COLLECTION BACCARA Band 0287
gefährliche Entwicklung. Ab jetzt musste er doppelt aufpassen. Oberstes Gebot in seinem Beruf war es, stets und in jeder Situation emotionalen Abstand zu wahren. Sich auf nichts einzulassen. Über den Dingen zu stehen. Sonst war man verloren.
Nach dem tragischen Verlust seiner Frau und seines Sohnes hatte er sich geschworen, keine Frau mehr in sein Leben zu lassen. Gelegentliche Rendezvous in anonymen Hotelzimmern mit Partnerinnen, die genauso wenig von ihm erwarteten, wie er bereit war zu geben – dabei musste es bleiben. Mehr würde er sich nie wieder gestatten.
Dann musste er an Sophie denken. Vielleicht war sie tatsächlich nur eine harmlose junge Frau. Sofort verwarf er den Gedanken. So sehr konnte Sir Frank nicht danebenliegen. Der alte Haudegen verfügte schließlich über einen geradezu legendären Instinkt.
Und weshalb sollte sich eine nette, unschuldige Sprachtherapeutin mit einem eiskalten Bürokraten wie Elliot Fraser einlassen? Okay, möglich, dass Elliot gerade die berühmte Midlife-Crisis durchmachte. Das erklärte aber nicht, was Sophie an ihm fand. Es gab genug Männer in ihrem Alter, die sie mit ihrem Charme beglücken konnte.
Connor merkte, wie ihn das Jagdfieber packte. Normalerweise langweilten ihn Überwachungsaufträge, aber diesmal war es anders. Seine Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und sich jeder Situation anzupassen, machte ihn zum perfekten Ermittler. Wenn es im Fall Miss Sophie Woodruff etwas aufzudecken gab, dann war er der Richtige. Daran zweifelte er keine Sekunde.
Als Erstes musste er diesen geheimnisvollen Brief in die Finger bekommen.
3. KAPITEL
„Sophie?“
Unwillkürlich umklammerte Sophie den Telefonhörer fester. „Oh. Elliot. Ich wollte dich auch gerade anrufen. Da gibt es etwas …“
„Ich habe keine Zeit zum Plaudern“, unterbrach er sie barsch. „Hör mal, da die Sache jetzt konkret wird, sollten wir uns dringend zusammensetzen und die Situation besprechen. Wie wäre es morgen Abend zum Dinner?“
Ihr Herz machte einen freudigen Sprung. „Oh.“ Dinner – bei ihm zu Hause? Innerlich eröffnete sich ihr bereits eine ganz neue Welt: Dem Abendessen mit Elliot und seiner Frau würden weitere Dinnereinladungen folgen, Einladungen zu Familienfeiern … „Gern, Elliot, ich freue mich sehr darauf, deine …“
Wieder fiel er ihr ins Wort: „Abgemacht. Morgen Abend dann im The Sands. Kennst du dich in Shellwater aus?“
Ein Restaurant, dachte Sophie enttäuscht. Dennoch gestattete sie sich nicht, sich in dieses negative Gefühl hineinzusteigern. Immerhin war das besser als eine Tasse Kaffee in irgendeinem Coffeeshop wie beim letzten Mal. Sie machten Fortschritte.
„Wir sehen uns also um sieben.“ Damit legte Elliot auf, bevor sie ihm beichten konnte, was passiert war. Vielleicht besser so.
Mit ein bisschen Glück fand sie den Brief wieder, und Elliot brauchte nie von ihrer Schusseligkeit zu erfahren. Obwohl sie nicht ernsthaft daran glaubte, dass der Brief auftauchte, wenn sie ehrlich war. Jedenfalls standen die Chancen dafür, noch mal in Connors Büro zu gelangen, ziemlich schlecht.
Zufällig hatte sie nämlich beobachtet, wie noch am selben Tag die Schlösser an der Tür ausgetauscht worden waren.
Seit ein paar Wochen begegneten sie einander nur flüchtig. Doch wann immer sich ihre Blicke zufällig trafen, überlief es sie abwechselnd heiß und kalt bei der Erinnerung an seinen Kuss. Sogar bis in ihre Träume verfolgte Connor sie. Sie ertappte sich schon dabei, wie sie sich auf der Straße nach jeder hochgewachsenen Gestalt umdrehte.
Auch in der Praxis gehörte er zum Tagesgespräch, zumindest bei den weiblichen Angestellten.
Die Rezeptionistin Cindy verkündete eines Morgens triumphierend: „Wisst ihr was, Kinder? Er ist nicht verheiratet!“ Natürlich wusste Sophie sofort, wer gemeint war. Obwohl sie mit dem Tratsch nichts zu tun haben wollte, war sie andererseits gierig auf jede neue Information über diesen geheimnisvollen Mann.
Selbst im Internet hatte sie nach ihm geforscht. Seinen Namen hatte sie dort zwar nicht gefunden. Dafür war sie auf einen anderen, älteren O’Brien gestoßen. Dieser war Milliardär gewesen und im vergangenen Jahr verstorben. Offensichtlich ein großzügiger Wohltäter, denn er hatte dem Alexandra einen komplett neuen Flügel finanziert.
Die rote Farbe von Connors Pass besagte, dass er im diplomatischen Dienst stand. Diese Information hatte sie ebenfalls aus dem Internet erfahren. Nun, das
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