COLLECTION BACCARA Band 0287
Verlust gestehen zu müssen, wurde ihr übel. Er war ohnehin nicht gerade begeistert davon, plötzlich eine Tochter zu haben. Dass das Schreiben verschwunden war, würde seine Sympathie für sie bestimmt nicht fördern. Der Umschlag befand sich irgendwo in Connors Räumen, da war sie sicher. Und es war nur eine Frage der Zeit, bis er ihn fand. Falls er ihn dann las … Connor kannte Elliots Vater. Die Existenz einer Enkeltochter würde er ihm wohl kaum verschweigen.
Wenn Connor also redete, würde Elliot ihr das nie verzeihen.
Einen verrückten Augenblick lang wollte sie Connor schon bitten, den Brief zu suchen. Zum Glück hielt ihr Stolz sie rechtzeitig davon ab, sich dadurch zum Narren zu machen. Und überhaupt – sie konnte sowieso nie wieder mit Connor sprechen. Das gestrige Desaster würde immer zwischen ihnen stehen.
„Sophie Woodruff hat keine Affäre mit Elliot“, erklärte Connor entschieden.
Sir Frank betrachtete ihn skeptisch. Die beiden Männer hatten für ihr heimliches Treffen den Zoo gewählt. „Bist du sicher?“, hakte der Ältere nach.
„Ganz sicher.“ Es sei denn, sie verfügt über ein herausra gendes Schauspieltalent. Connor merkte selbst, wie gereizt er klang. Für Sir Frank ließ sich das notfalls leicht mit der ungewöhnlichen Hitze begründen.
Am liebsten hätte er die ganze Sache hingeworfen. Auf einmal sah er sein kostbares Einzelgängerdasein bedroht – und das wegen der überschäumenden Fantasie eines alten Mannes. Sollte Connor seine Fähigkeiten nicht eigentlich besser zum Wohl seines Landes einsetzen? Wen scherte es, ob Elliot Fraser sich zum Narren machte?
Stirnrunzelnd schüttelte Sir Frank den Kopf. „Aber wenn es keine Affäre ist, was führt sie dann im Schilde? Hast du wenigstens ihre Wohnung unter die Lupe genommen?“
Missmutig ballte Connor die Fäuste in den Hosentaschen. Nein, zu dieser Geschmacklosigkeit hatte er sich nicht durchringen können. Verdammt, er war schließlich kein schäbiger Schnüffler wie in einer dieser billigen Krimiserien! „Sie arbeitet als Sprachtherapeutin im Alexandra, das wissen Sie doch. Aus irgendeinem Grund ist sie zu Stillschweigen verpflichtet, was ihre Beziehung zu Elliot betrifft. Auf jeden Fall hat er das Sagen. Vermutlich hängt es mit dem Jungen zusammen. Das wäre zumindest eine logische Erklärung.“
Im Schatten eines Baums blieb Connor stehen und zog die Büroschlüssel aus der Hosentasche. „Hier, Sir Frank. Leider bin ich eine Fehlbesetzung für diesen Job.“
Der alte Herr musterte ihn forschend und schob Connors ausgestreckte Hand mit einer herrischen Geste zurück. „Moment, junger Mann. Was soll das heißen? Du nimmst es locker mit Terroristen und Attentätern auf. Und einem Kerl wie dir fehlt der Mumm, ein Mädchen zu observieren?“
„Eine Frau“, korrigierte Connor ihn. „Sie ist kein Mädchen, sondern eine Frau.“ Und eine ganz bezaubernde noch dazu …
„Ach, tatsächlich?“ Ein wissendes Lächeln breitete sich auf Sir Franks Gesicht aus. „Nun, dann folge dem Ruf der Natur und verführe sie. Und dabei installierst du eine Wanze in ihrem Telefon und eine in ihrem Schlafzimmer. Du wirkst so nervös – ein bisschen weibliche Gesellschaft wird dir guttun.“
Es ging Connor gehörig gegen den Strich, Sophie auszuspionieren wie eine gewöhnliche Kriminelle. Außerdem würde sie nach seinem Verhalten am vergangenen Abend ohnehin kein Wort mehr mit ihm reden. Wahrscheinlich empfand sie nur noch Verachtung für ihn.
Andererseits konnte er sie auch nicht vergessen – er hatte sozusagen einmal von der verbotenen Frucht gekostet und kam nicht von der Süße los. Er wollte alles.
Das erste Mal sollte für eine Frau ein unvergesslich romantisches Erlebnis sein. Himmel, selbst er konnte sich ganz genau an sein erstes Mal erinnern! Sophie hingegen würde damit immer die grausame Demütigung verbinden, die er ihr zugefügt hatte. Bis irgendwann ein anderer kam, der sensibel genug war und die Erinnerung daran auslöschen konnte.
Die Stadt zu verlassen war das einzig Anständige, das er jetzt noch tun konnte. Er musste aus ihrem Leben verschwinden.
Gerade wollte er Sir Frank seinen Entschluss mitteilen, als dieser nachdenklich den Kopf wiegte und das Wort ergriff. Als hätte er Connors Gedanken gelesen, bemerkte der alte Mann: „Nun, falls du wirklich hinschmeißen willst, engagiere ich eben einen Privatdetektiv.“
„Nein“, stieß Connor schroff hervor. Die Vorstellung, dass irgendein schmieriger
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