Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
MacIntyre blickte tief in die eigene Seele, und das, was er sah, missfiel ihm. Wie sollte er erklären, dass ein so großer Teil der Menschheit außerstande war, das zu verstehen, was Galahad so deutlich sah, oder warum er sich so sehr dafür schämte, dass es so war?
»Colin-Mensch …«, Colin blickte auf, als Galahad ihn ansprach, »… ich möchte verstehen. Denn zu verstehen ist gut, aber ich kann es nicht. Wir wissen …«, mit einer leichten Bewegung seines Hundeschädels deutete er auf seine Wurfgeschwister, »… dass du vielleicht unser Ende herbeiführen wirst. Wir wollen nicht enden. Du willst uns nicht enden lassen. Wenn wir enden müssen, dann können wir dich nicht aufhalten. Aber es ist nicht richtig, Colin-Mensch.« Hundeaugen blickten ihn mit herzzerreißender Würde an. »Es ist nicht richtig«, wiederholte Galahad, »und das ist etwas, was du weißt.«
Colin biss sich auf die Unterlippe. Er wandte sich Jiltanith zu, und als er ihre Augen sah – die schwarzen, nur ganz geringfügig fremdartigen Augen einer echten Imperialen –, bemerkte er, dass in ihren Augen Tränen standen.
»Fürwahr, er spricht die Wahrheit, teurer Colin«, meinte sie leise. »Sollten wir nun ihren Tod befehlen, so wäre's Furcht, die uns zu jenem Handeln brächte – Furcht, die uns tun lässt, wovon wir wissen, dass es falsch ist. Wahrlich, sogar mehr als falsch!« Sie kniete sich neben ihren Mann und berührte sanft und vorsichtig Galahads schweren Schädel. »Ganz wie Galahad sprach: 's wäre böse, Leiden zuzufügen, wenn's der Notwendigkeit gebricht!«
»Ich weiß.« Colins Stimme war ebenso ruhig wie die ihre, und dann schüttelte er sich. »Isis?«
»'Tanni hat Recht. Hätte ich gewusst, was 'Hanna da geplant hat, hätte ich dasselbe gesagt wie du! Aber nun sieh sie dir doch einmal an! Sie sind atemberaubend! Das sind Personen , Colin, Individuen – gute Individuen, die zufälligerweise eben vier Füße und keine Hände haben.«
»Ja« Colin blickte auf die eigenen Hände hinab – die Hände, die Galahad eben nicht hatte – und spürte, wie die Entscheidung ganz von selbst kam. Er erhob sich und zupfte an seiner Nasenspitze. Dann dachte er angestrengt nach. »Von wie vielen reden wir hier, 'Hanna?«
»Zehn. Diese vier hier und zwei Würfe, die noch jünger sind.«
»Okay.« Er wandte sich wieder Galahad und seinen Geschwistern zu. »Jetzt hört mir mal zu, ihr alle! Ich weiß, dass ihr nicht versteht, warum die Menschen Angst vor euch haben, aber ihr alle akzeptiert, dass das dennoch so sein kann?« Vier Hundeschädel nickten in unverkennbarer Zustimmung, und Colin musste leise in sich hineinlachen, so ernst diese Lage an sich auch sein mochte. »Gut, denn die einzige Möglichkeit, wie wir wirklich sichergehen können, dass euch nichts passiert, wäre, dass die Menschen, die Angst vor euch haben können, niemals herausfinden, dass es euch überhaupt gibt, und das werden wir nicht ewig durchhalten können.
Also, so sieht mein Plan aus: Ab sofort werdet ihr vier hier bei uns leben – mit 'Tanni und mir –, und ihr werdet, außer wir sind alleine hier, immer so tun müssen, als wärt ihr nichts anderes als ganz gewöhnliche Hunde. Kriegt ihr das hin?«
»Ja, Colin-Mensch.« Diesmal hatte nicht Galahad, sondern eine etwas kleinere Hündin gesprochen, und sofort schwand ihr würdevoller Gesichtsausdruck. Sie sprang auf Colin zu, leckte ihm das Gesicht ab und wedelte enthusiastisch mit dem Schwanz, und dann rannte sie quer durch den Raum und bellte wie toll. Mit heraushängender Zunge kam sie zum Stehen, ließ sich einfach auf den Teppich fallen, drehte sich auf den Rücken und streckte alle viere von sich. Dann rollte sie sich wieder herum und setzte sich aufrecht; ihre Augen lachten ihn an.
»Ganz prima!« Colin wischte sich über das Gesicht und grinste, dann wurde er wieder ernst. »Ich weiß nicht, ob ihr das verstehen werdet, aber wir werden euch an viele Orte mitnehmen und euch vielen, vielen Leuten zeigen müssen, und ich möchte, dass ihr euch immer wie ganz normale Hunde verhaltet! Die Medien-Fritzen werden viele Aufnahmen von euch machen, und das ist auch gut so. Ich möchte, dass, wenn irgendwann einmal die Wahrheit über euch ans Licht kommt, die ganze Menschheit sich längst an euch gewöhnt hat. Ich möchte, dass die eine Chance haben, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ihr keine Bedrohung darstellt. Dass es euch schon seit langem gibt und dass ihr noch nie jemandem irgendetwas getan
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