Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
Hohepriester ballte in tiefstem Hass die Hände zu Fäusten. Diese Kerle würden entkommen! Die Anführer dieser verdammenswerten Ketzerei würden ihm entkommen , und sobald sie in Sicherheit wären, würde der Rest ihrer Armee gewiss den Angriff abbrechen! Galle stieg ihm in die Kehle, und er hob den Blick von den verschwindenden Dämonen-Anhängern zu dem riesigen, weißen Block des Heiligtums. Warum? , wollte er von Gott wissen. Warum lässt du das geschehen ? Warum …
Und dann waren seine Gedanken auf einmal wie eingefroren, als er plötzlich voller Entsetzen begriff. Entkommen? Die versuchten nicht zu entkommen ! Als hätte Gott es ihm persönlich ins Ohr geflüstert, wusste Vroxhan jetzt, wohin die Ketzer zogen, und sein Blut verwandelte sich in Eis.
»Das Heiligtum!«, keuchte er. Der Fürstmarschall schaute ihn nur verständnislos an, und Vroxhan packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn. »Sie sind auf dem Weg zum Heiligtum selbst!«
»Dem … Warum sollten sie das tun, Eure Heiligkeit?«
»Weil sie Dämonen-Anhänger sind!« Vroxhan schrie die Worte fast. »In Gottes Namen, Mann! Sie dienen den Mächten der Hölle – was, wenn ihre Herren ihnen eine Möglichkeit gegeben haben, die Stimme zu zerstören? Wenn wir deren Schutz verlieren, woher wissen wir dann, wann die nächste Angriffswelle der Dämonen von den Sternen kommt?«
»Aber …«
»Wir haben keine Zeit mehr, Fürstmarschall! Gebt dem Sonderkommando des Heiligtums Signal! Jetzt sofort! Sagt ihnen, sie müssen die Ketzer davon abhalten, in das Heiligtum einzudringen, und dann schickt jeden Mann, den ihr habt, hinter den Ketzern her!«
»Aber es gibt nur noch Eure Leibgarde, Eure Heiligkeit, und …«
»Schickt sie los! Schickt sie los! « Wieder schüttelte Vroxhan den Fürstmarschall. »Nein! Ich werde sie persönlich führen!«, schrie er wie besessen und wirbelte herum, schon auf dem Weg und fort von Surak.
Tamman ging an der Spitze. Seinen Männern gefiel das nicht, und sie versuchten immer wieder, an ihm vorbeizukommen, zwischen ihn und jeden möglichen Feind zu gelangen, doch er winkte sie nur immer wieder zurück, wenn es ihnen doch einmal gelang. Er machte das nicht, um heldenhaft zu wirken: Er musste, was sie nicht wussten, vor allen anderen sein, um ihre Marschroute mit seinen Implantaten zu sondieren.
Das Chaos auf den Straßen war noch schlimmer, als er befürchtet hatte. Es waren nur noch wenige Gardisten zu sehen, doch Tausende von Zivilisten flohen vor den Kampfhandlungen, und die meisten schienen auf dem Weg zum Heiligtum zu sein, um dort um Erlösung zu beten. Man musste ihnen zugestehen, dass sie augenblicklich zur Seite wichen, wenn sie sahen, dass hinter ihnen bewaffnete Männer aufmarschierten. Doch selbst mit der Geschwindigkeit, die aufkeimende Panik ihnen verlieh, brauchten sie immer viel zu lange, um nicht doch im Weg zu sein. Und schlimmer noch: Jetzt, in der Gegenwart so vieler Zivilisten, fiel es Tamman schwer, Formationen der Garde wahrzunehmen, die sich vielleicht in der Nähe bereits neu formierten und Aufstellung nahmen.
Die Kolonne marschierte zügig weiter, wann immer sie sich überhaupt bewegen konnte. Eigentlich aber war ihr Vormarsch nichts als eine Reihe hektischer Sprints, gefolgt von langsamem, quälend langsamem Waten durch Horden Unbeteiligter, und Tamman war schwer versucht, seinen Männer zu befehlen, Warnschüsse abzugeben, um die Menschenmassen schneller zu zerstreuen. Natürlich verbot sich das, aber er war schwer versucht, es dennoch zu versuchen.
Tamman überquerte einen kleinen Platz und blickte auf. Vor ihnen ragte fast bedrohlich der gewaltige Block des Heiligtums auf. Noch fünfzehn Minuten, dachte er, vielleicht auch zwanzig.
»Schneller! Schneller!«, schrie Vroxhan.
»Eure Heiligkeit, wir können nicht schneller!«, protestierte Hauptmann Farnah, der Kommandant seiner persönlichen Leibgarde, und deutete auf die Menschenmassen, die ihnen den Weg versperrten. »Die Leute …«
»Was interessieren denn Leute , wenn Dämonen-Anhänger das Heiligtum Gottes schänden?«, fauchte Vroxhan, und in seinen Augen stand Wahnsinn. Er hatte die Ketzer aus den Augen verloren, während seine Truppen sich sammelten. Irgendwo dort vor ihm war dieser Feind, auf dem Weg zum Heiligtum. Das war alles, was er wusste … und alles, was er wissen musste . »Macht den Weg frei, Hauptmann! Ihr habt Piken, also macht den Weg frei !«
Farnah starrte ihn an, als könne er den Befehl,
Weitere Kostenlose Bücher