Collection Baccara Band 0250
Trenchcoat lag zerknüllt auf dem Rücksitz. Mit dem Anzug zusammen würde er grässlich aussehen. „Wohin fahren wir?“
„Huntingdon Avenue.“
„Also ins Hauptquartier von Baronessa.“
„Genau.“
Claudias Herzschlag begann plötzlich ohne jeden Grund zu rasen. Was war denn mit ihr los? Ethan Mallory sah nicht einmal gut aus, jedenfalls nicht so gut wie Drake. Oder wie Charles. Seine Haarfarbe war ein langweiliges Braun, seine Lippen waren zu dünn und seine Nase nicht gerade. Abgesehen von seinem eindrucksvollen Körperbau sah er absolut durchschnittlich aus.
Ein ganz gewöhnlicher knallharter Typ, der vor lauter Testosteron fast platzte. Vermutlich musste er sich sogar zweimal am Tag rasieren. Aber seine Augen passten nicht zu diesem Image. Claudia entdeckte, dass sie leuchtend grüne Punkte hatten. Nur auf die Entfernung wirkten sie schlicht braun. Grün gepunktete Augen mit Wimpern, die für einen Mann viel zu lang und zu kräftig waren. Und … sie starrte ihn fasziniert an, verdammt noch mal! Und er grinste!
Claudia zwang sich, schnell wegzusehen und das Chaos im vermüllten Wageninneren zu betrachten. Ihre Brauen hoben sich bedeutungsvoll, was Mallory nicht entging. „Mein Wagen ist oft mein Büro, und da sammeln sich nun mal die Dinge an.“
„Nun ja. Das würde die Ordner, die Bücher und den Taschenrechner erklären.Vielleicht auch die Zeitungen, die Verpackungen von Schokoriegeln und die leeren Limonadedosen. Aber nicht den Zauberwürfel und das leere Mayonnaiseglas.“
„Die sind für Observierungen vom Wagen aus. Kann manchmal sehr lange dauern.“
Gut, daher das Spielzeug. Nach dem Zweck der Handschellen wollte Claudia lieber nicht fragen. „Aber wozu das Glas?“
„Das möchten Sie lieber nicht wissen.“
„Ich würde nicht fragen, wenn ich es nicht wissen wollte.“
„Wissen Sie, manchmal kann ich während einer Observierung nicht einfach den Wagen verlassen und die nächste Herrentoilette aufsuchen.“
Oh. Hastig begann Claudia, über den Straßenverkehr zu reden. Gespräche über den Straßenverkehr ersetzten in Boston die sonst überall üblichen Bemerkungen über das Wetter. Immer ein dankbares Thema war das als Big Dig bekannte Projekt. Würde der unterirdische Autobahnabschnitt jemals fertig werden? War er die größte wirtschaftliche Katastrophe seit Menschengedenken oder das neunte Weltwunder?
„Mich nervt der Straßenverkehr“, sagte Mallory. „Warum sollen ausgerechnet Sie mit mir zusammenarbeiten? Sie haben doch gar nichts mit der Firma zu tun, wenn man einmal von den Dividendenausschüttungen absieht. Ihr Cousin, der oberste Geschäftsführer, ist doch sicher viel besser mit allem vertraut und hat sehr viel mehr Erfahrung mit solchen Dingen.“
„Anscheinend hat meine Erfahrung ausgereicht, um jetzt hier in Ihrem Auto zu sitzen“, erwiderte Claudia. „Mit wem wollen Sie denn nachher sprechen? Mit meinem Cousin Nicholas, dem obersten Geschäftsführer?“
„Ja. Und auch mit Ihrem Bruder Derrick.“
„Mit Derrick? Warum denn das?“
Mallory lächelte boshaft. „Er ist der Leiter der Qualitätskontrolle. Rein zufällig fällt es also in seinen Verantwortungsbereich, wenn jemand scharfen Pfeffer in die neue Eissorte mischt. Und sein Büro war in dem Fabrikgebäude, das abgebrannt ist.“
Ja, das stimmte, und Derrick hatte sich immer wieder darüber beklagt. Er fühlte sich dauernd benachteiligt und beschwerte er sich regelmäßig, dass er keinerlei Anerkennung bekäme, während seine Cousins Lob und Bewunderung einheimsten.
Nachdenklich kaute Claudia an ihrer Unterlippe. Seit der missratenen Präsentation war Derrick noch viel nervöser und angespannter als vorher. Die neue Eissorte Passion würde nicht auf den Markt kommen. Am schlimmsten war gewesen, dass ein Gast wegen einer lebensgefährlichen allergischen Reaktion ins Krankenhaus gebracht worden war. Derrick nahm das anscheinend alles persönlich und sah seine Leistungsfähigkeit von allen in Frage gestellt.
„Kriegen Sie es hin, dass ich mit den beiden Männern sprechen kann?“
„Sicher, kein Problem.“ Der Verkehr in der Innenstadt war genau, wie Mallory gesagt hatte – nervig. Es ging nur im Schneckentempo voran. Claudia würde noch eine ganze Weile dicht neben Ethan Mallory sitzen müssen. Sie vermied es, ihn anzusehen. „Haben Sie schon einen Verdacht, wer der Verantwortliche sein könnte?“
„Ja, den habe ich.“ Er warf ihr aus seinen wachen zweifarbigen Augen einen kurzen
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