Collection Baccara Band 0282
Gedanken hoch. Er hoffte, das Gespräch wäre bald beendet, damit er sich in Ruhe seinen persönlichen Angelegenheiten widmen konnte. „Mal sehen. Vielleicht schaffe ich es, gegen zehn vorbeizuschauen. Aber machen Sie bitte keine Termine ab.“
Am anderen Ende war im Hintergrund das Läuten eines Telefons zu hören. Will nutzte die Gelegenheit und verabschiedete sich von seiner Assistentin. Sein Büro lag nicht weit vom Hush entfernt. Aber solange er nicht genau wusste, was Drina alles trieb, wollte er das Hotel nicht verlassen.
Er widmete sich wieder seiner Internetrecherche und überflog die Einträge. Offensichtlich war es in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts sehr in Mode gewesen, Hundehalsbänder mit Diamanten zu besetzen. Viele bekannte Persönlichkeiten hatten damals ein Vermögen ausgegeben, um den Neid der Nachbarn zu wecken.
Er betrachtete einige der ins Netz gestellten Fotos und Abbildungen. Eines dieser Halsbänder sah dem, das er an Lulu gesehen hatte, sehr ähnlich. Er nahm sich vor, seinen alten Freund Ricky anzurufen, der sich in Jersey als Privatdetektiv niedergelassen hatte. Ricky sollte für ihn herausfinden, ob das fragliche Halsband möglicherweise auf einer Auktion verkauft worden war. Er wünschte sich, er könnte Ricky die ganze Sache übergeben. Aber das war zu heikel. Er musste sich schon selbst darum kümmern. Während Ricky die Untersuchungen im Hintergrund betrieb, würde er selbst auf die altmodische Art ermitteln. Er würde mit Leuten reden.
Und Mercy Jones stand ganz oben auf seiner Liste.
Wieder fragte er sich, welche persönliche Geschichte wohl hinter dieser jungen Frau stand. Sie war wirklich sehr hübsch. Groß, schlank und mit einem seltenen, aber einnehmenden Lächeln. Doch irgendetwas an ihr erweckte den Eindruck einer geladenen Waffe. Angespannt und gefährlich. Es war eine Herausforderung, ihre Abwehrhaltung zu durchbrechen. Aber sie war es wert. Nicht nur, weil sie vielleicht etwas über das Halsband wusste.
Mercy hatte ziemlich deutlich gemacht, dass es für sie nicht infrage kam, ihm bei Busters Training zu helfen. Will lächelte unwillkürlich in sich hinein, als er an das Gespräch mit ihr dachte. Er mochte Herausforderungen. Besonders, wenn der Preis für seine Mühen so verlockend war.
3. KAPITEL
Der Dachgarten des Hush war voller Düfte und Farben. Drina hatte einen kleinen Holztisch unter einem schattigen Baum entdeckt. Dort konnte sie in Ruhe ihren Sherry trinken und in ihr Tagebuch schreiben. Sie schloss die Augen, als eine warme Sommerbrise über ihr Gesicht strich. Wieder einmal wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass Marius jetzt bei ihr wäre.
Wenn Marius noch am Leben wäre, hätte er ihr Vorhaben bestimmt gutgeheißen. Es war einfach ihre Pflicht, diesen Gaunern die Rechnung zu präsentieren für das, was sie angerichtet hatten. Drina würde sie im richtigen Moment erwischen und sie bloßstellen als die Diebe, die sie nun einmal waren.
Sie nippte an ihrem Sherry und nahm den silbernen Füllfederhalter zur Hand. Er hatte einmal Marius gehört. Marius, ihr hinreißend attraktiver Ehemann, den sie schmerzlich vermisste.
Gewissenhaft trug sie das heutige Datum auf der leeren Seite ein und begann mit ihren Aufzeichnungen. Erst schrieb sie über das Wetter und den betörenden Rosenduft. Dann ging sie weiter in die Vergangenheit zurück. Sie schrieb über ihre Familie und ihre Kindheit. Die Vergangenheit ihrer Familie war ihr gegenwärtiger als die Fernsehshow, die sie gestern Abend gesehen hatte.
Ihr ganzes Leben lang hatten die Geschichten und Anekdoten ihrer Familie sie begleitet. Die Eltern, Großeltern, Onkel und Tanten hatten sie immer wieder erzählt. Drina hatte, genau wie die anderen Kinder, mit leuchtenden Augen zugehört. Wie schwer sie es doch als griechische Einwanderer in Amerika gehabt hatten. Sie waren Außenseiter gewesen, immer anders als die andern. Und keiner von ihnen fühlte sich außerhalb der Familie sicher und geborgen.
Dann schrieb sie über ihre Mutter. Sie war noch sehr jung gewesen, als sie nach New York kam. Und sie war schwanger mit Drinas älterem Bruder Stefan. Die lange anstrengende Seereise hätte Drinas Mutter und ihr ungeborenes Baby fast das Leben gekostet. Aber dann waren ihre Eltern nach New Jersey gezogen, und die Lage hatte sich gebessert.
Immer mehr Familienmitglieder hatten sich Drinas Eltern angeschlossen. Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen. Sie hatte miteinander gelebt und gearbeitet.
Weitere Kostenlose Bücher