Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
Colins Büro vorzulassen. Der Imperator blickte von seiner Arbeit auf und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, sich in einen der Sessel zu setzen.
»Nimm doch Platz, Adrienne! Ich bin gleich bei dir.«
Adrienne Robbins setzte sich, strich penibel den Ärmel ihrer Uniform zurecht und wartete geduldig darauf, dass Colin seine aktuelle Etappe des ewigen Wettkampfes gegen die Bürokratie beendete. Er gab die Daten – und seine Entscheidung – in den Computer ein, dann lehnte er sich zurück und schlug die Beine übereinander.
»Ich sehe, du bist der Wilden Horde entkommen«, bemerkte er, und sie blickte ihn erstaunt an. »Ich habe Überwachungssysteme in sämtlichen öffentlich zugänglichen Gängen, schon vergessen? ›Gören‹ trifft es ganz wunderbar!«
»Ach, die sind doch gar nicht so schlimm! Lebhaft, das natürlich, aber das macht mir nichts aus.«
»So geht es allen. Naja, 'Tanni vielleicht manchmal nicht. Die kleinen Teufel können unendlich süß sein, dann mag man ihnen überhaupt nichts übel nehmen, und das wissen sie ganz genau.« Er schüttelte den Kopf und seufzte. »Naja, was soll's. Kommen wir zurück zur Arbeit. Übrigens danke, dass du so schnell gekommen bist.«
»So werden Imperien nun einmal geleitet, Euer Majestät. ›Ich sage zu diesem: Geh hin!, und er geht‹ und so weiter. Aber ich muss zugeben, dass du meine Neugier geweckt hast. Was ist denn so heikel, dass man nicht einmal über das Com darüber reden kann?«
»Ich bin wahrscheinlich bloß paranoid«, gab Colin, jetzt deutlich ernster, zurück, »aber diese Anti-Narhani-Demonstrationen werden schlimmer und nicht besser. Deswegen wollte ich keinesfalls das Risiko eingehen, dass das hier irgendwie an Dritte durchsickert. Das, was mir so vorschwebt, wird diese Demos entweder deutlich entschärfen … oder wirklich verdammt viel schlimmer machen.«
»Ich kann's nicht ausstehen, wenn du so um den heißen Brei herumschleichst, Colin«, seufzte Adrienne.
»Tut mir Leid. Ich habe mir bloß schon seit Monaten den Kopf über das hier zerbrochen, bevor ich zu einer Entscheidung gekommen bin, und ich bin stinksauer auf mich selbst, so lange für etwas gebraucht zu haben, was ich schon längst hätte tun sollen. Ich öffne die Kadettenanstalt für die Narhani.«
»Großer Gott!« Adrienne verkrampfte die Finger in ihrem metallgrauen Haar und stöhnte gequält auf. »Warum immer ich? Hast du eine Ahnung, wie die Medien-Fritzen darauf reagieren werden? Die werden meinen ganzen Campus stürmen und alle Büsche zertrampeln!«
»Ach, jetzt mach aber mal halblang!« Colin lachte leise in sich hinein. »Die Erst-Generationsklone werden nicht ausbildungsbereit sein, bis Sean und Harry das auch sind – du hast doch noch genügend Zeit für die Feinarbeiten.«
»Feinarbeiten nennt er das! Für diese Feinarbeiten werde ich einen Bulldozer brauchen! Glücklicherweise«, sagte sie, und um ihre Lippen spielte ein recht selbstzufriedenes Grinsen, »rechne ich schon seit über einem Jahr damit, dass das auf mich zukommt. Seitdem arbeiten wir an entsprechenden Veränderungen des Lehrplans.«
»Wirklich?«
»Natürlich! Meine Güte, Colin, glaubst du nicht, dass ich dich inzwischen lange genug kenne, um zu wissen, wie du denkst? Manchmal brauchst du halt ein bisschen, aber normalerweise triffst du früher oder später genau die richtige Entscheidung.«
»Sie, Admiralin«, bemerkte Colin nüchtern, »zeigen nicht gerade die respektvollste Haltung aller Marineoffiziere der Galaxis!«
»Wenn ich im Dienst bin, schon. Willst du mal mein ›offizielles Kommandantengesicht‹ sehen?« Augenblicklich verschwand ihr Lächeln, verwandelte sich in einen strengen Gesichtsausdruck, und mit einem eiskalten, abschätzenden Blick durchbohrte sie ihn zehn Sekunden lang so fest, dass er glaubte, sich nicht mehr rühren zu können. Dann entspannte sie sich wieder und grinste breit. »Das habe ich immer in meinem Kleiderschrank liegen, damit es griffbereit ist, wenn ich's brauche.«
»Du meine Güte, kein Wunder, dass die ganzen Kadetten solche Angst vor dir haben!«
»Besser vor mir als vor den Bösen da draußen!«
»Das stimmt. Aber eigentlich wollte ich von dir noch ein bisschen mehr, als nur Anpassungen im Curriculum. Ich möchte, dass du diesen Vorschlag unterstützt.«
»Naja, natürlich«, sagte sie und war sichtlich überrascht. »Warum sollte ich das nicht tun?«
»Ich meine, ich möchte, dass du damit an die Öffentlichkeit gehst und mit den Medien
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