COLLECTION BACCARA Band 0285
Titel wegzulassen“, fügte er noch hinzu, als er Erin durch die Menge führte.
Seine Mutter trug ein schwarzes Abendkleid. Die meisten Gäste bewunderten sicherlich ihre Schönheit und Eleganz und sahen nicht den Schmerz in ihren Augen, doch Daniel entging er nicht. Er küsste seine Mutter auf die Wangen. „Du siehst toll aus.“
Emma lächelte. „Ich werde dich vermissen“, sagte sie und blickte dann zu Erin. „Ah, Sie müssen die Frau sein, die meinem Sohn höfische Etikette beibringen soll. Erin Lawrence. Freut mich, Sie kennenzulernen.“
Daniel merkte, dass Erin einen Hofknicks machen wollte. Schnell legte er die Hand um ihre Taille, um sie daran zu hindern.
Erin warf ihm einen verärgerten Blick zu. „Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen, Ho…“ Sie verstummte und lächelte. „Mrs. Connelly. In dem Internat, das ich besucht habe, werden Sie sehr verehrt.“
„Das war nicht immer so.“ Emma lächelte bei der Erinnerung daran. „Damals sind die Lehrer an meinem mangelnden Interesse für diesen langweiligen Benimmunterricht fast verzweifelt. Erstaunlich, was Zeit und Distanz bewirken können. Darf ich Ihnen meinen Mann Grant vorstellen?“
Daniels Vater begrüßte Erin. Er schüttelte den Kopf. „Sie sind sehr jung für so einen herausfordernden Job“, sagte er und blickte demonstrativ auf Daniel.
„Das habe ich auch gerade gedacht“, sagte Emma. „So jung und ganz allein in einem fremden Land. Da kann man sich ganz schön einsam fühlen. Sie müssen in den nächsten Tagen unbedingt zum Dinner zu uns kommen.“
„Vielen Dank“, sagte Erin. Sie schien ziemlich perplex, als Daniel sie fortführte.
Er nahm zwei Gläser Champagner und gab Erin eins. „Trinken Sie etwas. Als Tochter eines Außenministers müssen Sie doch viele bekannte Menschen kennengelernt haben.“
Sie trank einen Schluck, dann noch einen. „Das habe ich. Aber Ihre Familie ist so freundlich. Ihre Mutter, Ihr Vater, Ihr Bruder, sie alle lieben Sie, und umgekehrt genauso. Wie können Sie es ertragen, Ihre Familie zu verlassen und nach Altaria zu gehen?“
Daniel sah weg. Unwissentlich hatte sie einen Punkt angesprochen, den er für sich behalten hatte. Das Schwierigste an der Entscheidung für oder gegen die Thronfolge war, dass er sich von den Menschen trennen musste, denen er bedingungslos vertraute, und an einen Ort ziehen musste, wo es vielleicht niemanden gab, dem er vertrauen konnte. Er begegnete ihrem Blick.
„Ich glaube, ich habe mich dafür entschieden, weil unser Familienzusammenhalt sehr stark ist. Und daran können auch Titel, Ozeane oder sonst etwas nichts ändern.“
Erin bekam feuchte Augen, und sie senkte den Blick.
Er fragte sich, was ihr durch den Kopf gehen mochte. „Sprechen Sie es laut aus.“
Überrascht blickte sie zu ihm auf. „Wie bitte?“
„Sagen Sie mir, was Sie gerade denken.“
„Ich versuche, mir vorzustellen, wie es wäre, eine Familie wie Ihre zu haben. Eine Familie, in der so ein liebevoller Umgang herrscht.“
„Ist das bei Ihnen und Ihrem Vater nicht so?“
Er sah in ihre Augen und entdeckte dort eine Einsamkeit, die ihn schockierte.
Als fürchtete sie, er könnte zu viel sehen, blickte sie schnell weg. „Doch, natürlich“, murmelte sie, doch die Antwort kam zu spät und zu wenig überzeugend.
Daniel beschloss, später darüber nachzudenken. Wenn er mal nicht an die anderen dreihundert Dinge dachte, die auf seiner To-do-Liste standen. Er trank sein Glas leer und blickte auf ihren gesenkten Kopf. „Sie versagen in Ihrem Job.“
Ihr Kopf schnellte hoch. „Wie bitte?“
„Sie sollen mir diesen Ball eigentlich erträglich machen.“
„Ich habe noch nicht herausgefunden, wie ich das anstellen soll“, erwiderte sie und trank einen Schluck von ihrem Champagner. „Was machen Sie normalerweise auf Veranstaltungen dieser Art?“
„Ich suche nach einer Möglichkeit, ganz schnell wieder von hier zu verschwinden“, sagte er. „Und Sie?“
Sie verzog den Mund zu einem Lächeln. „Ich mache mir immer einen Spaß daraus zu erraten, was in den Appetizern enthalten ist. Manchmal tanze ich auch Walzer.“
„Gehen wir ans kalte Büfett. Ich bin kein großer Walzertänzer.“
„Sie müssen aber Walzer tanzen“, sagte sie streng. „Sie werden bei vielen Gelegenheiten den Tanz eröffnen müssen.“
„Dann werde ich wohl einen offiziellen Vortänzer einstellen müssen“, scherzte er und lachte über ihren entsetzten Blick.
Sie kamen ans Büfett, und Daniel
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