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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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doch man merkte ihr an, dass sie sich jetzt mehr als früher bewusst war, welchen entsetzlichen Preis das Leben manchmal von einem fordern konnte. Jetzt schaute Sandy ihn aus diesen Augen fragend an, die Frage war ganz offensichtlich, und er seufzte.
    »Ich sehe keine Lösung«, gab er ihr auf Englisch Antwort. »Die haben die Straße viel zu massiv abgesperrt, und das ist meine eigene Schuld, verdammt hoch mal!«
    »Ach, Blödsinn!«, erwiderte sie in der gleichen Sprache und drückte seinen Ellenbogen noch fester. »Wir lernen hier alle nur aus der Praxis, und das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können, ist, dass du anfängst, dir für Dinge in den Hintern zu treten, die du nicht ändern kannst! Meines Erachtens hast du vor Yorstadt ziemlich gute Arbeit geleistet und hast jetzt viel an Erfahrungen dazugewonnen, mit denen du arbeiten kannst.«
    »Klar doch!« Er versuchte, die Bitterkeit aus seiner Stimme zu verbannen. Seine Offiziere mochten ja vielleicht kein Englisch verstehen, aber emotionale Untertöne verstanden sie sehr wohl, und es hatte ja nun überhaupt keinen Sinn, auch noch deren Vertrauen ins Wanken zu bringen. »Bedauerlicherweise«, fuhr er dann in bewusst leichterem Ton fort, »haben auch die ›bösen Jungs‹ jede Menge dazugewonnen. Zwar haben sie jetzt nicht mehr, sondern weniger Männer, aber was ihre strategische Position angeht, haben sie sich eindeutig verbessert.« Er deutete auf die fünfzehn Kilometer breiten Schanzen, die von den felsigen Erastor-Ausläufern bis zum Fluss führten. »Wir haben Rokas überraschen können, indem wir etwas gemacht haben, wovon er absolut sicher war , dass es unmöglich ist. Aber Ortak weiß jetzt, wozu wir in der Lage sind, und er hat sich da verschanzt, um uns all unsere Vorteile zu nehmen. Wir können ihn natürlich frontal angreifen, aber dabei werden wir Tausende von Männern verlieren, und ich kann mich einfach nicht zu der Entscheidung durchringen, dass es das wert ist, Sandy! Nicht dafür, dass wir irgend so einen Computer in die Finger kriegen!«
    »Es geht doch nicht nur darum, dass wir ›irgend so einen Computer in die Finger kriegen‹!«, widersprach sie hitzig, und mäßigte ihren Ton dann, als sie sah, dass einige der Offiziere sie erstaunt anblickten. Sie schüttelte den Kopf und sprach dann deutlich ruhiger weiter. »Es geht für alle diese Menschen hier um Leben und Tod, Sean – und das weißt du auch!«
    »Ach ja? Und wessen Schuld ist das?«, grollte er.
    »Unsere«, gab sie zurück, ohne mit der Wimper zu zucken. »Meine, wenn du es ganz genau wissen willst! Aber in diese Lage sind wir hineingeschlittert, angezettelt haben wir diesen Krieg nicht! Und wenn wir den ganzen Schlamassel hier schon ausgelöst haben, dann sollten wir die Sache auch zu Ende bringen !«
    Sean schloss die Augen und spürte Bitterkeit auf der Zunge. Schließlich wusste er genau, dass sie Recht hatte. Das war ein Streit, den sie schon oft ausgefochten hatten, und ihn jetzt erneut aufzuwärmen, würde überhaupt nichts bringen. Außerdem mochte er die Malagoraner. Selbst wenn er nicht für ihre missliche Lage verantwortlich gewesen wäre, so hätte er ihnen immer noch helfen wollen.
    »Ich weiß«, sagte er schließlich. Er öffnete die Augen und brachte ein schiefes Grinsen zustande, dann tätschelte er ihre Hand, die immer noch auf seinem Ellenbogen ruhte. »Und das ist kein bisschen mehr deine Schuld als meine oder die von Tamman oder Brashan – nicht einmal die von Harry. Es ist nur so furchtbar zu wissen, wie viele von den Männern sterben werden, bloß weil ich sie nicht schnell genug weitergetrieben habe.« Sie wollte ihm gerade schon widersprechen, doch er schüttelte den Kopf. »Jaja, du hast ja Recht: Aus Fehlern lernt man, aus Schaden wird man klug. Ich weiß, ich weiß! Aber ich wünschte eben, ich hätte meine Fehler irgendwo machen können, wo sie nicht gleich zahllose Menschen das Leben kosten!«
    »Du kannst nicht mehr tun, als dein Bestes zu geben.« Ihre Stimme war so zärtlich, dass er sie am liebsten sofort in die Arme geschlossen hätte, aber Gott allein mochte wissen, wie seine Offiziere wohl darauf reagieren würden, wenn er jetzt einen ›Engel‹ umarmte!
    Er spürte, wie bei diesem Gedanken seine Mundwinkel unwillkürlich zuckten, und so verschränkte er die Hände wieder hinter dem Rücken und begann langsam, um den Tisch herumzugehen und die Reliefkarte von allen Seiten zu betrachten. Wenn es doch nur eine Möglichkeit gäbe, die

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