COLLECTION BACCARA Band 0259
„Ich hätte Sie in dieser – Garderobe kaum erkannt.“ Besser als durch dieses kleine Zögern hätte sie ihre Missbilligung kaum ausdrücken können.
Mrs. Bretton-Smith war überschlank und mit ihrem leuchtend rot gefärbten Haar und dem durchscheinend blassen Teint nicht zu übersehen. „Schlimmer als eine Vogelscheuche“ lautete das Urteil von Antonia Folsom Dahlgren.
„Für meine Arbeit ist diese Kleidung genau richtig“, gab Rebecca milde zurück.
„Oh, ich hoffe doch nicht, meine Liebe! Das sieht ja nach körperlicher Arbeit aus.“ Aus ihrem Mund klang es, als wäre körperliche Arbeit mit Prostitution gleichzusetzen.
Rebecca machte gar nicht erst den Versuch, etwas zu erklären. „Mrs. Bretton-Smith, darf ich Ihnen Mr. Chandler und Emily Susland vorstellen?“ Bevor Luke Gelegenheit hatte, etwas zu sagen, redete sie schnell weiter. „Wir haben gerade Emilys Mutter zum Flugzeug gebracht. Mrs. Susland und Mr. Chandler sind Kunden von mir.“
Mrs. Bretton-Smith hob die Brauen. „Sie arbeiten bei der Historischen Gesellschaft, Mr. Chandler?“
Die Art und Weise, wie mit historischen Stätten umzugehen sei, war der derzeitige Streitpunkt zwischen Antonia Dahlgren und Claudia Bretton-Smith.
„Nein“, erwiderte Rebecca an Lukes Stelle. „Die beiden leben auf einer Ranch in Wyoming.“
„Ach, Sie sind Rancher?“ Das klang fast liebenswürdig.
„Mrs. Bretton-Smith, Sie müssen sicher Ihren Flug erreichen, und …“
„Dann kennen Sie vielleicht …“
„Ich bin nicht Rancher, sondern Vorarbeiter“, erklärte Luke.
„Ich verstehe.“
Wenn Luke doch nur den Mund gehalten hätte! Aber solche Überlegungen waren müßig. Luke war es vollkommen gleichgültig, was Claudia Bretton-Smith von ihm hielt. Und Mrs. Bretton-Smith würde um nichts in der Welt darauf verzichten, Antonia Dahlgren von diesem kleinen Zusammentreffen zu erzählen.
„Nun, ich hoffe doch sehr, Ihre Geschäftspartner sind die Besitzer der Ranch und nicht die Angestellten, meine Liebe. Jedenfalls sehe ich nicht den geringsten Grund, warum Sie sich kleiden wie dieser – dieser Hilfsarbeiter.“
„Mr. Chandler ist kein Hilfsarbeiter. Er ist …“
„Doch, natürlich. Die Dame hat völlig recht. Und jetzt sollten wir wirklich aufbrechen. Emily muss nach Hause, und ich habe noch zu tun. Guten Tag, Ma’am.“ Damit setzte Luke sich ohne ein weiteres Wort in Bewegung.
Mrs. Bretton-Smith betrachtete Rebecca mit kalter Missbilligung. „Wirklich, Rebecca, ich hätte mehr von Ihnen erwartet. Ich darf gar nicht daran denken, was Antonia zu Ihrer mehr als unpassenden Kleidung sagen würde. Und dann dieser Begleiter! Indiskutabel.“
„ Indiskutabel? Wie können Sie es wagen, jemanden so abzuqualifizieren, den Sie überhaupt nicht kennen? Sie haben ja keine Ahnung von – von gar nichts!“
„Rebecca!“
„Ich muss gehen. Und Ihnen wünsche ich noch einen angenehmen Flug“, schwindelte Rebecca und hauchte einen gezierten Kuss auf Mrs. Bretton-Smiths Wange. „Grüßen Sie Delaware von mir.“
Damit ließ Rebecca sie einfach stehen, ohne eine Antwort abzuwarten. Auf dem Parkplatz holte sie Luke ein. Emily hatte sich inzwischen müde geweint und schluchzte jetzt nur noch trocken auf.
Wenig später bog Luke auf den Highway ein. Die Stimmung im Wagen war ziemlich frostig.
Endlich nahm Rebecca all ihren Mut zusammen. „Also gut, es war falsch von mir, Emily mit zum Aussichtsfenster zu nehmen.“
Luke brummte bestätigend.
„Aber dafür haben Sie sich Mrs. Bretton-Smith gegenüber einfach unmöglich benommen. Sie musste ja denken, dass Sie nur ein einfacher Landarbeiter sind.“
„Das stimmt doch auch.“
„Blödsinn. Selbst ich, die ich keine Ahnung von der Rancharbeit habe, sehe, dass ohne Sie nichts läuft.“
„Mal angenommen, das stimmt: Glauben Sie, damit hätte ich Ihre Freundin beeindruckt?“
„Sie ist nicht meine Freundin.“
Luke ignorierte Rebeccas Protest. „Für sie war ich einfach eine Unperson.“
„Ihr Auftritt war indiskutabel, das gebe ich ja zu. Aber Sie hätten wenigstens versuchen können, ihr nicht zu zeigen, dass es Ihnen vollkommen egal ist, was sie von Ihnen hält.“
„Aber es ist mir egal.“
„Ja, natürlich. Der großartige Luke Chandler interessiert sich ja nicht für die Meinung anderer Leute. Warum auch? Sie sind sich selbst genug und brauchen keine anderen Menschen.“
„Schließlich muss ich in erster Linie mit mir selbst klarkommen.“
„Das könnte mit der Zeit
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