Collection Baccara 0278
Nachttischlampe benutzen! Er knipste sie an: einmal kurz, zweimal lang, ihr gemeinsames Zeichen für Ja.
Es war dreizehn Jahre her, dass sie sich das letzte Mal so unterhalten hatten, doch er hatte den Code nicht vergessen.
Schon mitVater gesprochen?, fragte sie.
Ja, denke es geht klar, blinkte Colin zurück.
Wie war das Essen?
Super. Nichten sind hier. Bin zum Schulfest eingeladen.
Einige weitere Nachrichten gingen hin und her, es war fast wie in alten Zeiten. „Colin? Hast du den Jahresbericht gefunden? Soll ich dir beim Suchen helfen?“, rief seine Mutter.
Blitzschnell blinkte er ihr das Zeichen für Muss Schluss ma chen zu, was früher immer bedeutet hatte, dass Eltern im Anmarsch war. Er packte den Jahresbericht, und als er eilig das Zimmer verließ, stieß er mit seiner Mutter zusammen, die gerade nach ihm sehen wollte.
„Da bist du ja. Ich habe mich schon gefragt, was du so lange machst“, sagte sie verwundert.
„Ich habe den Bericht nicht gleich gefunden“, flunkerte er und folgte seiner Mutter die Treppe hinunter. „Ich muss jetzt gehen, es ist schon spät.“
„Okay.“ Sie umarmte ihn zum Abschied. „Pass auf dich auf, mein Junge.“
„Mach ich.“ Dann trat er hinaus in die Nacht und stieg in sein Auto. Zwar konnte man Rachels Fenster von hier aus nur schlecht sehen, doch er hatte den Eindruck, dass sie immer noch dastand und zum Nachbarhaus hinübersah.
Eine Weile noch blickte Rachel versonnen aus dem Fenster, dann wandte sie sich seufzend ab und setzte sich aufs Bett. Seit ihrer Highschoolzeit hatte sich in dem Zimmer kaum etwas verändert. Immer noch stand das weiße Himmelbett in einer Ecke, und an den Wänden hing immer noch dieselbe Blümchentapete – wenn auch inzwischen etwas verblichen. Die Einrichtung ihres Jugendzimmers war altmodisch und mädchenhaft verspielt. Schon damals hatte sich Rachel zeitgemäßere Möbel gewünscht.
Es klopfte an der Tür, und ihre Mutter trat herein. „Hier ist deine frisch gebügelte Wäsche“, sagte sie.
„Ich habe dir doch schon gesagt, du brauchst das nicht zu tun.“ Rachel erhob sich vom Bett.
„Aber ich mache das gerne“, widersprach ihre Mutter und legte den Wäschestapel auf einen Stuhl. Als sie wieder gehen wollte, erblickte sie die Taschenlampe, die auf der Bettdecke lag. „Was hast du damit vor?“
„Hm?“ Rachel wusste nicht, was sie sagen sollte.
Ihre Mutter runzelte die Stirn. „Hast du etwa mit Colin wieder geheime Blinkzeichen ausgetauscht? Er wohnt doch gar nicht mehr hier.“
„Ich habe nur ausprobiert, ob ich unsere alten Geheimcodes noch weiß“, sagte sie hastig und war froh darüber, dass ihr auf die Schnelle eine harmlose Erklärung eingefallen war. „Übrigens habe ich Colin heute in der Anwaltskanzlei getroffen. Eigentlich hatte ich zu Bruce gehen wollen, doch der ist zusammen mit Christina in Houston, also habe ich Colin von meinem Problem erzählt.“
„Und?“
„Er kommt morgen ins Kim’s und gibt mir Bescheid, was es kosten wird, wenn er den Fall übernimmt.“
„Dann drücke ich dir die Daumen, dass alles gut wird. Wenn du Hilfe brauchst, sag es bitte.“
„Danke, ihr macht sowieso schon so viel für mich“, winkte Rachel ab. Und dann fügte sie hinzu: „Aber ich hätte da eine Bitte. Kann ich eure Küche benutzen? Ich möchte ein paar neue Rezepte ausprobieren.“
Adrienne warf ihrer Tochter einen vorwurfsvollen Blick zu. Selbstverständlich konnte sie die Küche benutzen, was für eine Frage!
„Ich möchte gerne die Küche des Kim’s benutzen. Natürlich werde ich warten, bis das Lokal geschlossen hat. Wenn die Kuchen gelingen, könnt ihr sie gerne in eurer Vitrine zum Verkauf anbieten.“
„Das ist eine gute Idee! Kim wird begeistert sein.“
„Wovon soll ich begeistert sein?“, fragte Kim, die gerade zur Tür hereingekommen war. Rachels Großmutter sah für ihr Alter noch sehr gut aus. Obwohl sie schon über siebzig war, machte sieimmer nochYoga undTai Chi.
„Rachel möchte unsere Küche benutzen, um ein paar Rezepte auszuprobieren. Dafür können wir ihre Kuchen und Desserts in derVitrine anbieten“, erklärte Adrienne.
Kim nickte begeistert. „Eine gute Idee! Ich bin mir sicher, sie werden reißenden Absatz finden.“
„Prima. Ich brauche unbedingt ein paar neue Rezepte, falls Marco den Prozess gewinnen sollte.“
„Mach dir keine Sorgen, Colin ist ein ausgezeichneter Anwalt“, versuchte Adrienne ihre Tochter zu beruhigen. Und zu Kim gewandt erklärte sie:
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