Collection Baccara 0283
halbe Stunde lang allein lasse?“
„Nein, geh nur.“ Ihre Augen funkelten schelmisch. „Dein Onkel hat mir angeboten, mir den Park im Mondschein zu zeigen.“
„Dieser alte Gauner!“ Marco streichelte ihre Wange. „An deiner Stelle würde ich auf den beleuchteten Wegen bleiben.“
„Ich werde deinen Rat beherzigen“, versprach Sabrina lachend.
Marco hatte noch ihr strahlendes Gesicht vor Augen und ihr fröhliches Lachen im Ohr, während er mit Etienne, Anna Maria und seiner Mutter über die breite Treppe hinunter ins Erdgeschoss ging. Sein Herz machte lauter kleine Freudensprünge. Er konnte sich gar nicht erinnern, wann er zum letzten Mal so glücklich gewesen war.
Im Grünen Salon hatte sich eine Schar von Presseleuten versammelt. Die Herzogin und ihre Tochter setzten sich auf ein Sofa. Marco und Etienne stellten sich rechts und links davon auf.
Schon Wochen zuvor hatte Donna Marias Sekretärin Kopien der Gästeliste an diverse Zeitungsverlage und Fernsehsender geschickt. Und die Redakteure hatten ihr mitgeteilt, wen der hochrangigen Persönlichkeiten sie heute gern interviewen würden. Aber diese Gespräche fanden erst statt, wenn die Gäste zum Ball eintrafen. Jetzt ging es ausschließlich um die Familie Calvetti.
Donna Maria hielt eine kleine Ansprache, bevor sie die Journalisten ermunterte, Fragen zu stellen. Die meisten erkundigten sich nach ihrem jüngsten Projekt, mit dem sie die Opfer einer Flutkatastrophe im Süden des Landes unterstützte. Anna Maria und Etienne wurden zu ihren letzten Kunstausstellungen befragt. Und was Marco anging, interessierten sich viele für eine schwierige Operation, die er im vergangenen Monat durchgeführt hatte.
Er glaubte schon, dass die leidige Pressekonferenz diesmal ohne nervtötende Fragen zu seinem Privatleben ablaufen würde, als eine Reporterin die Hand hob.
„Sophia Ricci. Ich habe eine Frage an Seine Exzellenz, Don Marco.“
„Ja?“
Die Journalistin war Anfang dreißig, hatte ein schmales attraktives Gesicht und schwarze Haare. „Wie ich bemerkt habe, wurde auf Ihrer Gästeliste ein Name hinzugefügt. Miss Sabrina Russo. Aus Washington.“
Mehr sagte sie nicht. Worauf wollte die Frau hinaus? Marco ahnte es. Er zog die Augenbrauen hoch. „War das Ihre Frage?“
„Nein, Eure Exzellenz. Ich würde gern wissen, ob Miss Russo die Dame ist, mit der Sie gestern im Fährhafen von Sorrento gesehen wurden.“
Plötzlich horchten alle Journalisten auf. Man spürte es richtig. Sie streckten sich auf ihren Stühlen und fixierten Marco erwartungsvoll.
Er unterdrückte einen Fluch. Konnten ihn diese Leute nicht einfach zufriedenlassen? Er hasste es, wenn sein Privatleben an die Öffentlichkeit gezerrt wurde.
Aber er musste antworten, und zu lügen hätte gar keinen Sinn. „Ja. Das war Miss Russo“, erwiderte er ruhig.
Alle machten sich fleißig Notizen. Klar. Die würden jedes Wort mitschreiben, das er ab sofort zum Thema Die neue Frau in meinem Leben sagte. Und wie die Aasgeier würden sie hinter Fotos her sein, die ihn mit Sabrina zeigten. Na, da stand ihm ja wieder mal einiges bevor!
Die Augen von Sophia Ricci leuchteten. Sie genoss es offensichtlich, dass sie schlauer war als ihre Kollegen. „Und Miss Russo – so wurde mir jedenfalls berichtet – wohnt in der Villa Eurer Exzellenz? Ist das richtig?“
Marco nickte. Denn er wusste aus Erfahrung, dass es besser war, bei der Wahrheit zu bleiben. „Ja.“
„Darf ich fragen, wie Sie beide sich kennengelernt haben?“
Nein, das dürfen Sie nicht. „Rein zufällig. Miss Russo ist gestürzt und hat sich dabei den Knöchel verstaucht. Ich war zum Glück in der Nähe, konnte sie gleich behandeln und habe ihr angeboten, sich in meiner Villa von dem Unfall zu erholen.“
„Sie ist also Ihre Patientin?“, fragte Ricci hartnäckig nach. „Oder ist sie Ihre Liebhaberin?“
Die Herzogin riss den Kopf hoch. Anna Maria zischte.
Marco hingegen ließ sich seinen Ärger nicht anmerken. „Miss Russo ist mein Gast“, erwiderte er kühl. „Jetzt entschuldigen Sie uns bitte. Wir haben weitere Gäste im Hause, um die wir uns kümmern möchten.“
Sophia Ricci wagte es nicht, weitere Fragen zu stellen.
Marco bot seiner Mutter den Arm. Und Etienne führte Anna-Maria hinaus.
„Diese Ziege wird bis zum Morgengrauen an ihrem Schreibtisch sitzen, um sich irgendwelche Geschichten auszudenken“, murmelte Donna Maria, während sie am Arm ihres Sohnes die breite Treppe hinaufstieg. „Du solltest Sabrina
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