Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
der Monty-Python-Truppe. »›Weil sie noch nicht völlig mit Scheiße bedeckt ist‹!«
»Sehr witzig.« Sie lächelte pflichtschuldig, doch ihre Augen verrieten ihre Sorge, und er hob fragend eine Augenbraue.
»Die Kolonne mit der Verstärkung hat die Straße einen Tag früher erreicht, als Ortak erwartet hat«, berichtete sie dann leise auf Englisch, »und sie kommt schneller voran, als wir erwartet haben. Die dürften bereits in vier oder fünf Tagen in Malz sein.«
»In vier …?« Sean starrte sie an, dann biss er heftig die Zähne zusammen. »Und warum«, fragte er dann nach kurzem Schweigen, »erfahre ich davon erst jetzt ?«
»Es hätte doch wohl kaum etwas gebracht, wenn du's bereits gewusst hättest, während ihr noch durch den Schlamm gekrochen seid!«, gab sie ziemlich scharf zurück. »Ihr seid so schnell da durchmarschiert, wie ihr nur konntet. Ihr hättet euch bloß Sorgen gemacht.«
»Aber …« Er wollte sie gerade schon zurechtweisen, dann zwang er sich dazu, den Mund zu halten. Sie hatte Recht, aber zugleich auch nicht, und nun achtete er sehr genau auf seinen Ton, als er weitersprach. »Sandy, bitte verschweig mir nie wieder etwas, ja? Bitte? Mag sein, dass ich nichts hätte tun können, aber solange ich das Kommando hier habe, brauche ich alle Informationen, die uns zur Verfügung stehen, und zwar so schnell wie möglich. Hast du das verstanden?«
Er blickte ihr streng in die Augen, und ihre Nasenflügel bebten, so zornig war sie. Doch dann biss sie sich auf die Unterlippe und nickte.
»Verstanden«, sagte sie leise. »Ich wollte nur …« Sie blickte zu ihren Händen hinab und seufzte. »Ich wollte doch nur, dass du dir nicht noch zusätzlich Sorgen machst, Sean.«
»Ich weiß.« Er griff nach einer ihrer Hände und drückte sie fest, bis sie den Kopf hob. »Ich weiß «, sagte er sehr viel zärtlicher. »Aber das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür, okay?«
»Okay«, stimmte sie zu, und dann begannen ihre braunen Augen plötzlich zu glänzen. »Aber wenn du wirklich alles wissen willst, dann sollte ich dir wohl auch erzählen, was Harry so getrieben hat.«
»Was hat Harry denn so getrieben?« Skeptisch blickte Sean sie an, dann hob er den Kopf, als Tibold seinen Namen rief. Der Ex-Gardist deutete auf die Nahrungsmittel-Rationen, und Sean winkte den anderen zu, um ihnen zu bedeuten, sie sollten schon ohne ihn anfangen, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Sandy zu. »Und was genau«, fragte er mit bewusst bedrohlicher Stimme, »hat mein entsetzliches Zwillingsschwesterchen jetzt schon wieder angestellt?«
»Naja, es ist alles gut gelaufen, aber sie hat sich entschieden, Stomald die Wahrheit zu sagen.«
»Mein Gott! Da dreh ich euch einmal den Rücken zu, und schon hühnert ihr alle kopflos herum!«
»Ach, wir? Kopflos herumgehühnert seid ja wohl eher ihr in diesem Sumpf da!« Sandy stieß ein gurgelndes Lachen aus, als er das Gesicht verzog, dann wurde sie wieder ernster – wenigstens ein wenig ernster. »Außerdem hat Harry eine gute Entschuldigung. Sie ist verknallt.«
»Meinst du, das hätte ich nicht schon vor Wochen gemerkt? Und wie hat Tamman das Ganze aufgenommen?«
»Eigentlich ganz gut«, erwiderte Sandy grinsend. »Ganz darüber hinweg ist er wohl kaum, möchte ich meinen, aber ich habe gehört, wie ein paar malagoranische Mädchen ein Lied darüber gesungen haben, wie gut aussehend ›Erlaucht Tamman‹ sei.«
»Gut aussehend? Tam? « Sean neigte den Kopf zur Seite, dann lachte er leise. »Naja, im Vergleich zu mir ist er das wohl wirklich. Meinst du, er … öhm … ermutigt die noch in ihrem Interesse?«
»Sagen wir, er entmutigt sie nicht gerade.« Sandy grinste erneut.
»Na, dann solltest du mich wohl besser über sämtliche Gerüchte in Kenntnis setzen, bevor ich mich zum Abendessen zu den anderen geselle.«
»Wieso? Ich könnte dich auf den neuesten Stand bringen, während du isst, Sean. Keiner von denen versteht Englisch.«
»Das weiß ich auch«, gab Sean zurück. Er suchte sich ein relativ trockenes Plätzchen, breitete seinen typisch malagoranischen Poncho darüber aus und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, sich zu setzen. »Das Problem, meine Liebe, ist, dass ich nicht gut essen kann, während ich lache! Und nun schieß los!«
Kapitel Zweiunddreizig
»Also gut! Sind allen die Befehle klar?«
Im Schein der Nachmittagssonne blickte Sean sich im Kreise der Anwesenden um. Tibold und er hatten Wochen damit verbracht – und
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