COLLECTION BACCARA Band 0285
und Anna lösten sich schlagartig voneinander, so wie sie es damals in seinem Büro getan hatten. Nur war das hier viel schlimmer.
Tausendmal schlimmer.
Anna stand nackt neben Lincoln, dessen Hemd ihm in Fetzen vom Körper hing. Ohne dass sie es bemerkten, hatte die Sozialarbeiterin den Raum betreten und starrte sie entsetzt an.
9. KAPITEL
Lincoln reichte Anna ihr Badehandtuch.
Er musste jetzt fieberhaft nachdenken, denn sonst würde er eine mittlere Katastrophe auslösen. Aber es musste eine Möglichkeit geben, um sie doch noch abzuwenden. Er hatte schon viele Konflikte in seinem Leben gelöst, vor allem, wenn es um seine Firma ging. So mancher aufgebrachte Geschäftsmann hatte sein Büro schon als zufriedener Partner verlassen. Einmal hatte er in Kolumbien sogar eine paramilitärische Gruppe dazu überredet, ihn aus der Geiselhaft zu entlassen.
Deshalb würde er sich bestimmt auch jetzt aus dieser Situation herausreden können. Oder etwa doch nicht?
„Hallo, Miss Harper“, sagte er ruhig.
Mrs. Hollowell betrat das Zimmer und wurde blass.
Lincoln versuchte, gelassen zu bleiben. Warum sollte ein Mann nicht auch einmal ein Publikum für seine Abenteuer haben?
„Es tut mir leid, Sir“, sagte sie irritiert und schlug die Hände vor das Gesicht. „Der Portier hat Bescheid gegeben, dass die Dame Sie sehen möchte. Da er wusste, dass sie schon mehrmals hier war, haben wir sie hineingelassen. Aber ich konnte doch nicht ahnen, dass …“
„Schon in Ordnung, Mrs. Hollowell“, beruhigte Lincoln sie. „Vielleicht machen Sie uns erst mal einen Kaffee. Ich bin mir sicher, dass unser Gast sich darüber freuen würde.“
Seine Haushälterin sah ihn dankbar an und verließ den Raum.
Doch die Miene der Sozialarbeiterin wurde noch frostiger. „Ich bin nicht Ihr Gast, Mr. Aldridge“, widersprach sie ihm.
„Im Gegenteil, ich bin dienstlich hier und habe gute Gründe für mein Erscheinen. Diese unangekündigten Besuche fördern nämlich sehr häufig die Wahrheit zutage.“
Lincoln dachte daran, wie sein Anwalt noch darüber gescherzt hatte, dass es höchstens Probleme geben könnte, wenn die Sozialarbeiterin ihn mit Anna in einer eindeutigen Pose erwischen sollte. Und nun, da es wirklich geschehen war, fand er es überhaupt nicht mehr komisch. Verdammt! Warum hatte er auch so ein Pech? Hinter ihm hatte sich Anna wieder in ihr Badetuch gewickelt.
„Solche Besuche sind für uns immer am ergiebigsten.“ Die bedeutungsvolle Miene der Sozialarbeiterin ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
Anna seufzte verzweifelt auf und lehnte den Kopf an seine Schulter. Trotz dieser folgenreichen Störung hätte Lincoln sie am liebsten wieder in die Arme geschlossen und geküsst.
Doch er musste nachdenken. Hatte Charles nicht gesagt, dass sie kurz davor standen, Jennifers Großmutter in dem Kampf um die Fürsorge für das Baby zu besiegen? Wenn ihm nicht gleich etwas einfiel, wäre wahrscheinlich alles verloren … Und plötzlich hatte Lincoln die Lösung. „Miss Harper“, sagte er vorsichtig. „Ich kann mir vorstellen, wie das alles auf Sie wirken muss …“
„Tatsächlich?“, fragte sie skeptisch.
„Ich kann Ihnen alles erklären.“
„Das glaube ich kaum. So wie ich die Lage beurteile, sind Sie gerade eben mal wieder Ihrem Ruf als Playboy gerecht geworden. Jennifers Großmutter hat uns schon davor gewarnt. Und nun …“
„Und nun …“, sagte Lincoln entschlossen, drehte sich zu Anna und legte ihr einen Arm um die Schulter, „… sind diese Zeiten vorbei.“ Er lächelte die Sozialarbeiterin gewinnend an.
„Wie bitte?“ Miss Harper ließ sich ihre Verachtung ihm gegenüber deutlich anmerken. „Das sah aber gerade eben nicht danach aus.“
Lincoln strahlte Anna an, die ihn verwirrt ansah. Er hoffte, dass sie ihn nicht im Stich lassen würde, und fuhr seufzend fort: „Dann werden wir es wohl nicht länger für uns behalten können. Ich habe Anna gerade gefragt, ob sie meine Frau werden möchte, und sie hat Ja gesagt. Deshalb wollten wir das Ganze auf unsere Art und Weise besiegeln. Und genau in diesem Moment kamen Sie herein.“
Es entstand ein längeres Schweigen.
Lincoln nahm an, dass es die Ruhe vor dem Sturm war. „Anna?“, sagte er sanft.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein! Was Senhor Aldridge sagen wollte, ist …“
„Mehr können wir Ihnen leider nicht erzählen“, unterbrach er sie lächelnd und warf Anna einen warnenden Blick zu. „Immerhin haben auch wir eine
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