Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
dahinter anrückenden Reihen. Immer und immer wieder stießen sie zu, die Hellebarden sausten auf und ab, Gliedmaßen wurden abgetrennt, Schädel gespalten, und sie trieben die Heiligen Heerscharen wieder zur Furt zurück. Dort aber hielten diese stand. Das blutige Handgemenge verhinderte den Einsatz der Chagors, und die Arlaks befanden sich in einem Duell auf Leben und Tod mit den aufgereihten Kanonen der Garde. Immer wieder feuerten die Musketiere über ihre Köpfe hinweg. Jetzt allerdings fielen immer weniger Soldaten der Heerscharen ihren Schüssen zum Opfer, und die vordersten Formationen hatten einen Großteil aller Hindernisse mit ihren eigenen Leibern überwunden. Tausende von Gardisten lagen tot oder verwundet am Ufer, nur drängten viele weitere immer noch voran. Und allein deren gewaltige Überzahl trieb die Malagoraner Stück für Stück zurück.
Hauptmann Yurkal starrte die Rauchwolken im Süden an, lauschte dem Tosen der Artillerie und den knallenden Schüssen der Musketen. Die Schreie in der Ferne waren kaum zu hören, es waren nur grausame Laute, die von den Explosionen fast übertönt wurden, und schuldbewusst gestand er sich ein, wie erleichtert er darüber war, dass ihm diese Hölle erspart blieb. Yurkal war ein Sohn von Mutter Kirche, doch er war auch dankbar, dass seine Dragoner so weit vom eigentlichen Schlachtgetümmel entfernt aufgestellt worden waren, und …
Erstaunt zuckte er zusammen, als sein Fahnenträger sich an die Brust griff und dann zu Boden stürzte. Ein fleischiges Platschen war zu hören, als der Feldwebel neben ihm plötzlich ebenfalls zu Boden ging, und Yurkal wirbelte herum, als er rings um sich das Knallen wahrnahm.
In dreihundert Schritten Entfernung, immer noch vom Waldrand verborgen, stützte ein braun-grün gekleideter Scharfschütze den gezogenen Lauf seines Malagors auf die Gewehrauflage und spähte durch sein Lochvisier. Dann zog er den Abzug durch, und eine Zwanzig-Millimeter-Kugel ließ das Herz von Hauptmann Yurkal zerplatzen.
Sean schaute zu, wie die Scharfschützen der Reihe nach Offiziere und Unteroffiziere erledigten, während der Rest seiner Männer aus dem Wald hervorbrach. Ritterlich war das nicht … nichts anderes ließ sich über den Krieg an sich sagen.
Weitere Offiziere fielen, und die plötzlich anführerlosen Truppen gerieten in Panik. Die meisten hatten schon die Flucht ergriffen, und die beiden Malagors feuerten immer weiter, mähten die Hand voll Gardisten nieder, die noch standen, während Unteroffiziere sich die Lunge aus dem Hals schrien und ihre Männer unter derben Flüchen in Formation brüllten.
Fünfzehntausend Mann bildeten eine Dreier-Schlachtenlinie von drei Kilometern Länge. Der Kriegsruf der Malagoraner erscholl über deren gesamte Länge, als sie nach Süden marschierten, und fünftausend weitere Mann bildeten die Reserve.
Fürstmarschall Rokas' Kopf zuckte hoch, als er die Musketen krachen hörte. Er wirbelte nach Norden herum und riss den Mund auf, als dort eine neue Rauchwand aufwallte. Unmöglich!
Eilig zog er sein Fernglas heraus, und das Blut gefror ihm in den Adern. Sein berittener Abschirmverband war verschwunden, in alle Winde zerstreut wie welkes Laub in einem Sturm, und noch während Rokas zuschaute, rissen die vorrückenden Linien des Feindes unter gleißendem Mündungsfeuer den Flüchtenden klaffende Wunden in den Rücken.
Eine Falle! Diese ganze Stellung hier war eine Falle, und er war mitten hineingetappt! Tibold hatte das Undenkbare geschafft, hatte seine zahlenmäßig hoffnungslos unterlegenen Einheiten aufgeteilt und diese anrückenden Musketiere an einer Position aufgestellt, aus der sie sich unmöglich hätten zurückziehen können, nur um ihn anzugreifen, sobald seine Truppen im Uferschlamm der Furten festsäßen!
Die ungeheure, geradezu wahnsinnige Waghalsigkeit dieses Plans betäubte den Fürstmarschall regelrecht, doch die Hälfte seiner Streitkräfte war in die Kämpfe an den Furten verwickelt. Ein weiteres Viertel hatte er zurückgehalten, damit sie die Bewegungsfreiheit der anderen nicht einschränkten. Damit waren kaum dreißigtausend Mann übrig, die sich dieser neuen Bedrohung annehmen konnten, und diese waren hinter seinen Angriffsformationen ausgeschwärmt.
Rokas sprang auf seinen Branahlk, galoppierte den Hang hinab, während er bereits Befehle schrie, und Signale und Boten spritzten in alle Richtungen davon. Es war ein Wettrennen auf Leben und Tod mit dieser anrückenden
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