Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
interessant, dachte sie.
Er schien genau das Gleiche zu empfinden wie sie selbst.
Die Imperiales Terra beziehungsweise ihr Zentraler Kommandocomputer dachte über die verbliebenen Möglichkeiten nach, als die Koordinaten für den nächsten HyperSprung eingegeben wurden.
Auch wenn der Zentrale Kommandocomputer nicht im eigentlichen Sinne über ein Selbstbewusstsein verfügte, kam er diesem Konzept doch deutlich näher als die Computer der älteren Raumflotten-Einheiten. Die Terra war sogar ein gutes Stückchen schlauer, als Dahak es gewesen war, bevor er im Orbit der Erde ankam. Aber zu versuchen, die beiden Befehle der Prioritätsstufe Alpha miteinander in Einklang zu bringen, von denen niemand wusste, dass die Imperiales Terra sie überhaupt erhalten hatte, stellte doch ein gewisses Problem dar.
Normalerweise hätte das Schiff um Rat gefragt, doch Befehle der Prioritätsstufe Alpha besaßen absolute Dringlichkeit, und die Anweisung, im Zweifelsfalle Menschen zu Rate zu ziehen, war nicht mit der Prioritätsstufe Alpha versehen. Niemals war man auf die Idee gekommen, es könnte einen Grund geben, so zu verfahren. Dennoch untersagte einer der von Vincente Cruz implementierten Befehle dem Zentralen Kommandocomputer, irgendeinen der von ihm, Cruz, implementierten Befehle der Prioritätsstufe Alpha den Brückenoffizieren gegenüber zu erwähnen. Das bedeutete, dass der Zentrale Kommandocomputer sich ganz allein eine Vorgehensweise überlegen musste, mit der er beide Befehlssätze gleichermaßen würde befolgen können.
Und das tat er auch.
Auf dem Landschaftsdeck saß Sean am Ufer des Sees und ließ kleine Steine über die Wasseroberfläche flitzen. Dank seines biotechnisch erweiterten Arms konnte er sie unglaublich weit flitschen lassen, und er schaute zu, wie bei jedem Aufschlag auf der Oberfläche Wasser aufspritzte und die Reihe der Aufschlagpunkte sich bis in die Unendlichkeit fortzusetzen schien, da sie schon bald im Nebel verschwanden. Das schwache Kraftfeld seiner Implantate schützte Sean am See vor dem dort herabprasselnden Regen.
Hinter sich hörte er das Knirschen von Schuhen auf feuchtem Kies, und er las die Implantat-Codes, ohne auch nur aufzublicken.
»Hi, Leute«, sagte er. »Und – wie gefällt euch das Wetter, das uns Kommandeur Godard beschert hat?«
Er stand auf und grinste seine Freunde an. Es war das erste Mal, dass sie alle gleichzeitig dienstfrei hatten, seit sie Urahan hinter sich gelassen hatten. Leider hatte der Logistikoffizier der Terra beschlossen, das Landschaftsdeck könne dringend einen ordentlichen Regenguss vertragen. Flottenkommandeur Godard war ein netter Kerl, und Sean glaubte nicht, dass er das mit Absicht getan hatte.
»Mir gefällt's.« Brashan trottete auf den See zu und watete dann so tief hinein, dass er bis zum Bauch im Wasser stand. Im Gegensatz zu seinen menschlichen Freunden trug er seine Uniform, doch die Narhani-Uniform bestand nur aus einem Geschirr, an dem mehrere Taschen und seine Rangabzeichen befestigt waren, und wieder spürte Sean, wie dieser vertraute Neid in ihm aufstieg. Brashan mochte ja mehr Zeit darauf verwenden müssen, das Leder und die Metallteile zu polieren, doch er musste sich niemals im Leben Sorgen darum machen, wie man einen Fleck auf der Uniform würde entfernen können.
»Das erinnert mich an den Frühling auf Narhan«, fügte Brashan hinzu und ließ sich so tief ins Wasser sinken, dass nur noch seine Schultern herausschauten, und spreizte dann genießerisch seinen Scheitelkamm. »Die Luft ist natürlich immer noch zu dünn, aber das Wetter ist nett.«
»Klar, dass du das so siehst.« Tamman streifte seine Segeltuchschuhe ab, setzte sich auf den einen Rumpf eines Trimarans und ließ die Beine ins Wasser baumeln. »Ich würde etwas weniger Nieselregen vorziehen.«
»Geht mir auch so«, gab Sean ihm Recht, auch wenn er sich nicht sicher war, dass das wirklich so ganz stimmte. Die Feuchtigkeit schien das Gefühl der Lebendigkeit und das Grün der Pflanzen noch zu betonen, und er hatte seine Sensorik-Booster schon auf die höchste Stufe gestellt, um den erdigen Duft zu genießen.
»Wollt ihr immer noch segeln gehen?«, fragte Sandy.
»Vielleicht.« Sean schnellte einen weiteren Stein über den See. »Ich habe mir den Wetterplan schon angesehen. In ungefähr einer Stunde soll es aufklaren.«
»Naja, solange würde ich dann lieber warten«, meinte Harriet.
»Jou.« Sean griff nach einem weiteren Stein. »Ich meine, wir
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