Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
das würde gut zwei oder drei Tage dauern, und wenn das hier überhaupt klappen sollte, dann durfte er nicht noch einmal zwei oder drei Tage verschwenden.
    »Also gut, Tibold«, sagte er dann. »Pass auf, wir werden das folgendermaßen machen: Zuerst …«
     
     
    Oberhauptmann Ortak stand in der Zentralbastion seiner Schützengräben und starrte gen Westen. Nieselregen breitete einen grauen Schleier über das Keldark-Tal, sodass er nicht allzu weit sehen konnte. Er wusste indes, was sich dort draußen befand, und er hauchte ein kurzes Dankgebet, dass der Feind so untätig war. Jeder Tag, der ohne Angriff verging, stützte nicht nur die Kampfmoral seiner angeschlagenen Truppen, sondern brachte auch die verzweifelt benötigte Verstärkung einen Tag näher.
    Er strengte die Augen an, versuchte Details der Schanzen auszumachen, die von den Ketzern seinen eigenen genau gegenüber errichtet worden waren. Ein Teil von ihm erschauerte jedes Mal aufs Neue, wenn er daran dachte, welchen Preis die Einnahme dieser Stellung wohl fordern würde. Besonders wenn die Heiligen Heerscharen erst einmal ihre Verstärkung erhalten hätten und wieder in die Offensive gehen könnten. Doch nicht einmal das vermochte seine Dankbarkeit zu schmälern. Er wusste, wie schwach besetzt seine Stellungen waren. Wären die Ketzer tatsächlich bereit gewesen, ihm hier irgendwo entlang seiner Frontlinie eine ganze Kolonne entgegenzuschleudern …
    Ortak erschauerte, und es lag nicht an dem kalten Nieselregen. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, hier mit dem Rücken zum Fluss die Stellung halten zu müssen. Es war aber möglich, den Erastor fast über seine gesamte Länge hinweg zu durchwaten. Sollte es demnach erforderlich werden, könnte er seine Truppen durch den Fluss hindurch den Rückzug antreten lassen. Er würde dann allerdings die Überreste seiner Ausrüstung zurücklassen müssen. Nur: Dies hier war der beste – vielleicht sogar der einzige – Punkt, an dem man eine von Westen anrückende Armee würde aufhalten können. Zwangsverpflichtete Arbeiter bereiteten schon jetzt eine weitere Stellung vor Baricon vor. Baricon aber war besser dafür geeignet, Angriffe aus dem Osten abzuwehren. Nein, er musste die Ketzer hier aufhalten, wenn er wirklich verhindern wollte, dass sie in Keldark einmarschierten. Sollten sie nämlich jemals ungehindert durch dieses Fürstentum streifen können, wüchse ihr Handlungsspielraum um ein Hundertfaches. Nach allem, was sie Fürstmarschall Rokas vor Yorstadt angetan hatten, reichte dieser Gedanke völlig aus, um selbst noch den hartgesottensten Krieger erschauern zu lassen.
    Ortak schlang seinen Mantel enger um sich und schürzte nachdenklich die Lippen. Die Semaphoren-Kette durch Malagor war durchbrochen. Nur östlich von ihm war sie noch in Betrieb, und die neuesten Depeschen des Tempels klangen jetzt weniger panisch als die letzten. Die weltlichen Herrscher machten ihre Truppen nur sehr zögerlich mobil. Da die Garde aber sämtliche Garnisonen im Osten aufs Äußerste reduziert hatte, waren bereits fünfzigtausend Mann auf dem Weg an den Erastor. Besser noch: Die ersten Lieferungen neuer Waffen begannen einzutreffen. Es waren weniger, als Ortak lieb war, vor allem angesichts der Waffen, die die Ketzer vor Yorstadt erbeutet hatten. Wenigstens hatte er auf diese Weise bereits achttausend Piken erhalten und mehr als fünfhundert Joharns. Wenn die Berichte über Yorstadt stimmten, dann hatten es die Ketzer fertiggebracht, Joharns und Malagors die Schussweite von Gewehren zu verleihen. Das ließ darauf schließen, dass auch die nächsten Gefechte entsetzlich verlustreich werden würden, selbst wenn es der Garde gelänge jeden einzelnen ihr zur Verfügung stehenden Mann zu bewaffnen. Das allerdings sollte beim Bemühen, eine befestigte Stellung zu verteidigen, weniger ins Gewicht fallen als in der offenen Feldschlacht. Für die Zukunft würden sie eine Möglichkeit finden müssen, der Feuerkraft der Ketzer etwas entgegenzusetzen, und Ortak dachte auch schon darüber nach, das Verhältnis von Feuerwaffen zu Piken zu verändern. Für den Augenblick indes hatte er den Flaschenhals gut verstopft, und die Ketzer schienen unwillig, die Verluste hinzunehmen, die damit einhergehen würden, diesen Stopfen zu entfernen.
    Ortak seufzte und schüttelte den Kopf. Das Licht verlosch, und er hatte noch mehr als genug Schreibtischarbeit zu erledigen, die ihn ohnehin schon die halbe Nachtwachhalten würde. Wenigstens ist mein Quartier

Weitere Kostenlose Bücher