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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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weiter, während er die Karte betrachtete, und er kasteite sich innerlich dafür, nicht schneller weitermarschiert zu sein. Er hatte fünf Tage gebraucht, um eine Entfernung zurückzulegen, die eine pardalianische Armee in drei Tagen hätte bewältigen können, wenn man sie hinreichend angetrieben hätte. Die Konsequenzen seiner Entscheidung versprachen furchtbar zu werden. Wenn er die versprengten Heerscharen härter in die Zange genommen hätte, hätte er vielleicht Ortak aus Erastor herauspressen können, bevor der Oberhauptmann die Schanzen hätte fertig stellen können. Auch wenn Sean sich selbst immer wieder sagte, dass seine Truppen nach der Schlacht um Yorstadt erschöpft gewesen waren, fühlte er sich deswegen doch keinen Deut besser. Er hätte sie schon am nächsten Morgen weitertreiben müssen, egal, wie erschöpft sie gewesen waren, und nicht zwei Tage damit verschwenden dürfen, die Gefallenen zu begraben und die Waffen einzusammeln, die die Heiligen Heerscharen auf ihrer Flucht fortgeworfen hatten, und innerlich verfluchte er sich dafür, dem Feind diesen zeitlichen Vorteil verschafft zu haben.
    Er hätte am liebsten Tibold gleich mit verflucht, weil dieser ihn hatte gewähren lassen, aber das wäre nicht fair gewesen. Der Ex-Gardist war ein Produkt der Militärtradition, die sich nach den Schisma-Kriegen entwickelt hatte, und auf Pardal wurden Kriege um das Gebiet an sich geführt. Idealerweise wurden Schlachten weitestgehend vermieden, stattdessen mühte man sich nach Kräften, den Gegner durch geschickte Manöver zu überlisten. Feldzüge auf Pardal zeichneten sich daher durch komplizierte, streng methodische Aufmärsche und Rückmärsche aus, bis sie schließlich in ähnlich strengen Regeln gehorchenden Gefechten oder Belagerungen strategisch bedeutsamer Festungen gipfelten. Die napoleonische Doktrin, einen geschlagenen Feind so lange zu verfolgen, bis man ihn zur Gänze aufgerieben hatte, war dem lokalen militärischen Denken völlig fremd. Das war gerade angesichts der Mobilität, die Nioharqs boten, erstaunlich, ja, sonderbar, aber es war nun einmal so. Ein so vernichtender Sieg wie vor Yorstadt hätte die meisten Kriege fast augenblicklich enden lassen, indem die Besiegten die Bedingungen ihrer Niederlage auszuhandeln begonnen hätten. Nur dieses Mal geschah das eben nicht. Hohepriester Vroxhan und sein ›Innerer Kreis‹ mochten ja keine Ahnung haben, worum es Sean und seinen gestrandeten Freunden hier wirklich ging, aber sie hatten sehr wohl begriffen, dass sie hier um ihr eigenes Überleben kämpften. Schlimmer noch: Sie kämpften, so sahen sie es zumindest, um ihr Seelenheil. Natürlich war es offensichtlich, dass sie auch an ihrer weltlichen Macht hingen. Sie machten jedoch keinen Unterschied zwischen ›Gottes Willen‹ und der »Vorherrschaft des Tempels‹ auf Pardal. Unter den gegebenen Umständen gab es keine akzeptablen Kapitulationsbedingungen für sie – konnte es auch nicht geben! –, von der völligen Vernichtung der ›Ketzer‹ einmal abgesehen. Folgerichtig machten sie ihre Reserven mobil. Innerhalb der nächsten zwei Wochen, allerhöchsten der nächsten drei, würden Tausende frischer Truppen in Erastor aufmarschieren. Irgendwie musste Sean die Stellung von Erastor zerstören, bevor die Verstärkung eintraf, und seine Seele krampfte sich zusammen, als er über die Verluste nachdachte, die seine Armee würde hinnehmen müssen, weil er , Sean der Selbstherrliche, Scheiße gebaut hatte.
    Sein Stirnrunzeln verwandelte sich in einen bitterbösen Blick. Sein Verstand sagte ihm, dass es nicht immer die eine richtige Antwort auf sich stellende Fragen gab, aber er war eben auch noch jung. Jahrhunderte älter als noch vor der Schlacht um Yorstadt, aber immer noch jung genug, um daran zu glauben, dass es diese eine richtige Antwort geben musste , wäre er nur klug genug, sie zu finden.
    Eine Hand berührte sanft seinen Ellenbogen, und als er sich umwandte, bemerkte er Sandy neben sich, die zu ihm aufschaute. Ihr Gesicht war nicht mehr zu der gehetzten Maske erstarrt, die es in der ersten Nacht nach Yorstadt getragen hatte. Aber genau wie bei allen anderen Besatzungsmitgliedern der Israel hatte auch bei ihr das Gemetzel dieses Tages seine unauslöschlichen Spuren hinterlassen. In ihre Augen war das für sie so typische Strahlen zurückgekehrt. Ihr Blick allerdings wirkte lange nicht mehr so draufgängerisch wie früher. Sie mochte vielleicht ihr Selbstvertrauen nicht verloren haben,

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