Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
stolz darauf, hier zu sein, und wenn er beschlösse, jetzt die Bajonette aufzupflanzen und gegen einen Wirbelsturm anzugehen, dann würden sie jedem seiner Befehle jubelnd Folge leisten.
Die Dudelsackpfeifer des Regiments nahmen Aufstellung, jeweils den Kolonnen nach, und Erlaucht Sean nickte seinen Adjutanten zu. Einmal ritten sie die gesamte Länge des Korps auf und ab, und Folmak winkte den Kommandanten seiner Einheiten zu.
»Vorwärts!«, bellte er, und die Armee der Engel stapfte durch den Regen, der wie ein dichter Schleier über allem lag, immer weiter auf Erastor zu.
Sean beobachtete, wie seine Männer vorwärtsmarschierten, und er versuchte, dabei so zuversichtlich wie möglich dreinzublicken. Jedem Einzelnen in Folmaks Brigade war ein Mantel der Garde ausgehändigt worden, und seine vordersten Rotten sahen so sehr nach Terrahks Entsatzheer aus, wie sie das nur hatten hinbekommen können. Der Rest seiner Männer trug Malagoraner-Ponchos. Ein Blick auf diese verriete selbst dem tumbesten Vorposten, wen er da vor sich hatte. Der Regen fiel nicht ganz so dicht, wie Sean das befürchtet hatte – bis jetzt. Allerdings öffneten sich die Himmelsschleusen mehr und mehr, und nur die Erste Brigade marschierte mit umgehängten Waffen. Der Rest seiner Männer trug die Gewehre mit aufgepflanztem Bajonett unter dem Arm wie Jäger: So schützten sie die Zündung mit ihren Körpern und ihren Ponchos, gleichzeitig versuchten sie so, den Regen auch davon abzuhalten, in die Mündungen zu gelangen. Es war lästig, und sie sahen äußerst sonderbar dabei aus, doch es war das Beste, was sie tun konnten, um weiterhin jederzeit schussbereit zu bleiben.
Tibold und Sean hatten die Armee neu aufgeteilt, jetzt bestand sie aus Sechshundert-Mann-Regimentern, drei davon in jeder Brigade, und trotz des Regens und trotz des Gemetzels, in das ihr Kommandant sie gerade führte, jubelte jedes einzelne Regiment, als es an Sean vorbeimarschierte. Zur Antwort schlug er sich salutierend gegen den Brustpanzer, und seine Emotionen waren ein einziges Wirrwarr. Da war Reue, weil seine Fehler dazu geführt hatten, dass er sie nun unter derart hinderlichen Bedingungen in die Schlacht führen musste. Da war Stolz darauf, wie seine Männer reagierten. Entsetzen ob des furchtbaren Preises, den sie vor Erastor würden zahlen müssen – es würde ein furchtbares Blutbad geben! Und zugleich Ehrfurcht davor, dass sie bereit waren, für ihn diesen Preis zu zahlen. Zu all dem kam auch noch ein sonderbarer Eifer, der Sean fast erzittern ließ. Er hatte jetzt bereits Schlachten geschlagen und das, was danach kam, mit eigenen Augen gesehen. Er wusste , wie entsetzlich es war, wie scheußlich und abstoßend und brutal, und doch war ein Teil von ihm fast begierig darauf, es endlich anfangen zu lassen. Nicht froh, aber … ungeduldig. Voller Erwartung.
Er schüttelte den Kopf, zornig auf sich selbst. Er konnte dieses Wort nicht einmal denken, und er schämte sich für dieses Gefühl, doch das änderte nichts. Er trabte vor und überholte Folmaks Brigade, und während er sein Reittier platschend die Straße entlangtraben ließ, wünschte er sich inständigst, er könnte auch vor seinen eigenen, verworrenen Gefühlen so leicht davonreiten.
Unterhauptmann Mathan stand unter dem Vordach und spähte in den Regen hinaus. Es war kaum Nachmittag, doch es sah schon fast aus wie ein später Abend, kohleschwarz ballten sich die Wolken am Himmel zusammen. Seine Dragoner waren dankbar, dass ihnen das Schicksal all der Männer erspart blieb, die jetzt die halb überfluteten Schützengräben bemannten, jene Gräben, die der Angriffsreihe der Ketzer unmittelbar gegenüberlagen. Indes machte das ihre eigenen Aufgaben nicht weniger unerfreulich. Wie die meisten Angehörigen der Heiligen Heerscharen hatten auch sie ihr gesamtes Gepäck vor Yorstadt verloren, und sie mussten improvisieren, um die Zelte zu ersetzen, die an die Garde routinemäßig ausgeteilt wurden. Mathan bezweifelte, dass die Trupps, die entsprechend auf die Suche geschickt worden waren, im Umkreis von Meilen auch nur ein einziges Dach unbeschädigt gelassen hatten. Aber die häufigen Regenfälle hier im Tal durchnässten sowieso alle bis auf die Knochen, egal, was sie nun taten, und er war es wirklich herzlich leid.
Dann rief Mathan sich selbst streng zur Ordnung. Er sollte auf den Knien liegen und Gott dafür danken, ihm dieses Blutbad erspart zu haben, welches diese Dämonen-Verehrer im Rest
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