Collection Baccara Band 0250
bevor ich dich auspeitschen lasse.“ Sie griff in seine Hosentasche. „Wo hast du den Schal hingesteckt?“
Mit festem Griff packte er sie am Handgelenk. „Verdammt noch mal, nein!“
Kyra hatte ihn schon lange nicht mehr so verärgert erlebt.
Seine strikte Zurückweisung versetzte ihr einen Stich. Mit sämtlichen Mädchen aus ihrer Abschlussklasse hatte er eine Affäre gehabt, nur mit ihr nicht. War sie wirklich so abstoßend, dass es nicht einmal für eine einzige romantische Liebesnacht reichte?
Doch so schnell gab sie nicht auf. Schließlich ging es ihr nur um eine einzige Nacht, weiter nichts. In zwei Wochen wäre ihre langjährige Zusammenarbeit sowieso beendet. Wäre es wirklich so schlimm, wenn sie sich als Abschluss diese eine Nacht wünschte?
Sie holte tief Luft. Der salzige Geruch des Meeres vermischte sich mit tausend verschiedenen Essensdüften. „Darf ich wenigstens meinen Schal zurückhaben?“
„Verdammt, du kannst mich nicht einfach so in die Enge treiben. Hast du eigentlich einmal ernsthaft darüber nachgedacht, was du von mir verlangst?“ Er ließ ihr Handgelenk los.
Kyra blickte ihm fest in die Augen. „Ja, das habe ich!“
Bildete sie sich das ein, oder bekam er plötzlich rote Ohren? Bestimmt deshalb, weil er so aufgebracht war.
„Mensch, Kyra, so unvernünftig kenne ich dich gar nicht. Du weißt ganz genau, dass ich nicht beziehungsfähig bin. Ich werde mich nie fest an eine Frau binden.“ Nervös ging er den Bürgersteig auf und ab. „Habe ich dir schon von dem Dokumentarfilm erzählt, für den ich letztes Frühjahr interviewt wurde? Er hatte den Titel ‚Frauenhelden und ihre Opfer‘. Man hatte mich als Beispiel für einen Mann mit Bindungsängsten gezeigt.“ Er machte eine Pause und blickte ihr in die Augen. „Das sollte dir zu denken geben.“
„Genau aus diesem Grund habe ich dich ausgewählt. Ich will gar keine Beziehung, mein Leben ist auch so schon turbulent genug. Bei dir kann ich mir sicher sein, dass du ebenfalls nicht mehr willst.“ Eindringlich sah sie ihn an. „Außerdem bist du ein Experte auf dem Gebiet.“
„Du willst also nur Sex?“ Er sagte es so laut, dass mehrere Leute sich umdrehten.
„Neben essen und trinken eines der Grundbedürfnisse des Menschen.“ Kyra hatte nicht den geringsten Anflug eines schlechten Gewissens. Sie war jetzt vierundzwanzig Jahre alt und hatte noch nie mit einem Mann geschlafen. Man konnte ihr also nicht vorwerfen, sie sei sexsüchtig.
„Das, was du meinst, ist Liebe. Außer essen und trinken braucht der Mensch noch Liebe“, korrigierte er.
„Aber ich bin eine Frau und habe meine Bedürfnisse. Und du bist ja diesbezüglich auch nicht gerade ein Kostverächter. Ich will genauso wenig wie du eine feste Beziehung. Also sind wir uns einig und können uns bedenkenlos gemeinsam vergnügen.“ Sie beugte sich etwas näher zu ihm. „Zumal es ja heißt, du wärst der beste Liebhaber der Stadt.“
„Ich will diese Unterhaltung nicht weiterführen!“ Er packte Kyra an der Hand und zog sie zurück ins Gewühl der Leute, zu den unzähligen Essensbuden und Verkaufsständen.
„Mist! Gerade jetzt, wo es interessant geworden wäre.“ Kyra folgte ihm widerwillig. Wenn er sich wieder beruhigt hatte, würde er ihr schon wieder zuhören. Sie hatte nun so lange auf diesen Mann gewartet, da spielten ein oder zwei Stunden keine Rolle mehr. „Darf ich wenigstens fragen, wohin wir gehen?“
„Ich brauche jetzt etwas zu trinken, dann können wir weiterreden. Ich werde deinen Wunsch erfüllen, auch wenn ich es für höchst unklug halte. Zumindest kannst du mir dann nicht vorwerfen, ich hätte mich nicht bemüht.“
Sie hatte gewonnen!
Kyra lächelte zufrieden, doch Jesse konnte es nicht sehen. Er war viel zu beschäftigt, sich durch die Menge der Festivalbesucher zu kämpfen.
Jesse wusste genau, wenn er sich jetzt umdrehte, sähe er ihr Siegerlächeln. Das Lächeln, das sie jedes Mal aufsetzte, wenn sie ein widerspenstiges Pferd dazu gebracht hatte, das zu tun, was sie wollte. Wenn er nicht aufpasste, würde er über kurz oder lang nach ihrer Pfeife tanzen.
Zum Glück hatte er schon einen Plan.
Während sie sich den Weg durch die Feiernden bahnten und Jesse jedem Mann einen zornigen Blick zuwarf, der Kyra anstarrte, dachte er noch einmal gründlich nach. Auf keinen Fall wollte er, dass sie ihre sexuellen Bedürfnisse mit einem dieser aufdringlichen Trottel stillte.
Er musste so tun, als sei es ihm egal. Zuerst würden sie
Weitere Kostenlose Bücher