COLLECTION BACCARA Band 0287
seiner Brieftasche, das er immer bei sich trug. Es war vor sechs Jahren in Paris aufgenommen worden und zeigte eine lachende Blondine und einen ebenso fröhlichen Jungen – seine Frau und seinen Sohn. Lange hatte er das Bild nicht mehr betrachtet. Er hatte es einfach nicht über sich gebracht, sich dem Anblick zu stellen.
Seufzend legte er das Foto auf seinen Schreibtisch und wandte sich wieder den Djara Djara zu. Wirklich ein verlockender Rechtsstreit. Zum ersten Mal seit Jahren verspürte Connor Lust, sich als Anwalt für die Rechte benachteiligter Menschen einzusetzen. Die Djara Djara könnten einen kompetenten und engagierten Mann wie ihn sicher brauchen. Aber er hatte sich ja bereits für einen anderen Weg entschieden, einen gefährlichen Weg … Connor O’Brien, Spezialist für Undercovereinsätze. Er war immer an vorderster Front, wenn es darum ging, sein Leben zu riskieren.
Doch der Tod hatte ihn bisher nicht gewollt. Aus heutiger Sicht kam ihm sein Leben der vergangenen Jahre wie der reine Irrsinn vor. Jetzt hatte ihn das Schicksal hierher geführt und lockte ihn mit einer Arbeit, die ihn früher völlig ausgefüllt hatte. Und es lockte ihn mit einer jungen, unverbrauchten Frau, deren Zauber er sich nicht entziehen konnte …
Während der Nächte, die er in seinem Wagen vor ihrem Haus in Neutral Bay verbrachte, brannte er förmlich vor Verlangen nach ihrem geschmeidigen Körper und ihren vollen Lippen. Er sehnte sich danach, zu ihr unter die Laken zu schlüpfen. Er wollte vollenden, was er in jener Nacht am Strand so überstürzt beendet hatte.
Aber er konnte nun einmal nicht tun, was er wollte.
Ein kleines Abenteuer mit der unerfahrenen Sophie anzufangen war unmöglich. So abgebrüht war er nicht, dass er mit den Gefühlen eines anderen Menschen spielte. Sophie war nicht der Typ für einen One-Night-Stand. Sie wünschte sich eine Beziehung, eine verlässliche Partnerschaft. Und die konnte er ihr nicht bieten. Also ließ er besser ganz die Finger von ihr – so schwer es ihm auch fiel.
Auf der anderen Seite der Wand zwischen ihren Büros versuchte Sophie mit mäßigem Erfolg, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Im Laufe des Nachmittags hatte der Himmel sich bedrohlich bezogen. Vereinzeltes Donnergrollen kündigte ein Gewitter an, das hoffentlich die dringend nötige Abkühlung brachte.
Verzweifelt fragte sich Sophie, wie lange sie so weitermachen konnte. Seit einer Woche tat sie nachts kaum ein Auge zu, weil der geheimnisvolle Connor O’Brien sie bis in ihre Träume verfolgte. Sie trödelte bei der Arbeit, weil ihre Gedanken ständig abschweiften. Deshalb hockte sie auch jetzt noch hier und schrieb Berichte, während ihre Kollegen sich längst ins Wochenende verabschiedet hatten.
Und dann die Sache mit dem verschwundenen Brief! Danach musste sie in Connors Büro unbedingt noch einmal suchen. Aber wie sollte sie ihn darauf ansprechen, wenn er sie so hartnäckig ignorierte? So ein Unsinn, schimpfte sie im Stillen mit sich. Sie waren beide erwachsene Menschen. Warum klopfte sie nicht einfach an seine Tür und fragte ihn? Er würde sie kaum rausschmeißen – auch wenn er sie vermutlich für eine Nymphomanin hielt, die einen erneuten Annährungsversuch startete.
Aufstöhnend schlug Sophie die Hände vors Gesicht.
Eine weitere Demütigung könnte sie nicht ertragen. Doch wenn sie nicht handelte, würde ein weiteres Wochenende nutzlos verstreichen. Ehe sie es sich anders überlegen konnte, sprang sie auf und frischte ihr Make-up auf. Dann marschierte sie den menschenleeren Gang entlang zu Connors Räumen. Sie wollte schon wieder in ihr Büro fliehen und tun, als hätte sie es nie verlassen, als plötzlich die Tür von innen geöffnet wurde.
„Oh, Sophie. Hallo.“ Connors ernster Blick heiterte sich auf, und er trat einen Schritt zurück.
„Tut mir leid, dich zu stören. Aber ich muss unbedingt meinen Brief finden. Ich dachte mir, wir könnten vielleicht zusammen hier suchen.“
Nach kurzem Zögern, das sein Widerstreben deutlich machte, bat er sie herein. Sophie achtete darauf, ausreichend Abstand zu halten, und folgte ihm durch den Empfangsraum bis ins Allerheiligste, sein Büro.
Ihr Herz hämmerte in ihrem Brustkorb. Sie atmete tief durch und plapperte einfach drauflos, um das unangenehme Schweigen zu durchbrechen. „Ich weiß genau, dass ich den Umschlag hier verloren habe, als ich meiner Kollegin beim Packen geholfen habe. Bestimmt steckt er hinter irgendeinem Regal. Ich meine, kann
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