Collection Baccara Band 0250
tat.
Helen seufzte. „Die Holztäfelung und die Fußböden wurden gestrichen und teilweise erneuert. Er musste vorher alle seine Sachen entfernen. Hinterher hat er behauptet, er hätte diese Unterlagen vergessen.“ Helen schüttelte den Kopf. „Der Mann konnte jeden mit seinem Charme bezaubern, und das machte ihn unglaublich sorglos.“
„Was stand in den Unterlagen?“, forschte Madeline.
„Es ging um die anderen Frauen, die Kinder von ihm hatten. Er hatte Kopien der Briefe aufgehoben, die er ihnen geschickt hatte, nachdem sie eine Million Dollar für ihr Schweigen erhalten hatten. Er drohte darin, sie zu ruinieren, wenn sie jemals etwas verraten sollten. Sie durften nicht einmal ihr Kind einweihen.“
Helen zerknüllte das Taschentuch in der Hand.
„Nach Alex’ Geburt hat Joseph seinen Sohn unter Druck gesetzt. Noch so ein Seitensprung, und Marcus würde sein Erbe verlieren. Joseph liebte Marcus, doch deshalb verschloss er nicht die Augen. Marcus hat die Warnung seines Vaters aber nicht beherzigt, sondern dafür gesorgt, dass Joseph nie von seinen weiteren Fehltritten erfahren würde.“
„Wenn Marcus solche Angst vor der Entdeckung hatte“, warf Madeline ein, „wieso hat er dann diese Unterlagen aufbewahrt?“
„Vermutlich aus Sorglosigkeit. Vielleicht hat er es auch getan, weil er sich für einen guten Geschäftsmann hielt, der Belege nie vernichtet. Er hatte jedoch weder Josephs Geschäftssinn noch dessen hohe Moral geerbt. Marcus war lediglich ein begnadeter Verkäufer, mehr nicht.“ Helen schüttelte seufzend den Kopf. „Und ich wäre fast gestorben, als ich von seinem Tod erfuhr!“
Sie putzte sich die Nase und atmete tief durch.
„Für Marcus war eine Million Dollar gar nichts. Aber es war nicht richtig, diese Kinder zu ignorieren. Mein Kind hatte wenigstens unzählige Vorteile im Leben. Die anderen hätten auch mehr verdient. Darum wollte ich, dass Marcus sie wenigstens in seinem Testament anerkennt. Natürlich nahm ich damals an, dass Joseph und Elise nicht mehr leben würden, wenn Marcus eines Tages stirbt. Die beiden sollten nicht darunter leiden. Elise starb ja auch, aber ich hätte nie gedacht, dass Marcus vor seinem Vater von uns gehen würde, noch dazu durch einen schrecklichen Unfall.“
Helen sank förmlich in sich zusammen.
„Ich hatte keine Ahnung, dass Marcus auch die Wahrheit über Alexander in den Zusatz zu seinem Testament hineingeschrieben hatte. Wahrscheinlich war das seine Rache dafür, dass ich hinter sein Geheimnis gekommen bin. Es passte ihm nicht, zu etwas gezwungen zu werden.“
„Vielleicht wollte Marcus, dass Alex irgendwann die Wahrheit erfährt“, bemerkte Madeline.
„Nein“, wehrte Helen entschieden ab. „Alexander sollte es nie wissen. Darin waren wir alle uns schon vor seiner Geburt einig. Marcus hatte nicht die geringste Absicht, Verantwortung als Vater zu übernehmen, und von Heirat hielt er auch nichts“, fügte sie gepeinigt hinzu.
„Aber Sie sagten vorhin“, wandte Madeline ein, „Alex hätte sich ähnlich verhalten wie Marcus. Sind Sie sicher, dass Marcus’ Verhalten nicht daher kam, dass auch er Probleme hatte? Kann es sein, dass er darunter litt, die Erwartungen seines Vaters nicht erfüllt zu haben?“
Helen wollte schon antworten, brach jedoch wieder in Tränen aus. Offenbar hatte sie Marcus geliebt. Madeline stand auf, trat zu ihr und legte ihr tröstend den Arm um die Schultern.
Was für eine Story! Verbotene Leidenschaft, Lügen und Betrug, Erpressung und irregeleitete Liebe. Das war der richtige Stoff fürs Fernsehen. Damit machte man Karriere.
Madeline fragte sich nur, was sie damit anfangen sollte.
9. KAPITEL
Madeline kehrte mit Kopfschmerzen ins Hotel zurück, und ihr war fast übel, weil sie eine wichtige Entscheidung treffen musste.
Es gab nur eine Nachricht für sie, und die kam von Preston. Er informierte sie darüber, dass er die Story der Schönheitsoperation an Hunden an eine Reporterin vergeben hatte, die ihre Aufgaben offenbar ernster nahm als Maddy Monroe.
Madeline starrte wütend auf das Telefon. Wie konnte Preston bloß so etwas denken? Seit sieben Jahren arbeitete sie nun für ihn, und er nahm plötzlich an, sie würde ihre Aufgaben nicht ernst nehmen.
Ärgerlich schleuderte sie die Handtasche aufs Bett. Gerade weil sie ihre Aufgaben ernst nahm, hatte sie auf ein normales Privatleben verzichtet. Wieso wurden ihre Anstrengungen von niemandem gewürdigt?
Sie kannte die Antwort. Bisher hatte sie nichts
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