Collection Baccara Band 0250
Bericht lesen würden.“ Er wies Mrs. Peabody über die Gegensprechanlage an, eine Kopie des Berichts für Mr. Mallory anzufertigen. „Falls Sie dann immer noch Fragen haben“, sagte er zu Ethan, „erteile ich Ihnen die Erlaubnis, mit allen zu sprechen, mit denen Sie sprechen wollen – vorausgesetzt, Claudia ist einverstanden. Ich vertraue ihrem Urteilsvermögen.“
Ethan nickte. „Vielen Dank. Ich brauche auch Einblick in die Personalakte eines früheren Mitarbeiters. Ed Norblusky.“
„Norblusky“, wiederholte Nicholas nachdenklich. „Warum?“
Ethan erzählte Nicholas, was er Claudia schon gesagt hatte. Sie saß still daneben und hörte zu, war aber bereit einzugreifen, falls es nötig werden würde.
Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass es ihn gar nichts anging, wie sie lächelte. Überhaupt hatten die meisten Leute ein ganzes Sortiment von verschiedenen Formen das Lächelns –Grinsen, Grimassen, lautes Lachen, höfliches Lächeln, unwillkürliches Zucken. Wenn man ständig mit den Augen lächelte, bekam man davon wahrscheinlich bloß Falten.
Ganz sicher war sie nicht neidisch auf Nicholas’ Glück. Er hatte harte Zeiten hinter sich. Das Glück mit seiner Frau Gail hatte er sich verdient.
Claudia fühlte sich deswegen nicht ausgeschlossen. Wirklich nicht. Nur ab und zu gab es ihr einen Stich. Dass man stark war, bedeutete ja nicht, dass man in jeder Sekunde stark war. Oder in jeder einsamen Nacht. Aber Claudia hatte ihre Lektion begriffen. Wenn eine achtundzwanzigjährige Frau keine Beziehung länger als vier Monate aushielt, war mit ihr etwas nicht in Ordnung.
Sie glaubte fest daran, dass es wichtig war, den eigenen Schwächen ins Auge zu sehen. Nach dem letzten Desaster –dem mit Drake – hatte sie viel über sich nachgedacht. Der Schluss, zu dem sie gekommen war, hatte an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig gelassen: Sie fühlte sich zu den falschen Männern hingezogen.
Zu starken Männern, zu geborenen Anführern. Männern, die ihr eigenes Unternehmen leiteten oder auf ihrem Betätigungsfeld führend waren. Unerhört männliche Männer, die so klug und so stark waren wie sie selbst.
Männer, die sie aber nicht als ebenbürtige Partnerin wollten.
Es war ein Schock für sie gewesen, als sie hatte einsehen müssen, dass diese Männer nur an Püppchen interessiert waren – niedlichen, plappernden Püppchen. An der Sorte Frauen, die solche Männer durch den extremen Gegensatz noch männlicher wirken ließen. Es gab sicher Ausnahmen, aber die waren so selten, dass sie statistisch nicht ins Gewicht fielen.
Alle früheren Freundinnen von Drake waren Püppchen gewesen, und das hätte sie warnen sollen. Aber sie hatte nicht hingesehen, sie hatte nicht hinsehen wollen, bis sie auf dieser Gala plötzlich aufgewacht war.
Er hatte vorgehabt, mit ihr Schluss zu machen. Er hatte sich vor seinen Freunden über sie lustig gemacht, er hatte beleidigende und demütigende Dinge über sie gesagt. Über ihren Mangel an Weiblichkeit, über … Claudia wollte nicht darüber nachdenken. Das mit Drake war eine große Dummheit gewesen, aber danach hatte sie ihre Lektion gelernt.
Ab und zu wollten die Männer, für die sie sich interessierte, sie an ihrer Seite haben. Aber nie lange. Das war ein Problem, aber sie hatte einen Plan. Sie würde …
„Claudia? Hörst du überhaupt zu?“ Nicholas sah sie an.
„Oh. Entschuldigung.“ Hektisch bemühte sie sich, sich zu erinnern, was Nicholas gesagt hatte. „Die Persönlichkeitsrechte von Mitarbeitern zu wahren ist gut und schön, Nicholas, aber dies ist eine kriminalistische Untersuchung.“
„Aber Mr. Mallory ist nicht die Polizei, und darum ging es mir gerade.“
Peinlich. Das hatte sie nicht mitbekommen.
Ethan saß lässig neben ihr, zurückgelehnt, die Beine ausgestreckt, als ob er sich über Football unterhalten würde. Oder über den Straßenverkehr. Die meisten Männer verhielten sich in Nicholas’ Gegenwart nicht so. Ethans Beine waren so lang und muskulös … Benimm dich! ermahnte sie sich.
„Ich gebe Ihnen mein Wort“, sagte Ethan zu Nicholas, „dass ich nichts von dem, was ich in der Akte lese, benutzen werde – mit Ausnahme der Informationen, die ich brauche, um die Verbrechen aufzuklären.“
Zum Teufel mit dieser tiefen Stimme! Sie brachte etwas in ihr zum Schwingen. „Das klingt vernünftig, Nicholas.“
Nicholas’ Brauen schossen hoch. „Du vertraust ihm?“
„Nein, das nicht! Aber welchen Nutzen könnte er denn aus Ed
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