COLLECTION BACCARA Band 0285
allerdings, dass sie in Wahrheit eine Hexe ist.“
„Warum lehnt das Jugendamt sie dann nicht ab und überlässt mir das Fürsorgerecht für Jennifer? Diese Frau will bloß das Erbe des Babys, Charles. Das müsste doch selbst dem Jugendamt klar sein.“
„Du musst dich noch etwas gedulden, Lincoln. Wir brauchen weitere Beweise.“
Lincoln hatte lange genug Geduld bewiesen. Jetzt wollte er endlich Ergebnisse sehen.
„Der Privatdetektiv, den wir beauftragt haben, ist heute Morgen zu mir gekommen“, sagte Charles. „Er hat mir einen dicken Ordner übergeben. Die Frau hat wirklich viele Männer- und Drogengeschichten hinter sich. Gib mir eine Woche, um das Material auszuwerten. Dann hat sie keine Chance mehr gegen dich.“
Lincoln seufzte erleichtert. „Das hört sich gut an, Charles.“
„Bald bist du diese Frau los. Es sei denn, die Sozialarbeiterin schneit ins Haus und erwischt dich und das Kindermädchen in einer eindeutigen Pose“, scherzte sein Anwalt.
Sie lachten beide.
„Wie läuft es denn mit Anna?“, wollte sein Anwalt wissen.
Sie ist so höflich, dass ich es kaum ertrage , dachte Lincoln. „Sie macht sich gut“, sagte er stattdessen.
Lincoln beendete das Telefongespräch und runzelte die Stirn. Wenigstens sein Anwalt hatte gute Nachrichten für ihn gehabt. Seine Firma bereitete ihm im Moment mehr Sorgen, da ein Sicherheitssystem in einem Museum in Dallas ausgefallen war und die Entwicklung weiterer Anlagen nicht vorankam.
Wenn er nun noch an seine Probleme mit Anna dachte, würde er vor Kopfschmerzen zu nichts mehr in der Lage sein. Und da das sicherlich nicht lange auf sich warten lassen würde, beschloss er, gleich mehrere Kopfschmerztabletten einzunehmen.
Er sah auf die Uhr über dem Schreibtisch in seinem Haus. Es war fünf Uhr abends. Anna badete gerade Jennifer, und Mrs. Hollowell würde bald gehen. Dann wäre es still im Haus. Er könnte eine Dusche nehmen, sich etwas Bequemes anziehen und auf der Terrasse ein kühles Bier trinken, während die Sonne unterging.
Das war ein guter Plan.
Ein wirklich guter Plan.
Als Lincoln sich auf den Weg in sein Zimmer machte, hatten sich seine Kopfschmerzen schon etwas gelegt. Im Haus war es wirklich still. Anna hatte Jennifer wahrscheinlich schon schlafen gelegt. Mrs. Hollowell war allerdings noch im Haus. Er konnte hören, wie sie fröhlich in der Küche summte. Bald würde sie aber Feierabend machen.
Er ging die Treppe hinauf zu seinem Zimmer. Zuerst würde er eine Kopfschmerztablette nehmen und dann eine lange Dusche. Sicher war sicher …
„Ohhh!“
Zu spät sah er die Gleise und die bunten Züge aus Holz. Obwohl er versuchte, ihnen auszuweichen, verlor er das Gleichgewicht und landete auf dem Po.
Der Aufprall war hart und schmerzhaft. Der Boden unter ihm erzitterte. Seine Haushälterin schrie auf, und auch Anna rief etwas, was er nicht verstehen konnte. Dann hörte er, wie beide Frauen zu ihm rannten. Noch immer saß er auf dem Boden und stellte fest, dass die Gleise den gesamten Flur im ersten Obergeschoss durchzogen.
„Mr. Aldridge“, rief Mrs. Hollowell keuchend. „Haben Sie sich verletzt?“ „Lincoln! Was ist passiert?“, fragte Anna, als sie bei ihnen war. Sie trug nur ein Badelaken und musterte ihn erschrocken. Anscheinend war sie gerade unter der Dusche gewesen.
Leider hatte sie ihn in den letzten zwei Wochen kaum beachtet. Wie hatte sie ihr gemeinsames Abendessen und den zarten Kuss bloß vergessen können? Musste er sich erst das Genick brechen, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen?
„Lincoln, was fehlt dir? Sollen wir einen Krankenwagen rufen?“, erkundigte sie sich besorgt.
Lincoln starrte sie geistesabwesend an und stand auf. Sein Steißbein schmerzte. Doch das hätte er vor den beiden Frauen niemals zugegeben. „Was mir fehlt, ist eine spielzeugfreie Zone in diesem Haus.“
Anna wurde blass.
Und wenn schon? Wie viel sollte er sich von dieser Frau noch bieten lassen? „Im Kinderzimmer gibt es einen Abstellraum und eine große Spielzeugkiste. Warum sind die Züge nicht dort?“, fuhr er ungerührt fort.
„Es tut mir leid. Du hast recht. Das Spielzeug sollte nicht hier herumliegen.“ Anna hielt ihr Handtuch mit beiden Händen fest. „Bitte entschuldige, aber …“
„Aber was? Wenn du mehr Platz für Spielzeug im Kinderzimmer haben willst, brauchst du mir bloß ein Wort zu sagen. Ich kann einen Tischler beauftragen, mehr Regale zu bauen.“ Lincoln wusste, dass sein Ton zu scharf war. Doch er
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