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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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dauerte fast ein ganzes Billionstel einer Sekunde. Diese kurze Zeitspanne war unmerklich, und es gab auch keinen Doppler-Effekt, der den Blick hätte verzerren können, da das Schiff während dieser winzigen Augenblicke effektiv stillstand. Jedes menschliche Auge hätte es für unmöglich erachtet, die visuellen Eindrücke zu verarbeiten, die sich ergaben, wenn der Beobachtungspunkt sich innerhalb einer Sekunde jeweils um 254 Millionen Kilometer verschob.
    Also erzeugten die Computer ein künstliches Abbild, eine Art ›Tachyonen-Blick‹ auf das Universum. Der atemberaubende Anblick umgab die gesamte Brücke mit einem Panorama von dreihundertsechzig Grad, auf dem sich näher gelegene Sterne sichtlich bewegten und durch das der Menschheit die tröstliche Illusion einer Bewegung durch ein voll und ganz verständliches Universum geschenkt wurde.
    Bei Unterlichtgeschwindigkeit sahen die Bildgebercomputer sich vor andere Probleme gestellt. Der Gravitonenantrieb des Fünften Imperiums vermochte ein winziges bisschen mehr als siebzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit zu erreichen (Geschosse kamen auf über 0.8 c , bevor ihre Antriebe die Phasenkohärenz verloren und dann Irgendwelche Unschönen Dinge passierten). Dabei musste der Antrieb gegen Masse und gegen Trägheit angehen. Das bot praktisch uneingeschränkte Manövrierbarkeit, und die Höchstgeschwindigkeit konnte sehr schnell erreicht werden – nicht sofort natürlich: Schließlich bestimmte die Masse eines Schiffes die Effizienzkurve seines Antriebs.
    Auch die Mannschaft wurde dabei nicht zu Sardellenpaste zermalmt, ein enormer Vorteil also. Doch anders als ein Schiff unter Enchanach-Antrieb bewegten sich Schiffe in Unterlichtgeschwindigkeit relativ zum Universum. An Bord dieser Schiffe war es damit notwendig, sich Sorgen um Kleinigkeiten wie die Relativität zu machen. Die Zeitdilatation wurde an Bord nämlich zu einem bedeutenden Faktor, und das Gleiche galt auch für den Doppler-Effekt. Für das nicht unterstützte Auge neigten die Sterne dazu, vor dem Bug in das obere Ende des sichtbaren Spektrums zu verschwinden, während die Sterne hinter dem Heck eine Rotverschiebung zu dessen unterem Ende erfuhren.
    Sean empfand dieses Phänomen als schaurig-schön, und er hatte die Augenblicke genossen, in denen seine Ausbilder ihm gestattet hatten, die computergenerierten bildlichen Darstellungen aus dem Display auszublenden, so dass er während der Trainingsflüge den ›Sternenbogen‹ hatte sehen können. Bedauerlicherweise war dieser Anblick nicht sonderlich hilfreich, also verließ man sich wieder einmal auf die Computer und die Überlicht-Raumfaltungsscanner, um einen künstlichen, ›echteren‹ Ausblick zu erzeugen.
    Und dann gab es noch den Hyperraum. Die Imperiales Terra verfügte wie alle Planetoiden der Raumflotte über drei voneinander unabhängige Antriebssysteme: Unterlichtantrieb, Enchanach-Antrieb und Hyperantrieb, und unter Letzterem lag ihre Höchstgeschwindigkeit bei mehr als dem Zweihundertdreißigfachen der Lichtgeschwindigkeit. Dennoch war die Bezeichnung ›Hyperraum‹ in erster Linie nur ein Begriff für etwas, das kein Mensch richtig und angemessen zu beschreiben in der Lage war, denn er bestand aus mehreren ›Bändern‹ – eigentlich einer ganzen Reihe völlig unterschiedlicher ›Räume‹ –, deren tosende Energie-›Gezeiten‹ jedes Objekt zerstörten, das sich außerhalb eines Antriebsfeldes befand. Selbst mit imperialer Technologie verstärkte Menschenaugen empfanden den Anblick des H-Raumes, dieses grauen, wogenden Nichts … verstörend. Fast sofort wurde einem immens schwindlig; war man dem Anblick länger ausgesetzt, konnten deutlich schwerer wiegende Konsequenzen die Folge sein, bis hin zu unheilbarem Wahnsinn. Schiffe, die sich im Normalraum befanden, konnten Schiffe, die sich im Hyperraum befanden, anhand ihrer HyperKurs-Spur orten; Schiffe, die sich im Hyperraum befanden, waren vollständig blind. Sie konnten weder in den Normalraum ›blicken‹, noch im Hyperraum irgendetwas sehen, also blieben ihre Displays dann schwarz.
    Oder um genauer zu sein: Sie zeigten dann andere Dinge. An Bord der Imperiales Terra bevorzugte Kommandant McNeal Holoprojektionen der Küste von Galway, an der er aufgewachsen war. Was allerdings tatsächlich auf den Bildschirmen erschien, hing immer davon ab, wer gerade Wache hatte. Kapitän Yu beispielsweise mochte beruhigende, abstrakte Lichtskulpturen, während Kommandeur Susulov, der Eins-O, eine

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