COLLECTION BACCARA Band 0259
können wir helfen?“, mischte Daphne sich ein.
Die Frau seufzte tief. „Die Kamelstute einer Familie, die mit uns zieht, ist trächtig und bekommt gerade ihr Junges. Es klappt aber nicht reibungslos. Der Mann, der sonst bei Geburten hilft, ist nicht mitgekommen. Wir haben gehört, dass Ihr Euch mit Tieren auskennt. Stimmt das?“
Der Mann ergriff ihren Arm. „Bei all den Leuten hier muss es doch jemand anderen geben, der uns helfen kann. Du solltest die Prinzessin nicht belästigen.“
„Wir haben keine Zeit mehr“, beharrte die Frau. „Das Muttertier wird immer schwächer.“ Sie sah Daphne flehend an. „Bitte, helfen Sie uns.“
„Ich habe noch nie ein Kamel auf die Welt geholt.“ Daphne zögerte. „Dafür aber viele Kälber und Fohlen. Wenn das genügt?“
Die Frau atmete erleichtert auf. „Ja. Bitte … Tausend Dank. Hier entlang.“ Sie wandte sich ab und eilte voraus.
Daphne folgte ihr, begleitet von Murat und seinen Wachen. „Du hast Kühe und Pferde auf die Welt geholt?“, fragte er erstaunt. „In Chicago?“
„Nein. Auf dem Land. Die großen Farmen liegen nicht weit von Chicago entfernt. Ich habe jeden Sommer mehrere Monate auf dem Land gearbeitet. Nichts gegen deinen Vater und seine vielen Katzen, aber es ist mal eine nette Abwechslung, mit Großtieren zu arbeiten.“
Drei Stunden später schwankte ein Kamelfohlen auf wackligen Beinen. Seine Mutter stupste es an, bis es zu saugen begann. Daphne lehnte sich gegen den provisorischen Zaun zurück. Zärtlich lächelnd betrachtete sie die beiden. Dies war der Teil ihrer Arbeit, den sie am meisten liebte. Hinterher, wenn alles gut verlaufen war.
„Beeindruckend.“ Murat trat aus dem Dunkel hervor. „Du warst sehr souverän.“
„Irgendwann zahlt sich das viele Üben aus.“ Sie streckte sich. „Ich hätte nicht erwartet, dass du die ganze Zeit hierbleibst. Es hat lange gedauert.“
„Ich wollte sehen, was passiert.“ Er legte den Arm um ihre Schultern und führte sie zum Zelt zurück. „Während du gearbeitet hast, habe ich mit einem der Stammesältesten gesprochen. Die Familie, der das Kamel gehört, ist sehr arm. Die Mutter ist gestorben, der Vater krank. Die drei Söhne kümmern sich um die kleine Herde. Sie waren auf diese Geburt angewiesen.“
„Gut, dass ich davon nichts wusste. Es hätte mich nur unter Druck gesetzt.“
„Wenn das Kamel gestorben wäre, hätte ich die Familie mit Geld entschädigt, aber du hast ihnen die Existenzgrundlage erhalten.“
In seiner Stimme klang Stolz mit, was Daphne erstaunte. Ihre Eltern hatten nie viel von ihrem Beruf gehalten. Aber Murat schien ihre Leistung tatsächlich zu bewundern.
Er wollte sie in die Arme ziehen, doch sie wehrte ab. „Ich bin ganz schmutzig. Gibt es zufällig auch eine Dusche in unserem Zelt?“
„Nein. Aber ich kann dir eine Badewanne anbieten.“
„Wirklich?“ Ihre Augen leuchteten auf.
„Natürlich.“
Ihr großes Zelt war zum Dinner noch nicht vollständig aufgebaut gewesen, sodass sie die Ausstattung nicht kannte. Jetzt folgte Daphne Murat in einen foyerähnlichen Vorraum, wo sie sich die Schuhe auszogen. Dann betrat sie eine Welt wie aus Tausendundeiner Nacht.
Das Zeltdach war mindestens drei Meter hoch. Auf dem Boden lagen so viele bunt gewebte Teppiche übereinander, dass sie bei jedem Schritt ein wenig einsanken. Niedrige Sessel und Bänke mit Seidenkissen darauf waren um reich verzierte Holztischchen gruppiert.
„Hier entlang“, sagte Murat. Er hob einen Vorhang an und führte sie tiefer ins Zelt hinein.
Daphne entdeckte einen Essbereich, ein großes Bett auf einem Podium und eine Badewanne, aus der bereits Wasserdampf aufstieg.
Bei der Aussicht auf ein entspannendes Bad seufzte Daphne voller Vorfreude. Sie blickte auf ihr schmutziges Gewand. „Gut, dass ich genug Sachen mitgenommen habe. Diese Abaya ist hin.“
Murat legte seinen Umhang ab und warf ihn über einen niedrigen Stuhl. Dann kam er mit einer leichten weiten Hose und einem kragenlosen weißen Hemd bekleidet auf sie zu und streckte den Arm aus.
„Was ist?“, fragte sie.
„Deine Sachen.“
Sie trat einen Schritt zurück. „Ich werde mich nicht vor dir ausziehen.“
„Du vergisst, dass ich dich schon nackt gesehen habe.“
„Darum geht es nicht.“
In Wahrheit ging es genau darum. Sich in Murats Gegenwart auszuziehen kam einem Spiel mit dem Feuer gleich. Allein der Gedanke genügte, um nicht nur ihre Fantasie, sondern ihre Sinne anzuregen. Ein wohliges Prickeln
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