COLLECTION BACCARA Band 0273
Aber was war er dann?
Serenas Handy klingelte, und sie schottete ihr Ohr mit der Hand ab, um besser zu hören.
„Psst!“, zischte Marianne.
Der Geräuschpegel wurde etwas leiser, wenn auch nur unwesentlich. Während Serena telefonierte, legte Pete ihr die Hand auf den Rücken. Alle sahen jetzt zu ihnen, aber es war ihm ganz egal, ob die Leute anschließend über sie tratschen würden. Nur Serena war ihm wichtig, und die Frage, wie es Sam ging.
Mit der Heimlichtuerei war es jetzt endgültig vorbei.
Serena suchte mit zitternden Fingern seine Hand und drückte sie ganz fest. Nachdem das Gespräch zu Ende war, flüsterte sie: „Sie sind zurück. Nico sagt, dass Sam spricht und sein Blick klar ist und dass die Wunde an seinem Kopf gar nicht mehr so schlimm aussieht, nachdem das Blut weggewischt ist.“ Mit Tränen in den Augen sah sie Pete an. „Der Arzt sagt, es sei alles okay.“
Sie stand auf und wiederholte das, was Nico ihr gesagt hatte, auf Griechisch. Alle brachen in Jubel aus und fielen einander in die Arme.
Auch Pete und Serena wurden in den Freudentaumel mit einbezogen, und mitten in dem Gewirr küssten sie sich vor aller Augen.
Danach kam Feierstimmung auf, und als Nico und Chloe die Taverne betraten, standen alle auf und jubelten ihnen zu. Nico trug den schläfrigen Sam im Arm, der ein Pflaster auf der Stirn und einen Sonnenbrand auf der Nase hatte.
Die drei blieben nur so lange, bis alle Sam abgeküsst hatten und Chloe sich bei den Helfern bedankt hatte. Bevor sie gingen, gab Chloe noch eine Lokalrunde aus.
Serena war inzwischen von den Dorfbewohnern mit Beschlag belegt worden. Bis in alle Einzelheiten wollten jetzt alle wissen, wie die Rettungsaktion verlaufen war.
Pete saß inmitten dieses fröhlichen Trubels, und Serena blickte immer wieder lächelnd zu ihm hin. Doch obwohl die Inselbewohner auch ihn herzlich mit einbezogen, spürte er, dass er nicht dazugehörte und nie dazugehören würde. Kurze Zeit später verabschiedete er sich und verließ das Lokal.
Obwohl Serena nicht mitbekommen hatte, wie Pete wegging, spürte sie instinktiv, dass er nicht mehr da war, denn plötzlich fehlte etwas im Raum. Sie vermutete, dass er nur kurz weggegangen war, um seine Sachen ins Hotel zu bringen. Aber als er nach zwanzig Minuten immer noch nicht zurück war, begann sie zu zweifeln. Und nach einer Dreiviertelstunde war sie sicher, dass er nicht mehr zurückkommen würde. Wieso war er gegangen, ohne sich von ihr zu verabschieden?
Irgendwie hatte er die ganze Zeit niedergeschlagen gewirkt. Seine Miene hatte sich auch nicht aufgehellt, nachdem er Sam gesehen und mit ihm geredet hatte. Zwar hatte er Chloe noch scherzhaft ermahnt, nie wieder ohne Schwimmweste aus einem Hubschrauber zu springen. Aber selbst dabei hatte er bedrückt gewirkt.
Serena konnte das nicht verstehen, denn ihr ging es ganz anders. Sie war aufgekratzt und voller Energie. Müsste es Pete nicht genauso gehen? Oder war er einfach erschöpft, weil er die ganze Zeit die Verantwortung gehabt hatte und Entscheidungen treffen musste?
Bloß, wie kam er mit diesem wahnsinnigen Adrenalinschub zurecht?
Sie ging zum Hotel und fragte an der Rezeption nach ihm. Man sagte ihr, er hätte zwar ein Zimmer genommen, sei aber noch nicht aufgetaucht. Als sie wieder draußen war, fiel ihr Blick auf den Pfad, der zum Hügel hochführte. Dann hob sie den Kopf und sah in den Sternenhimmel, und plötzlich war ihr klar, wo sie Pete finden würde.
Am Haus ihrer Großeltern hielt Serena kurz an und holte sich eine warme Jacke, denn oben auf dem Hügel war es sicher kühl. Sie nahm auch noch die leichte Wolldecke mit, die auf ihrem Bett lag. Eine Taschenlampe würde sie wohl nicht brauchen, denn der Mond schien hell genug.
Schon bevor sie das Plateau erreicht hatte, sah sie Pete oben stehen. Schweigend näherte sie sich ihm und legte die Decke auf den Boden. Dann wartete sie, dass er etwas sagte.
Er betrachtete zuerst die Decke, dann Serena, und plötzlich zuckte es um seine Mundwinkel. „Ist das etwa ein Wink mit dem Zaunpfahl?“
„Du bist früh gegangen.“
Er zuckte die Achseln. „Ich wollte allein sein.“
„Magst du es nicht, wenn du im Mittelpunkt stehst?“
„Schon.“
„Aber warum gehst du dann weg?“ Ohne mich, fügte sie im Stillen hinzu.
Er sah sie aus undurchdringlichen dunklen Augen an. „Ich war müde, Serena. Und ich wollte nachdenken.“
Über andere Rettungsaktionen, die nicht so erfolgreich verlaufen waren. Sie konnte es in
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