Collection Baccara Band 0250
war. Die Barones wussten immer noch nicht, mit wem und wohin. Onkel Carlo und Tante Moira waren krank vor Sorge, besonders weil Maria früher immer so vernünftig gewesen war.
Stacy scheuchte Claudia aus ihren Grübeleien auf. „Du bist nicht für alles verantwortlich, Claudia. Du kannst nicht alles wieder geradebiegen.“
Claudia reckte das Kinn vor. „Ich kann es aber zumindest versuchen.“
Das Telefon klingelte. Claudia trocknete sich schnell die Füße ab, sprang auf und machte sich leise vor sich hin fluchend auf die Suche nach dem Apparat. Ansonsten war ihr Leben perfekt durchorganisiert – aber sie wusste nie, wo ihr Telefon war.
Diesmal lag es in der Speisekammer. „Hallo?“
„Hübscher Trick, das mit dem Foto. Ich habe mich entschlossen, Ihr Angebot anzunehmen.“
Natürlich hatte Claudia sofort gewusst, wer da am anderen Ende war. Diese Stimme vergaß man nicht so leicht. Vor allem nicht, wenn man bei ihrem Klang innerlich zu beben begann. „Ich hätte nicht damit gerechnet, schon so bald von Ihnen zu hören“, sagte sie ruhig.
„Es war einfach vernünftiger, sofort aufzugeben, als zu schmollen und die Dinge in die Länge zu ziehen. Ich muss nun mal mit Mitarbeitern von Baronessa sprechen, wenn ich die Sache aufklären will.“
„Eine lobenswerte Einstellung. Ich möchte nur sicher sein, dass wir beide wissen, über welchen Vorschlag wir beide sprechen. Ich jedenfalls spreche nicht über den, dass ich mit Ihnen schlafen soll, okay?“
Stacy machte Eulenaugen.
„Das wird nicht mehr nötig sein.“
„Gut. Und was Ihren Auftraggeber angeht …“
„Das ist nicht Teil der Vereinbarung.“
„Wie sollen wir also verfahren?“
„Ich hole Sie morgen früh um neun ab.“
„In Ordnung. Ich warte unten vor der Tür. Hier bekommt man nie einen Parkplatz. Ich nehme an, Sie haben meine Adresse in Ihrer Akte?“
Er lachte leise und bestätigte das. Dann riet er ihr, nach einem unauffälligen grauen Buick Ausschau zu halten.
Ein gefährlicher Mann, dachte Claudia, als sie auflegte. Dieses tiefe, leise Lachen – es war, als wäre es durch den Hörer direkt in ihren Bauch gekrochen. „Das war viel zu einfach“,
sagte sie zu Stacy. „Er hat in weniger als sechs Stunden kapituliert.“
„Du hast doch bekommen, was du wolltest. Nicht dass mich das wundert. Oder bist du enttäuscht, weil er keine größere Herausforderung ist?“
„Natürlich nicht! Das wäre kontraproduktiv.“ Claudia sah nachdenklich aus. Stacy hatte recht, sie hatte bekommen, was sie wollte. Warum hatte sie nur ein so schlechtes Gefühl dabei?
Natürlich, das lag an der Pizza. Und vielleicht ein bisschen, weil sie ahnte, dass Ethan Mallory irgendetwas vorhatte. Außerdem wusste sie nicht, wie sie reagieren würde, wenn sie ihn wiedersah. „Ich glaube, die eigentliche Herausforderung kommt noch“, sagte sie.
2. KAPITEL
Am nächsten Tag um neun Uhr morgens stand Claudia vor dem Apartmentblock, in dem sie wohnte, las Papiere in einem Pappordner und kritzelte Anmerkungen. Ihre Finger waren eiskalt, aber mit Handschuhen wäre sie mit den Papieren nicht zurechtgekommen. Ansonsten war sie warm genug angezogen, aber sie hoffte, Ethan Mallory würde sie nicht allzu lange warten lassen.
Sie trug heute schlichtes Schwarz und zum Ausgleich einen leuchtend blauen Ledermantel. Außerdem hatte sie ihre ältesten Stiefel angezogen, für den Fall, dass sie das ausgebrannte Gebäude betreten musste.
Leider wusste sie nicht, wohin Mallory sie mitnehmen würde. Danach hatte sie ihn nicht gefragt. Gereizt spielte sie mit ihrem Stift herum. Sie hatte sich von Ethan Mallorys tiefer Stimme aus dem Konzept bringen lassen. Oder vielleicht von seinem leisen Lachen. Oder dem Gedanken an seine breiten Schultern.
Jemand hupte. Sie sah auf und erblickte einen schmutzig grauen, viertürigen Buick, der nur vor ihr auf der Straße hielt, ohne an den Rand zu fahren. Schnell stopfte sie den Entwurf des Spendenaufrufs, an dem sie gearbeitet hatte, in ihre Aktentasche und rannte los.
Mallory beugte sich über den Beifahrersitz und öffnete ihr die Tür, damit sie einsteigen konnte.
„Guten Morgen!“ Claudia lächelte Mallory strahlend an und starrte fasziniert auf seine blaue, grün gepunktete Krawatte. Die passte überhaupt nicht zu seinem Anzug, der grau war wie das Auto, aber sauberer. Und was den Schnitt anbelangte, so war das einzig Lobenswerte an diesem Anzug, dass er die richtige Anzahl Ärmel und Hosenbeine aufwies. Ein khakifarbener
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