Collection Baccara 0283
denn?“
„Secondhandware“, vertraute Victoria ihr an. „Die Schönen und Reichen bringen ihre kaum getragenen Klamotten auf Kommissionsbasis zurück, und arme Frauen wie wir können sie für wenige Dollar erstehen. Wie sonst könnte ich mich so schick kleiden? Neulich zum Beispiel habe ich eine 400-Dollar-Bluse für 50 Dollar ergattert. Du findest hier alles, und die Qualität ist hervorragend. Ich liebe diesen Laden. Und was das Beste ist: Den größten Nachlass gibt es auf die Ballkleider, weil sich kaum jemand dafür interessiert.“ Sie klatschte begeistert in die Hände, und ihre Augen blitzten.
Mit geübtem Griff zog Victoria ein Kleid für sich und sechs für Maggie hervor. „So, die probieren wir jetzt an.“
Sie verschwanden in den großzügig geschnittenen Kabinen im hinteren Teil des Raumes. Während Maggie aus Jeans und T-Shirt schlüpfte, kam sie sich vor wie in einem Traum. War sie wirklich gerade dabei, ein Ballkleid auszusuchen? Keine drei Wochen zuvor war sie am Boden zerstört gewesen. Wie konnte sich alles so schnell ändern?
Achselzuckend schlüpfte sie in das erste Kleid, ein pfirsichfarbenes Modell mit eng anliegendem Oberteil und abgestuftem Rock.
Victoria zog den Vorhang auf und schnappte nach Luft. „Wusste ich’s doch, du siehst hinreißend aus.“
„Es ist nur so ungewohnt.“ Fasziniert betrachtete Maggie ihr Spiegelbild. Ja, sie musste zugeben, die Farbe stand ihr. Nur bei dem bauschigen Rock war sie sich nicht sicher.
„Das ist Haute Couture, Maggie, und sie steht dir perfekt.
Ich dagegen …“Victoria zuckte resigniert die Achseln. „Da ich so ein Winzling bin, muss ich am Saum natürlich wieder einen halben Meter abschneiden lassen.“ Sie blickte an dem schwarzen trägerlosen Kleid hinunter, das ihr wie angegossen saß.
„Nadim wird hin und weg sein“, gestand Maggie neidlos ein.
„Ach, du bist wirklich lieb. Ich bin mir da leider nicht so sicher. Aber daran wollen wir jetzt gar nicht denken. Kommen wir lieber zu dir. Dieses Kleid ist ein Traum. Du musst es unbedingt kaufen. Ich weiß, du hast kein Interesse an Quadir, aber er ist schließlich nicht der einzige Mann auf dem Ball. Da wird sich schon ein gut aussehender, reicher Kandidat finden, den du umhauen kannst.“
Unwillkürlich fragte sich Maggie, ob Jon wohl von ihrem Anblick geblendet wäre. Verärgert befahl sie sich, ihn endlich aus ihren Gedanken zu verbannen. Sonst hätte sie ja gleich zu Hause bleiben können.
„Oh, ich sehe es an deinem Gesicht. Du hast Liebeskummer“, stellte Victoria nüchtern fest.
Bin ich etwa so leicht zu durchschauen?, dachte Maggie frustriert. Sie wollte erst leugnen, wusste aber, dass sie die scharfsinnige Victoria nicht täuschen konnte. Also gab sie seufzend zu: „Na ja, es gab da mal einen Mann, aber das ist schon längst aus.“
„Erzähl.“
„Ich kenne ihn mein ganzes Leben lang. Wir gingen zusammen zur Schule, dann wurden wir ein Paar. Alles war so selbstverständlich. Aber irgendwie lief es dann doch nicht. Eine andere Frau, du verstehst.“
„Oh ja, und ob ich das verstehe. Die alte Leier“,sagte Victoria düster.
„Schade ist nur, dass ich in Jon nicht nur einen Partner verloren habe, sondern auch meinen besten Freund. Dieser Verlust wiegt beinahe schwerer. Ich vermisse die Gespräche mit ihm. Ihm konnte ich immer alles anvertrauen, und er hat mich verstanden. Umgekehrt war es genauso. Und jetzt funktioniert das nicht mehr.“
Victoria drückte ihr aufmunternd den Arm. „Tut mir leid. Das muss ziemlich hart für dich sein. Fast gleichzeitig deinen Vater und deinen besten Freund zu verlieren … Du brauchst Zeit, um darüber hinwegzukommen. Das ist völlig normal.“
„Ich weiß. Auch deswegen bin ich hier. Um Abstand zu gewinnen.“
„Verstehst du jetzt, warum ich mit der Liebe nichts am Hut habe? Ich fürchte mich viel zu sehr davor, verletzt zu werden. Denn darauf läuft es ja meistens doch hinaus, wenn man zu sehr liebt. Nein, das tue ich mir nicht an. Mir genügt ein vernünftiges Arrangement mit einem netten Mann, der mich und unsere gemeinsamen Kinder gut versorgt. Eine ganz konventionelle Ehe also. Früher haben die Menschen auch nicht aus Liebe geheiratet und wurden trotzdem glücklich.“
„Aber ist das nicht furchtbar langweilig?“
„Nein, das finde ich nicht. Weißt du eigentlich, dass es für Prinzen fast unmöglich ist, sich scheiden zu lassen? Deshalb tun sie es so gut wie nie. Ist ihnen zu kompliziert. Das macht sie zu
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