Collection Baccara Band 0250
zu einem nächtlichen Motorradausflug abgeholt hast, während mein Vater schlief, oder als du mich dazu überredet hast, mich mehr auf Springpferde zu verlegen. Heute steht mehr auf dem Spiel.“
Die einsame Träne in ihrem Auge berührte ihn.
Es tat ihm leid, dass er an dieser Träne schuld war.
„Bitte verkaufe Sam’s Pride nicht. Behalt ihn doch noch eine Weile.“ Seine nassen Stiefel gaben ein schmatzendes Geräusch von sich, als er zur Tür ging. „Warum willst du ihn mit aller Gewalt loswerden?“
Kyra strich sich mit dem Handgelenk über die Augen und pickte mit der Gabel ein Hähnchenstück auf. „Er ist nur ein Pferd, Jesse. Es ist mein tägliches Brot, sie zu züchten und anschließend zu verkaufen. Ich brauche das Geld.“
Sie brauchte das Geld, um ihn endgültig aus ihrem Leben zu verbannen.
„Ich werde ab Montag sowieso den Großteil meiner Zeit mit meinem Bauunternehmen beschäftigt sein, ich werde dir also nicht mehr im Weg sein.“ Die Vorstellung, nicht mehr hierherkommen zu können, tat ihm weh. Wem sollte er dann die Neuigkeiten aus seiner Firma erzählen?
„Das Geschäft steht an erster Stelle, Jesse.“
Warum fand er nicht die richtigen Worte, um sie vom Gegenteil zu überzeugen?
Aber es war wie immer. Sie hatte sich für etwas entschieden, und niemand konnte sie davon abbringen.
Ihre Stimme klang ein wenig rau, als sie ihm ein abschließendes „Mach’s gut“ hinterherrief.
9. KAPITEL
Der hektische Singsang des Auktionators war noch weit über das Veranstaltungsgelände hinaus zu hören, das am Stadtrand von Tampa lag. Kyra führte Sam’s Pride zu der zugeteilten Box und schaute sich währenddessen suchend nach Clint um.
Das Pferd schnaubte ein paar Mal und drängte sich in dieser ungewohnten Umgebung nahe an Kyra heran. Unwillkürlich musste sie an Clints Worte denken, das Tier wäre in Wirklichkeit gar nicht ängstlich, sondern es wolle Kyra beschützen und weiche deshalb nicht von ihrer Seite.
Sie tätschelte das Pferd beruhigend auf den Hals und bemühte sich währenddessen, ihre Schuldgefühle zu verdängen, die den ganzen Morgen schon an ihr nagten. Ständig hatte sie Jesses vorwurfsvollen Blick vor Augen.
Jesse.
Wenn sie an ihn dachte, spürte sie einen Stich in der Brust. In den letzten Tagen war sie absichtlich viel unterwegs gewesen, um nicht zu Hause zu sein, falls er überraschend auftauchen sollte.
Leider hatte ihre ständige Abwesenheit auch dazu geführt, dass sie mit Clint keinen Treffpunkt auf der Auktion abgesprochen hatte. Zwar hatte sie versucht, ihn über sein Handy zu erreichen, doch er war nie rangegangen. Schließlich hatte sie ihm eine Nachricht hinterlassen, in der sie ihn darum gebeten hatte, zur Auktion zu kommen und ihr beim Verkauf des Pferdes behilflich zu sein.
Im Grunde war Clints Arbeit mit Sam’s Pride abgeschlossen, und außerdem wusste Kyra, dass er auf seiner eigenen Zuchtfarm in Alabama alle Hände voll zu tun hatte. Von anderen Pferdetrainern hatte sie gehört, dass seine eigene Ranch für ihn an allererster Stelle stand. Trotzdem hatte er eine Schwäche für ungewöhnliche Pferde und sah es als Herausforderung, mit scheinbar aussichtlosen Fällen zu arbeiten.
Heute wäre Kyra für seine Unterstützung äußerst dankbar gewesen, denn es konnte gut sein, dass Sam’s Pride nach dem Verkauf wieder unruhig wurde. Auf dem Gelände herrschte geschäftiges Treiben. Durch eine uralte Lautsprecheranlage schallte die Stimme des Auktionators über den gesamten Platz, und laufend wechselten Pferde ihre Besitzer.
Früher hatte ihr bei solchen Gelegenheiten Jesse immer beigestanden. Sie erinnerte sich noch, wie er bei der letzten Auktion gegen ihren heftigen Widerstand ein paar Ponys gekauft hatte. Kyra war ursprünglich nicht sehr erbaut gewesen von Jesses Idee, Ponyreiten für Kinder anzubieten.
Doch da er ein entscheidendes Mitspracherecht hatte, hatte er schließlich seinen Willen durchgesetzt. Zu ihrer großen Überraschung hatten sich die Ponys als wahre Goldgrube erwiesen. Touristen und Einheimische kamen in Scharen zur Crooked Ranch, um ihren Kindern eine Freude zu machen.
Jesse hatte einfach den richtigen Riecher gehabt. Jetzt erinnerte sie sich wieder, wie heftig sie damals dagegen protestiert hatte, und fragte sich, warum sie später eigentlich nie auf die Idee gekommen war, ihm dafür zu danken.
Schon wieder wurde sie von Schuldgefühlen geplagt, während sie weiter in der Menschenmenge nach Clint Ausschau hielt.
Insgeheim
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