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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Aber sein Mund verengte sich erneut zu einem schmalen Schlitz, als er die Furten betrachtete, die dank der zerstörten Brücken jetzt den einzigen Zugang zu eben dieser Stellung darstellten. Sie lagen im Südosten von Yorstadt, wo der Fluss sich deutlich verbreiterte, und hastig errichtete Feldschanzen ragten hoch auf dem Westufer auf. Er sah das Glitzern von Piken und das Sonnenlicht, das sich auf der Artillerie spiegelte, und Rokas' Mut sank. Diese Furten waren mehr als einhundert Schritte breit und mehr als hüfttief. Verwundete wären dort selbst ohne ihre Rüstungen verloren. Und mit ihren Rüstungen …
    Er wandte sich wieder nach Norden um und betrachtete mit finsterer Miene den dichten Wald, der sich dort vom Tal fast bis zum höchsten Punkt des Hügels erstreckte. Dieser Wald bot der rechten Flanke von Rokas' Truppen einen natürlichen Schutz-Gott wusste, dass kein Pikenier durch dieses Gestrüpp würde kommen können!, doch es war ein Schutz vor nichts und wieder nichts. Im Norden von Yorstadt war der Fluss zu tief, um ihn zu überqueren, Durchwaten war nicht möglich, und kein Hauptmann, der so schlau war wie Tibold, würde seine Männer in eine Falle führen, aus der sie sich nicht würden zurückziehen können.
    Rokas schob sein Fernglas zusammen. Nein, Tibold wusste genau, was er tat … und Rokas ebenfalls. Zu viele Schlachten waren vor Yorstadt geführt worden; Verteidiger wie Angreifer gleichermaßen kannten sämtliche möglichen Strategien. Auch wenn ein Angriff beide Seiten viel kosten würde: Die Verluste würde er, Rokas, tragen können. Der Tod so vieler Männer würde ihn noch viele Jahre lang bis in seine Träume verfolgen, dennoch: Er, seine Armee, würde die Verluste verkraften.
    »Ich sehe keine Notwendigkeit, unsere Pläne zu ändern«, erklärte er seinen Offizieren. »Hauptmann Vrikadan«, er blickte seinem Oberhauptmann geradewegs in die Augen, »du rückst jetzt vor!«
     
     
    »Großer Gott, sieh dir das an!«, murmelte Tamman über sein Kommunikator-Implantat, und Sean nickte heftig, ohne daran zu denken, dass sein Freund ihn nicht sehen konnte. Kein Sensorbild hätte ihn darauf vorbereiten können, wie es sein würde, diese Armee leibhaftig vor sich aufmarschieren zu sehen. Er stemmte sich in die massive Astgabelung des hoch aufragenden Baumes und spähte zwischen dem Laub hindurch, während die Heerscharen der Kirche zu den Furten ausschwärmten. Musketiere schirmten gewaltige Kolonnen von Pikenieren ab, und die von Nioharqs gezogene Artillerie bewegte sich mit stetigem Tempo zwischen den einzelnen Kolonnen hindurch. Rüstungen blitzten, die Spitzen der Piken bildeten darüber einen blinkenden Wald, und die Beine der im Gleichschritt marschierenden Soldaten ließen die einzelnen Kolonnen wie entsetzliche, stählerne Tausendfüßler erscheinen.
    »Ich seh sie«, erwiderte er dann nach kurzem Schweigen, »und ich wünschte wirklich, wir hätten die Heilige Handgranate von Antiochia!«
    Der lahme Witz brachte Tamman dazu, leise zu lachen, und auch Sean verzog die Lippen seines staubtrockenen Mundes zu einem Grinsen. Er wünschte, er – oder wenigstens Tibold – könnten jetzt bei Tamman unten an den Furten sein. Er wusste, dass das unmöglich war. Schließlich brauchte er Tibold hier, für den Fall, dass ihm selbst irgendetwas zustieße, und doch war er deutlich zuversichtlicher gewesen, bevor er die Heiligen Heerscharen mit eigenen Augen gesehen hatte.
    Sean seufzte, dann ließ er sich den Baum hinabgleiten. Dort stand Tibold mit Folmak, dem Müller, der die Kompanie von Seans Hauptquartier befehligte, und Sean blickte die beiden an. »Die machen das wirklich.«
    »Ich seh's.« Tibold zupfte an seiner Unterlippe. »Und ihre Kundschafter?«
    »Auch bei denen hattest du Recht. Ein paar Dragoner schirmen deren rechte Flanke ab, aber sie wagen sich nicht besonders weit vor.«
    »Ja.« Tibold nickte. »Rokas ist nicht Fürstmarschall geworden, indem er selbst unwahrscheinlichen Bedrohungen gegenüber unvorsichtig gewesen wäre. Aber …«, ein schmallippiges Grinsen entblößte seine Zähne, »… es sieht ganz so aus, als hätte Erlaucht Tamman Rokas' Männer gestern tatsächlich Vorsicht gelehrt!«
    »So sieht es aus«, stimmte Sean zu und spähte in die grünen Schatten, in denen zwanzigtausend Mann im Unterholz verborgen lagen, einem Unterholz, das ebenso dicht war wie das, dem sich Ulysses S. Grant in der Schlacht in der Wilderness gegenübergesehen hatte. Tammans Männer trugen

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