mehr als nur eine Invasorenarmee war vor Yorstadt gescheitert.
    Die Stadt war auf den schroffen Klippen am anderen Flussufer errichtet worden. Ihre Mauern waren nach den SchismaKriegen geschliffen worden, die Ketzer errichteten allerdings bereits neue. Nicht, dass diese wirklich erforderlich gewesen wären. Der Mortan zog sich von hier bis zum Ost-Ozean, schlängelte sich durch das Keldark-Tal, um den Shalokars zu entrinnen, und ganz wie eine hasserfüllte Schlange ringelte er sich Yorstadt zu Füßen. Der reißende Fluss strömte vom Norden des Tales zu den südlichen Klippen, bevor er erneut nach Osten abknickte, und wie viele Malagoraner vor ihm hatte Tibold sich hinter diesen eisigen, natürlichen Graben zurückgezogen.
    Fast sehnsüchtig verweilte Rokas' Fernglas noch ein wenig länger auf den Brücken von Yorstadt: Deren Zerstörung indes war zu gründlich vorgenommen worden. Die geborstenen Stützen waren ins Wasser hinuntergeworfen worden, das selbst noch mit diesen Trümmern zu tief war, als dass man hätte hindurchwaten können. Rokas unterdrückte einen Fluch. Wenn der ›Innere Kreis‹ nicht so lange gezögert hätte, dann hätte er schon an Yorstadt vorbei sein und tief in das Herz von Malagor selbst vordringen können, bevor diese Ketzer Zeit gehabt hätten, sich zu organisieren!
    Der Fürstmarschall blickte weiter nach Süden. Keine Stellung war uneinnehmbar.

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