Collection Baccara Band 0250
einen verärgerten Blick zu. „Es war noch nicht ganz geschmolzen.“
„Ziemlich dumm, so vor allen Leuten über Sie zu reden, und dann auch noch so, dass Sie es mitbekamen.“
„Drakes Problem ist, dass er nicht weiß, wann er den Mund halten sollte. Da ist er aber nicht der Einzige.“
Ethan verstand den Blick, den sie ihm zuwarf: Für sie gehörte auch er zu diesen Leuten. Sie wandte sich ab und schritt entschlossen zu den Aufzugtüren.
Meine Güte, war sie hinreißend! Ethan folgte ihr und pfiff leise die Ouvertüre aus Wilhelm Tell. Er musste große Schritte machen, um nicht hinter ihr zurückzubleiben.
Sie hielt ihm die Aufzugtür auf. „Sie haben hier noch mit niemandem gesprochen, oder?“, wollte sie wissen.
„Nein, ich habe mich bisher auf das Werksgelände konzentriert.“ Und dort hatte er eine Spur gefunden, die ihn hierher, zum Hauptquartier von Baronessa, geführt hatte. „Aber gestern war ich hier. Man hat mich gar nicht erst hereingelassen.“ Er sah sie bedeutungsvoll an. „Gute Arbeit.“
„Man tut, was man kann.“
Das Gebäude war eins dieser schrecklichen Bauten aus Glas und chromglänzenden Stahl, wie die Architekten sie heutzutage liebten. Auf seine Weise macht es etwas her, dachte Ethan, obwohl er selbst Ziegel und Naturstein bevorzugte. Das Foyer sah aus, als ob es zu einer Bank gehören würde –spiegelblanker Boden und große Topfpflanzen in den Ecken als ein vergeblicher Versuch, den kantigen und glatten Eindruck abzuschwächen. An einer langen Wand befanden sich zahlreiche Aufzugtüren, an einer anderen hingen großformatige Fotografien, welche die frühen Jahre der Firma Baronessa zeigten.
Die Büros, die sie aufsuchen mussten, lagen im fünften Stock. Claudia hatte den warmen Mantel ausgezogen und trug ihn über dem Arm.
Ethan lächelte. Kaum ein Anblick war schöner als der einer großen schlanken Blondine in Schwarz. Heute trug sie auch ihr Haar offen, was ihn fast darüber hinwegtröstete, dass sie den knallroten Minirock im Schrank gelassen hatte.
„Mit wem reden wir zuerst?“, fragte sie. „Mit Nicholas?“
„Gute Frage“, erwiderte Ethan. „Ich brauche Einblick in eine Personalakte. An wen muss ich mich da wenden?“
„Sagen Sie mir zuerst, wessen Akte Sie sehen wollen. Und warum.“
Ethan blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn ich es Ihnen sage, kann ich dann die Akte einsehen?“
„Ich denke schon. Aber ich muss wissen, warum.“
„Es geht um Ed Norblusky. Er hat bis drei Tage nach der Präsentation von Passion in der Fertigung gearbeitet, dann ist er gefeuert worden, weil er betrunken zur Arbeit kam. Anscheinend hat er später damit geprahlt, wie er es ‚diesen reichen Säcken‘ heimzahlen würde. Und er ist verschwunden.“
Claudia wippte aufgeregt auf den Fußspitzen. „Aber Sie haben doch gesagt, Sie wüssten überhaupt nicht, wer es war! Dieser Norblusky …“
„… ist vielleicht einfach nur umgezogen. Es gibt jede Menge Leute, die Drohungen aussprechen, ohne sie umzusetzen. Aber es lohnt sich nachzuforschen. Ich brauche Name und Adresse seines vorherigen Arbeitgebers, die Namen seiner nächsten Verwandten und seine Sozialversicherungsnummer. Und das sollte alles in seiner Personalakte stehen.“
Claudia nickte. „Das wird kein Problem sein. Nicholas ist derjenige, den wir danach fragen müssen.“
„Erzählen Sie mir von ihm. Wie ist er so?“
„Ein Mann mit einer Mission“, antwortete Claudia. Der Aufzug kam, die Türen öffneten sich, drei Personen kamen heraus und sahen sie beide neugierig an. „Er hat immer ein Ziel, das er verfolgt, und etwas, wofür er sich einsetzt. Als er acht war, war es ein kleiner Hund.“
„Hat er ihn bekommen?“
„Natürlich. Ein hyperaktiver Dalmatiner, absolut niedlich. Nicholas hat sich ganz allein um ihn gekümmert. Wegen seiner Zielstrebigkeit hat er in den allermeisten Fällen Erfolg. Er plant, und dann verfolgt er den Plan, bis er sein Ziel erreicht hat.“
„Und was für ein Ziel hat er jetzt?“
„Der weltbeste Daddy zu sein, glaube ich.“ Ihr Lächeln war strahlend, aber Ethan bemerkte, dass ihre Augen nicht mitlächelten. „Oder Ehemann des Jahres. Das Ziel, der fähigste Geschäftsführer der Welt zu sein, verfolgt er allerdings immer noch.“
„Tun Sie das immer?“
„Was meinen Sie?“
„Lächeln, wenn Ihnen etwas wehtut.“
Claudia sah ihn verblüfft an. „Ich weiß nicht, was Sie meinen. Ich mag Nicholas sehr gern, und natürlich freue
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