COLLECTION BACCARA Band 0287
sich das Kinn. „Es kann nicht schaden, ein bisschen weiterzubohren. Aber bist du sicher, dass du das möchtest? Am Ende könntest du auf etwas stoßen, das du lieber gar nicht wissen willst.“
„Das ist mir klar. Selbst wenn aus der Sache mit Elliot nichts werden sollte, gibt es da noch Matthew. Ich habe mir immer einen kleinen Bruder gewünscht. Weißt du, ich fürchte, Elliot geht nicht besonders liebevoll mit ihm um. Das ist gar nicht gut für die Entwicklung eines Kindes. Matthew braucht Menschen um sich herum, die sich mit ihm beschäftigen und sich für ihn interessieren.“
„Nun, das tun ja sicher andere Mitglieder der Familie, glaubst du nicht?“
„Hoffentlich.“ Sie griff nach einem Taschentuch, um sich Pfirsichsaft vom Kinn zu tupfen. „Ach, manchmal denke ich, ich sollte die ganze Sache einfach vergessen und Elliot in Ruhe lassen“, meinte sie seufzend.
Das würde Elliot eine Menge Kopfzerbrechen ersparen. Und Sir Frank auch. Oder täuschte er sich da? Connor erkannte den wehmütigen Ausdruck in Sophies wunderschönen blauen Augen und bereute seinen Gedanken sofort. Hatte Elliot es überhaupt verdient, dass man ihn schonte? Hatte nicht jedes Kind ein Recht darauf, alles über seine Wurzeln zu erfahren? Und wäre Sir Frank nicht sogar entzückt von dieser Enkeltochter, die ihm das Schicksal da bescherte?
„Bitte sprich mit niemandem darüber“, meinte Sophie jetzt, als hätte sie seine Gedanken gelesen. „Das habe ich Elliot versprochen.“
Das hatte sie vielleicht getan – Connor jedoch nicht.
Besorgt schaute sie ihn an. „Du willst es doch nicht etwa seinem Vater erzählen, oder? Es wäre Elliot gegenüber nicht fair, wenn sein alter Herr das von Dritten erfährt. Eine solche Neuigkeit muss Elliot seinem Vater selbst mitteilen, das geht nicht anders.“ Sophie legte die Hand auf Connors Arm. „Womöglich kriegt Elliot ja die Kurve und ist plötzlich ganz begeistert von seiner Tochter. Deswegen möchte ich lieber nichts überstürzen.“ Sie beugte sich vor, wobei das Hemd verrutschte und ein Stück ihrer cremig weißen Haut entblößte. „Verstehst du? Wenn sein Vater davon hört, wird Elliot mir das nie verzeihen. Hätte ich diesen dämlichen Brief nicht verloren, wüsstest du ja ohnehin nichts davon.“
Connor zögerte. Er schuldete Sir Frank die Wahrheit, daran war nicht zu rütteln. Die Ermittlung zog sich ohnehin schon ewig hin. Wie lange würde Elliot noch abblocken? Connor war der Meinung, dass jeder anständige Mann – besonders, wenn er wohlhabend war – auch ein uneheliches Kind mit offenen Armen aufnehmen sollte. Das konnte ja durchaus diskret geschehen.
Allerdings bestätigte Sophie seine eher negative Meinung von dem Mann. Und Connor wollte nicht dafür verantwortlich sein, wenn Sophie Leid angetan wurde.
„Sir Frank ist ein alter Mann“, gab er zu bedenken. „Er wird nicht für immer da sein. Gut möglich, dass er nie von dir erfährt, wenn Elliot nicht bald den Mund aufmacht. Das wäre eine unvorstellbare Tragödie …“
„Aber … Nein, Connor. Versprich mir bitte, dass du nichts sagst.“
Ihr flehender Blick rührte ihn im tiefsten Innern. Sie wirkte zerbrechlich und schutzbedürftig, so wie sie da in seinem für sie viel zu großen Hemd vor ihm saß. Womöglich hatte sie ja recht und Elliot verdiente eine Chance. Immerhin hatte sie eine Menge zu verlieren. Andererseits fühlte Connor sich Sir Frank gegenüber verpflichtet. Der Mann verließ sich auf ihn und vertraute ihm. Wie er es auch drehte und wendete: Einer würde das Nachsehen haben.
Am Ende entschloss Connor sich für einen Kompromiss. „Das ist alles nicht so einfach, Sophie. Ich könnte Sir Frank zufällig über den Weg laufen und käme mir ziemlich mies vor, wenn ich ihm etwas so Wichtiges verschweige. Warten wir ab, wie sich die Sache mit Elliot entwickelt. Wenn er bis zum Herbst nicht zur Vernunft kommt, reden wir noch mal darüber.“ Er nahm ein Taschentuch und tupfte Sophie sanft den Pfirsichsaft ab, der zwischen ihren Brüsten herunterlief.
Herbst.
Damit blieb ihr wenigstens eine kleine Galgenfrist. Plötzlich hatte sie keine Lust mehr, sich weiter mit diesem Thema zu beschäftigen. Himmel, schließlich lag sie an einem verregneten Sonnabend im Bett mit einem großen, starken, sinnlichen Mann!
Und auch für den Rest des Tages verließen sie das Bett nicht. Connor brachte ihr eine Menge über die Kunst der Liebe bei, und Sophie erwies sich als willige Schülerin. Am Abend lieferte
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