COLLECTION BACCARA Band 0273
ziemlich enttäuscht angehört. Ich sollte ihn wohl lieber anrufen und mich mit ihm zum Essen verabreden.“
„Das will er doch, Emmy. Du fühlst dich nun schuldig, und er wird das ausnutzen.“
„Er will mit mir wegen der Hochzeitsplanungen reden. Ich habe wirklich alles auf ihn geladen.“
„Roger hat dich verlassen, also kann er das jetzt auch ausbaden. Für mich ist das nur gerecht.“
„Was könnte schon passieren, Melinda?“
„Er will dich zurück. Wahrscheinlich hat seine Neue ihm schon längst den Laufpass gegeben.“
Emily stockte. „Wie kannst du das wissen?“
„Ich vermute es nur? Aber was wirst du tun, wenn er sagt, dass er wirklich einfach nur dumm war? Außer ihm zustimmen?“
„Roger würde niemals zugeben …“
„Er hat gesagt, dass es falsch war, dich zu verlassen, oder nicht?“
„Nicht direkt. Er hat gesagt, dass er meine Möbel nur aus Verzweiflung mitnehmen wollte, um etwas von mir zu behalten.“
„Ein normaler Mann würde sich mehr für deine Slips interessieren“, murmelte Melinda. „Was hat er noch gesagt?“
Emily erzählte ihr kurz, worüber sie sich unterhalten hatten. „Vielleicht sollte ich ihm sein Geld zurückgeben. Dann würde er mich wenigstens in Ruhe lassen.“
„Wenn du ihm das Geld zurückgibst, dann steht er das nächste Mal vor deiner Tür und verlangt etwas anderes. Komm am Samstag in mein Büro. Ich rufe dann Roger an und mache meinen Einfluss als Anwältin geltend, das wird ihn schon abschrecken.“
„Ach, ich weiß nicht recht. Ich finde es ihm gegenüber fast gemein, meine Anwältin auf ihn anzusetzen. Aber vielleicht ist es wirklich besser so.“
„Komm einfach am Samstag zum Essen vorbei, und wir klären das bei einem großen Glas Martini.“
„Besser nicht. Ich gehe nämlich am Samstagnachmittag mit Nick zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung, und da sollte ich vorher nichts trinken.“
„Wohltätigkeitsveranstaltung?“, fragte Melinda. „Wann hast du dich denn darauf eingelassen?“
„Das steht im Vertrag. Es ist meine Aufgabe, die Verkaufszahlen seiner Firma zu steigern, und dazu muss ich wissen, welche Produkte gut laufen und welche nicht. Nick spendet dieser Wohltätigkeitsorganisation jedes Jahr überschüssige Ware, und ich dachte, das wäre eine gute Gelegenheit, sein Zielpublikum zu befragen.“
„Es handelt sich dabei aber nicht zufällig um den Annual Children’s Fair, den Jahrmarkt im Park, oder?“
„Doch, da gehen wir hin.“
„In diesem Fall wirst du wohl mehr als einen Martini brauchen.“
Nick steuerte den Wagen auf das Gelände des Annual Child ren’s Fair zu, während Emily aus dem Fenster blickte und die bunten Fahrgeschäfte betrachtete.
Sie hatte sich an diesem Samstag mit Melinda in einem Irish Pub in South Boston zum Mittagessen getroffen. Nick hatte sie dann abgeholt und war mit ihr in den östlichen Teil der Stadt gefahren, wo der alljährliche Kinderjahrmarkt stattfand.
Sie fuhren auf den Parkplatz, und Emily konnte ein riesiges Plakat erkennen, das den Jahrmarkt anpries. Darunter war in kleinen Buchstaben etwas geschrieben, aber sie konnte es nur mit Schwierigkeiten lesen. Es hatte aber etwas mit benachteiligten Kindern zu tun.
Nick parkte den Wagen und ging herum, um ihr die Tür zu öffnen. Sie blieb jedoch im Auto sitzen, beobachtete nur die umherlaufenden Kinder und war den Tränen nahe.
„Emmy, was ist denn?“, erkundigte Nick sich besorgt.
„Ich dachte, dass das eine Wohltätigkeitsveranstaltung für kranke Kinder ist.“
„Es handelt sich um benachteiligte Kinder“, sagte Nick. „Was macht das denn für einen Unterschied?“
Einen gewaltigen. An diesem Ort wimmelte es nur so von Pflegekindern, Pflegeeltern und Sozialarbeitern.
Nick ging in die Hocke, um auf gleicher Augenhöhe mit ihr zu sein. „Sagen Sie mir, was Ihnen daran nicht gefällt.“
Es war schon schlimm genug, mit ihren Erinnerungen konfrontiert zu werden, aber Nick von ihrer Kindheit zu erzählen und Mitleid zu erregen, kam für sie überhaupt nicht infrage. „Lassen Sie mich aussteigen.“
„Im Ernst, Emmy, wenn Sie nicht wollen, dass wir hierbleiben …“
„Das sind doch nur Kinder, und ich finde es wundervoll, dass Sie ihnen helfen.“
„Und worin besteht das Problem?“
„Das Problem ist, wenn sie morgen aufwachen, dann hat sich nichts an ihrer schlimmen Situation verändert.“
„Aber immerhin können sie für einen Tag ihre Alltagssorgen vergessen. Sie scheinen ja Erfahrung mit diesen
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