COLLECTION BACCARA Band 0285
wenn es wirklich notwendig war. Ihre Arbeit erledigte sie aber nach wie vor souverän und hingebungsvoll. Lincoln würde noch lange brauchen, bis er so geschickt mit dem Baby umgehen konnte wie sie.
Er musste ständig an den Abend denken, an dem sie sich nähergekommen waren. Natürlich wusste er, dass es nicht richtig gewesen war, Anna wieder zu küssen. Immerhin arbeitete sie für ihn, und deshalb gab es bestimmte Regeln, die er einzuhalten hatte. Es war ganz sicher nicht förderlich, wenn er diese Regeln brach. Trotzdem verstand er nicht, warum Anna nicht mehr mit ihm sprach.
Er nahm sich vor, die Gründe am Samstag herauszufinden.
Geduldig wartete er, bis Anna Jennifer in den Kinderwagen gelegt hatte. Dann kam er auf sie zu. „Gehst du in den Park?“, fragte er beiläufig, als ob nichts zwischen ihnen gewesen wäre.
Sie sah ihn überrascht an. Wahrscheinlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass er sich dafür interessieren würde. „Ja.“
„Super.“ Er lächelte. „Ich habe die ganze Woche in meinem Büro verbracht und würde mich freuen, mal etwas frische Luft zu bekommen. Es gibt doch nichts Schöneres als einen Spaziergang im Park.“
Anna wirkte immer noch verwundert, schien aber plötzlich eine Idee zu haben. „Jennifer wäre sicher begeistert, wenn du mit ihr in den Park gehst. Dann hätte ich auch mal etwas Zeit für mich.“
„Was hast du denn vor?“
„Einkaufen gehen, mir die Haare waschen. Du weißt schon.“
Lincoln wusste, dass Frauen das sagten, wenn sie einen Mann nicht sehen wollten, weil sie ihn nicht mochten.
Doch das kann bei Anna unmöglich der Fall sein, dachte er, während er den Kinderwagen durch den Central Park schob.
Oder vielleicht doch? Nein, Anna mochte ihn. Daran gab es keinen Zweifel. Ihr gemeinsamer Abend war so anregend und entspannt gewesen. Sie hatten viel gelacht …
Er ärgerte sich, dass sie ihm nicht ihre wahren Gefühle zeigte. Dabei hatte sie den Kuss doch genauso sehr genossen wie er. Lincoln spürte, dass sie etwas für ihn empfand. Aber aus irgendeinem Grund wehrte sie sich gegen ihre Gefühle. Und er wusste nicht, was er dagegen tun konnte.
Die Zeit verging, und er tat sein Bestes, um nicht daran zu denken. Ihm gingen andere Dinge durch den Kopf. Er musste viele Meetings abhalten, zu Geschäftsessen gehen und seine Firma leiten.
Leider gab es da aber auch noch die Sozialarbeiterin.
Sie hatte ihn zwei weitere Male besucht. Zum Glück war er jedes Mal im Haus gewesen. Und obwohl die Frau mit allem zufrieden zu sein schien, hatte Lincoln sie dabei beobachtet, wie sie Anna skeptisch musterte.
„Ihr Kindermädchen ist sehr attraktiv, Mr. Aldridge“, hatte sie beim letzten Besuch angemerkt, während Anna Jennifers Windel wechselte.
Lincoln musste an die Warnungen seines Anwalts denken, und er fühlte sich seltsam unbehaglich. „Das ist sie wohl“, antwortete er ruhig. „Aber das Wichtigste ist doch, dass sie gut mit Jennifer umgehen kann.“
Er wusste, dass es langsam ernst wurde. Die Sozialarbeiterin stellte ihm immer heiklere Fragen über die Zukunft von Jennifer. Hatte er sich über die Schule, in die sie später gehen würde, Gedanken gemacht? Oder über ein weibliches Vorbild, das sie später bräuchte, wenn sie älter war?
Lincoln fragte sich, ob die Sozialarbeiterin ihn mit Kathryns Schwiegermutter verglich.
Jennifers Großmutter hatte ein Recht darauf, ihre Enkelin zu besuchen. Allerdings kam sie nie, wenn Lincoln im Haus war. Und obwohl ihre ersten Besuche nur von sehr kurzer Dauer gewesen waren, schien alles darauf hinzudeuten, dass sie dadurch den Druck auf Lincoln erhöhen wollte. Anna hatte ihm erzählt, dass die Frau zuerst kaum länger als fünf Minuten im Haus geblieben war.
Doch mittlerweile verbrachte Jennifers Großmutter mehr Zeit mit dem Kind.
„Sie nimmt Jennifer nie auf dem Arm“, berichtete Anna ihm. „Aber sie bringt jedes Mal ein Spielzeug mit und besteht darauf, dass ich aufschreibe, wann sie gekommen und wann sie wieder gegangen ist.“
Lincolns Anwalt beunruhigten diese Neuigkeiten. „Sie will damit Druck auf dich ausüben, Lincoln. Mit den kleinen Geschenken und den immer länger andauernden Besuchen will sie ihr Interesse an Jennifer bekunden.“
„Aber Anna sagt, dass sie nie auch nur in Jennifers Nähe geht“, sagte Lincoln am Telefon.
„Vertrau mir, das wird sie tun, sobald die Sozialarbeiterin im Haus ist. Sie ist eine intelligente Frau, die sich sehr gut verstellen kann. Wir wissen
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