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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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eigene Mobilität auszunutzen! Irgendjemand – er war sich ziemlich sicher, dass es der Konföderierten-General Nathan Bedford Forrest gewesen war – hatte einmal gesagt, im Krieg gehe es darum ›als Allererster mit den Allermeisten‹, also nicht mit allen, das Ziel zu erreichen. Ortaks Stellung hatte eine wirkliche Schwäche: ihre Größe. Der Oberhauptmann der Garde hatte eine Frontbreite von fünfzehn Kilometern zu halten – sogar noch mehr, wenn man die Ausbuchtungen seiner Schanzen berücksichtigte. Das hieß, er hatte weniger als zweitausend bewaffnete Männer pro Kilometer, selbst wenn er völlig darauf verzichtete, eine Reserve zurückzuhalten. Natürlich hatte er noch weitere dreißig- oder vierzigtausend Mann, denen er bei Bedarf befehlen konnte, die Waffen ihrer gefallenen Kameraden aufzunehmen, aber selbst dann war die Frontlinie doch recht dünn besetzt. Wenn es ihm, Sean, also irgendwie gelänge, Ortaks Front zu durchbrechen und hinter die Schanzen zu gelangen, dann könnten die Malagoraner dort durchfegen wie ein todbringender Besen. Nur leider gab es keine Möglichkeit, um …
    Unvermittelt blieb er stehen, und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Völlig reglos stand er da, starrte immer noch die Karte an, seine Gedanken überschlugen sich regelrecht, und dann begann er zu lächeln.
    »Sean? Sean? « Sandy musste seinen Namen zweimal rufen, bis er mit einem Ruck den Kopf hob. »Was ist denn?«, fragte sie, und sein Lächeln wurde härter und wilder.
    »Ich bin das völlig falsch angegangen!«, erklärte er. »Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht, wie Ortak uns hier aufhält, und dabei hätte ich darüber nachdenken sollen , wie er sich selbst da eingesperrt hat!«
    »Eingesperrt?«, fragte sie verständnislos, und mit einer Handbewegung winkte Sean Tibold herbei und deutete auf die Karte.
    »Könnte Infanterie durch diese Sümpfe da kommen?«, fragte er auf Pardalianisch, und nun war es an dem Ex-Gardisten, mit gerunzelter Stirn die Karte zu betrachten.
    »Pikeniere nicht«, antwortete er dann nach kurzem Nachdenken, »aber mit Musketieren könnte man vielleicht durchkommen.« Er legte den Kopf zur Seite, verglich die geradezu überirdisch detaillierte Karte, die ihnen die Engel zur Verfügung gestellt hatten, mit allen, die er bisher gesehen hatte, dann tippte er mit seinem wulstigen Zeigefinger auf das südliche Ufer des Sumpfgebiets. »Ich habe immer gedacht, der gefährliche Untergrund wäre an der Südseite des Tals breiter als das hier«, meinte er dann langsam. »Durch diese schmale Stelle könnten wir eine Kolonne in, na ja, zehn oder zwölf Stunden durchmarschieren lassen. Aber nicht mit Kanonen oder Piken, Erlaucht Sean. Ein Großteil dieses Sumpfes hat überhaupt keinen festen Untergrund. Vielleicht könnte man einige Chagors hindurchbekommen, aber Arlaks würden sofort bis zu den Achsen einsinken. Und selbst wenn man durch den Sumpf selbst durch ist, ist der Untergrund zwischen diesem und dem Fluss weich genug, um einen richtig aufzuhalten.«
    »Würde Ortak mit einem Angriff vom Sumpf her rechnen?«, fragte Sean nach, und Tibold schüttelte schnell den Kopf.
    »Der hat die gleichen Karten, die wir auch hatten, bevor Ihr und die En…« Der Ex-Gardist verbiss sich den Rest des Wortes, als er sich erinnerte, wie sehr Erlaucht Sean und die Engel sich bemühten, das Volk davon abzuhalten, sie so zu nennen. Einen Augenblick lang schoss ihm das Blut ins Gesicht, doch dann grinste er seinen hoch aufragenden jungen Kommandanten an. »Er hat die gleichen Karten, die wir bisher auch haben benutzen müssen. Außerdem würde kein Hauptmann der Garde jemals auch nur in Erwägung ziehen, die Piken und die Kanonen zurückzulassen!«
    »Ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest«, murmelte Sean, und wieder überschlugen sich seine Gedanken, als er Zeiträume und Entfernungen abschätzte. Ober- und unterhalb von Erastor war der Mortan fast drei unüberwindbare Kilometer breit, aber es gab eine Möglichkeit, ihn zu überqueren – bei Malz, einem kleinen Weiler etwas mehr als neunzig Kilometer südlich der Mündung eines anderen Flusses, der ebenfalls den Namen ›Erastor‹ trug. Wenn Sean seine Truppen westlich zurückfallen ließe, außer Sichtweite der Gefechtslinien von Ortak, und dann genügend Flöße baute … Oder konnten seine Baumeister vielleicht sogar richtige Brücken bauen? Kurz dachte Sean über diesen letzten Gedanken nach, dann schüttelte er den Kopf. Nein,

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