Collection Baccara Band 0250
schließlich Frau und Kinder für immer verlassen.
Zu dumm, dass mit Greta der Schuss nach hinten losgegangen war.
„Sie ist nicht der Typ Frau, der zu dir passt. Du brauchst etwas ganz anderes“, raunte ihm Kyra zu, während sie dicht an ihn herantrat.
„Da hast du wohl recht!“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und bemühte sich, die erdrückende Lust, von der er heute getrieben wurde, im Zaum zu halten. Weshalb fand er Kyra heute so attraktiv?
„Ich meine, du brauchst eine Frau, die deine Einstellung zu Beziehungen teilt.“
Er räusperte sich. „Genau danach werde ich von jetzt an suchen.“ Er wandte sich wieder dem Berg seiner Einkäufe zu und ging gleichzeitig im Geiste sein Adressbuch durch. Eine Nacht mit Lolita Banker würde ihm guttun. Sein sexueller Drang wäre dann fürs Erste gestillt.
„Warum lässt du dir nicht von mir helfen?“ Kyra legte ihre Hand auf die seine und hinderte ihn daran, das neue Zaumzeug zu überprüfen. „Ich weiß genau, was du brauchst.“
Ihre Berührung durchfuhr ihn wie ein Stromschlag, und seine sexuellen Fantasien wurden dadurch noch mehr angeregt. Er sah vor sich eine nackte Frau, die stöhnend dem Höhepunkt entgegentrieb, während er …
Jesses Blick fiel zuerst auf Kyra und dann auf den frischen Heuhaufen.
In ihm brannte ein Feuer.
Er entzog ihr seine Hand. Wieder durchfuhr ihn ein heißer Schauer. Er musste verrückt sein, denn es gab nicht das geringste Anzeichen dafür, dass auch sie mehr von ihm wollte.
Jesse schloss einen Moment lang die Augen und rief sich zur Vernunft. Dann packte er den neuen Sattel und benutzte ihn als eine Art Schutzschild. Vielleicht machte ihm auch nur zu schaffen, dass er Kyra bald nicht mehr sehen würde, wenn er erstmal sein eigenes Unternehmen hatte.
„Gute Idee!“, brachte er schließlich hervor. Sein Mund war trocken. Angestrengt versuchte er, sich an die Farbe von Lolitas Haaren zu erinnern und an ihren Mund. „Warum gehen wir nicht einmal nach der Arbeit zusammen ein Bier trinken und überlegen gemeinsam, wie ich Greta loswerden kann. Kennst du jemanden, mit dem man sie verkuppeln könnte?“
Er räumte den Sattel auf und ging zur Stalltür. Wahrscheinlich war es ganz gut, dass er die Crooked Ranch in zwei Wochen verlassen würde. „Übrigens: Lolita Banker bedient in der Bar am Indian Rocks Beach. Vielleicht könnte sie mir ja irgendwie helfen …“ … endlich an etwas anderes zu denken als an Sex mit meiner besten Freundin. „ … aus der Sache herauszukommen.“
Er drehte sich um und rief im Gehen über die Schulter: „Ich muss mich beeilen, die Happy Hour beginnt um sechs.“
Happy Hour?
Im Fall von Jesse wäre wohl „Frustriert-ohne-Ende-Hour“ der passendere Ausdruck gewesen.
Kyra blickte ihm nach, als er auf seinem Motorrad so schnell die Hofauffahrt hinunterbrauste, dass der Kies in alle Richtungen flog. Als ob er nicht schnell genug von hier wegkommen könnte. Von ihr und ihren kläglichen Annäherungsversuchen.
Seitdem sie ihm das erste Mal begegnet war, schwärmte sie für ihn. Mit seinen langen Haaren, den dunklen Augen und den hohen Wangenknochen – alles Merkmale seiner indianischen Abstammung – wirkte er wahnsinnig geheimnisvoll und anziehend. An einem Ohr trug er einen kleinen goldenen Ohrring, ein Andenken aus seiner Highschoolzeit. Damals hatte ihn seine Freundin dazu überredet, sich gemeinsam mit ihr ein Ohrloch stechen zu lassen. Das Mädchen jedoch hatte den Ohrring nicht lange getragen.
Bald danach hatte Kyra ihn zum ersten Mal gesehen. Sie hatte ihn dabei erwischt, wie er sich eines Nachts ein Pferd ihres Vaters aus dem Stall holen wollte, für einen wilden nächtlichen Ausritt. Später hatte sie erkannt, dass seine mitternächtlichen Ausflüge nur eine Flucht waren, doch das änderte nichts daran, dass Jesse Chandler in Kyras Augen ein interessanter, abenteuerlustiger Typ war.
Damals war sie gerade mal zehn Jahre alt gewesen und war viel zu vernarrt in Jesse, als dass sie ihn an ihren manisch-depressiven Vater verraten hätte. Im Gegenteil. Von dem Tag an ließ sie sogar Buster gesattelt im Stall stehen, damit sich Jesse nicht das Genick brach, wenn er immer ohne Sattel ritt.
Jeden Morgen stand Buster wieder im Stall, sein Sattel hing fein säuberlich an der Wand.
Trotz ihrer fünf Jahre Altersunterschied war in jenem Sommer eine tiefe Freundschaft zwischen ihnen entstanden. In der Schule trafen sie sich selten, doch Kyra bekam alles mit, was über ihn geredet
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