COLLECTION BACCARA Band 0259
diesen Mann zurückzuweisen. Gut, das Zustandekommen ihrer Ehe ließ sich nur als recht unkonventionell bezeichnen. Aber ganz offensichtlich hatte er die besten Vorsätze, sie gut zu behandeln.
Moment mal … War das die Grundlage für eine glückliche Ehe? Dass er sie nicht schlecht behandelte? Wo blieben Liebe und Respekt, wenn er es für sein gutes Recht hielt, ihre Meinung und ihre Wünsche zu ignorieren und einfach zu tun, was er wollte?
„Keine Sorge, ich werde dich noch lange vor deinem letzten Atemzug freigeben“, erklärte sie mit einem Anflug von Bitterkeit.
„Du machst dich über meine Aufrichtigkeit lustig.“
„Und du ignorierst meine tiefsten Wünsche.“
„Ich habe nicht versucht, dich zu bestechen.“
Sie musste lachen. „Und das ist etwas, worauf du stolz bist?“
„Ich wusste, dass ich deine Entscheidung weder mit Geld noch mit Juwelen beeinflussen kann.“
„In dem Punkt hast du recht.“ Wie konnte er sie einerseits so gut kennen und sich andererseits so dumm anstellen? „Du bist sehr kompliziert, Murat.“
Er lächelte triumphierend. „Danke.“
„Hältst du das wirklich für ein Kompliment?“
„Natürlich. Du wirst dich mit mir nicht langweilen.“
„Dafür aber umso öfter streiten.“
„Leidenschaft ist gesund.“
„Zu viel Ärger kann an den Fundamenten einer Beziehung nagen.“
„Das würde ich nicht zulassen.“
„Du hast aber nicht immer die Wahl.“
„Und ob. Ich bin Kronprinz …“
Sie unterbrach ihn mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Kronprinz Murat. Blabla. Du solltest dir mal was Neues ausdenken.“
Er starrte sie entgeistert an. „Du wagst es, so mit mir zu reden?“
„Wo liegt das Problem? Ich bin, jedenfalls im Augenblick noch, deine Ehefrau. Wenn nicht ich so mit dir rede, wer denn dann?“
„Niemand. Das ist keinem gestattet.“
„Murat, als zukünftiger König und Regent dieses Landes solltest du eines lernen: dich nicht so wichtig zu nehmen.“
Sie erwartete ein Donnerwetter, stattdessen sah er sie lange an. Dann warf er den Kopf zurück und begann schallend zu lachen.
Sein Lachen gefiel ihr. Noch nie hatte sie ihn so gelöst erlebt. Murat war ein Mann, der sich nur selten gehen ließ.
In diesem Moment wusste sie, dass sie etwas Besonderes für ihn darstellte. Ihr konnte er vertrauen. Auf sie konnte er sich verlassen. Sie konnte seine Last mittragen und ihm einen sicheren Hafen bieten.
„Was denkst du?“ Murat reichte Daphne eine Schale mit einer scharf gewürzten Getreidespeise.
Sie lächelte versonnen. „Es ist einfach fantastisch hier. Ich komme mir vor wie in einem Kinofilm.“
Ein Meer aus Zelten umgab sie. Lagerfeuer flackerten bis zum Horizont. Der Duft von Ölen, Gewürzen und Speisen, die auf offenem Feuer zubereitet wurden, mischte sich mit dem typischen Geruch nach frischem Stroh.
Sie aß mit Murat allein zu Abend. Die Wachen waren überall präsent und hielten nach möglichen Gefahren Ausschau. Ihr fiel eine kleine Gruppe von Leuten auf, die sich ihnen näherte. Es waren sieben oder acht Personen, Männer und Frauen. Nach wenigen Schritten blieben sie stehen und schienen miteinander zu streiten.
Einer der Wachleute sprach mit ihnen. Wenige Minuten später durften sie weitergehen. Doch im Näherkommen hielten sie immer wieder inne, um zu diskutieren.
Daphne deutete mit einer Kopfbewegung auf die seltsame Gruppe. „Was haben die vor?“
Murat folgte ihrem Blick. „Sie wissen nicht, ob sie uns stören dürfen oder nicht. Die Männer zögern, doch die Frauen bestehen darauf. Manche Männer sollten ihre Frauen besser im Griff haben.“
„Manche Männer sind vernünftig genug, um sich eine intelligentere Meinung anzuhören. Was machen wir?“
„Sie begrüßen.“
Murat stand auf und bot ihr seine Hand. Gemeinsam gingen sie zum Feuer, wo sie die kleine Gruppe erwarteten.
Alle verneigten sich vor ihnen. Eine Frau stieß einen der Männer mit dem Ellbogen in die Seite, doch er schwieg beharrlich. Schließlich trat die Frau vor und verneigte sich noch einmal.
„Seid gegrüßt, Eure Hoheit“, wandte sie sich an Daphne. „Möge jeder neue Tag Euch mit Kraft, Gesundheit und Glück segnen.“
„Möge jeder neue Tag euch ebenso segnen.“
„Ich fürchte, das wird nicht passieren.“
„Wir sollten wirklich nicht hier sein“, zischte einer der Männer. Er sah Murat an. „Verzeiht bitte die ungebührliche Belästigung.“
„Nein!“ Die Frau sah den Mann zornig an. „Wir brauchen Hilfe.“
„Wie
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