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COLLECTION BACCARA Band 0287

COLLECTION BACCARA Band 0287

Titel: COLLECTION BACCARA Band 0287 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TINA LEONARD ANNA CLEARY KATHIE DENOSKY
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ihre Haut. Alles in ihr drängte darauf, dass der Brief sich hier in diesem Raum befinden musste. Fragte sich bloß, wo.
    Vielleicht im nagelneuen Aktenschrank? Nach einem vorsichtigen Blick über die Schulter in Richtung Tür probierte sie die oberste Schublade. Abgeschlossen. Genau wie die restlichen Schubladen. Ihr Herz pochte aufgeregt. Hatte sie es doch geahnt: Er hatte etwas zu verbergen! Wenn sie nur die Schlüssel in die Finger bekäme …
    In der Schreibtischschublade verwahrte er sie jedenfalls nicht, denn die war leer. Aufmerksam schaute sie sich um und entdeckte neben dem Stuhl auf dem Boden … die Aktentasche.
    Sollte sie?
    Sophie blieb keine Zeit für falsche Scham. Der Herzschlag dröhnte ihr in den Ohren, als sie nach der Aktentasche griff und diese auf die Schreibtischplatte stellte. Mit zittrigen Fingern durchsuchte sie die einzelnen Fächer, fand aber nichts außer ein paar Datenspeichern für den Computer. Erst in diesem Moment fiel ihr Connor O’Briens Jackett auf, das über der Lehne seines Schreibtischstuhls hing.
    Da sie nun ohnehin den Pfad der Tugend verlassen hatte, kam es auf das Durchwühlen fremder Jackentaschen auch nicht mehr an. Die Seitentaschen waren leer, doch in der Brusttasche wurde sie fündig. Allerdings ertastete sie darin nicht den gesuchten Brief oder einen Schlüsselbund, sondern einen Pass. Connor O’Briens Pass.
    Oh nein, das wäre ein unverzeihlicher Eingriff in seine Privatsphäre … Andererseits scheute er sich ja auch nicht davor, fremde Briefe zu lesen. Ehe sie es sich anders überlegen konnte, klappte sie den Pass auf und starrte sein Bild an. Natürlich war es keines dieser Verbrecherfotos, wie normale Menschen sie vom Passbilderfotografen akzeptieren mussten. Zwar blickte er ernst in die Kamera. Selbst in dieser Pose schien jedoch der leicht spöttische Zug um seine Mundwinkel zu liegen.
    Er war vierunddreißig Jahre alt, und die zahlreichen Stempel ließen darauf schließen, dass er ausgesprochen viel reiste. Gerade war er offenbar aus dem Ausland zurückgekehrt. Sie kannte einige Workaholics, aber das fand sie doch ziemlich extrem. Er war eben in Sydney gelandet und direkt ins Büro gefahren anstatt nach Hause?
    Sein Blick auf dem Foto schien sie praktisch zu durchbohren. Hastig klappte sie den Pass zu. Als sie plötzlich Stimmen hörte, fuhr sie erschrocken zusammen. Himmel, sie war kurz davor, auf frischer Tat ertappt zu werden!
    Vor lauter Schreck ließ sie den Pass fallen. Die Stimmen draußen wurden lauter, und ein dumpfes Gepolter erklang. Offenbar waren die Möbelpacker zurück und hievten irgendein schweres Möbelstück in den Empfangsraum. Eilig hechtete Sophie nach dem Pass und fegte dabei einen Stapel Papiere und Aktenordner vom Schreibtisch. Nachdem sie den Pass auf der Tischplatte abgelegt hatte, kniete sie sich hin, um die wild verstreuten Papiere aufzusammeln und wieder an Ort und Stelle zu platzieren. Ach ja, die Aktentasche! Die hatte doch auf dem Boden gestanden …
    Einen Moment lang erwog sie panisch, sich in der Teeküche zu verstecken. Schließlich verwarf sie den feigen Gedanken wieder. Das würde sie jetzt durchstehen! Also straffte sie die Schultern, heftete den Blick auf die Tür und machte sich innerlich auf das Schlimmste gefasst.
    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Connor O’Brien betrat sein Büro. Als er sie erblickte, konnte sie förmlich zusehen, wie sein Erstaunen sich in Verachtung verwandelte. Es schien ihn kein bisschen zu wundern, sie hier vorzufinden. Und dann fiel ihr der Pass ein, der knallrot und verräterisch mitten auf dem Tisch lag. Als Connor sich zur Tür umdrehte, um sie behutsam zu schließen, schnappte Sophie sich den Pass. Nachdem sie ihn blitzschnell unter das T-Shirt geschoben hatte, setzte sie sich auf die Schreibtischplatte.
    Connor wandte sich wieder seinem ungebetenen Gast zu.
    Grimmig musterte er Sophie und hatte die dunklen Brauen fragend hochgezogen. Wie man die Sache drehte und wendete: Besonders erbaut wirkte er nicht über ihre Gegenwart.
    „Kann ich irgendetwas für Sie tun?“, fragte er höflich und dabei leicht ironisch.
    Unbewusst befeuchtete Sophie sich die trockenen Lippen mit der Zungenspitze. „Oh, wissen Sie, tut mir leid, dass ich hier so einfach reinplatze, aber …“ Aber was? „Ich wollte kurz mit Ihnen reden. Nun ja, die Tür stand offen, und da …“ Sie fuchtelte in der Luft herum. „Da habe ich mir erlaubt, hereinzukommen.“
    Das überzeugte ihn offenbar nicht

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